Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 11.04.2025, Seite 11 / Feuilleton
Kulturpolitik

Lach doch mal

Joe Chialo soll Bundeskulturbeauf­tragter werden
Von Peter Merg
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Hat noch einen auf Lager: Joe Chialo (13.11.2024)

Humor haben sie ja. Wie die Berliner Zeitung (Donnerstag) aus Parteikreisen erfahren haben will, wird der Berliner Kultursenator Joe Chialo (CDU) demnächst Bundesbeauftragter für Kultur und Medien. Gerade haben sich CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag verständigt. Die neue »Groko« wird nun auch über die Nachfolge der bisherigen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) befinden müssen. Weil dank des deutschen Föderalismus die Kulturpolitik Ländersache ist, gibt es kein eigenes Bundesministerium.

Der frühere Musikmanager Chialo war mal Roths Parteifreund, schloss sich aber 2016 den Christdemokraten an. Seit April 2023 ist er Kultursenator in Berlin und fiel als solcher gleich doppelt unangenehm auf. Zunächst versuchte er, den Kampf gegen echten und vermeintlichen Antisemitismus mittels einer »Antisemitismusklausel« in Förderanträgen administrativ zu führen und zugleich unliebsame Kritiker mundtot zu machen. Das Vorhaben wurde wegen offenkundiger Rechtswidrigkeit und wegen des starken Widerstands aus dem Kulturleben kassiert. Dann akzeptierte der 54jährige ohne nennenswerten Widerstand, dass der »schwarz-rote« Senat seine umfangreichen Sparvorhaben vor allem zu Lasten der Berliner Kulturszene umsetzen will. Wahrscheinlich hat sich Chialo gerade dadurch für den neuen Job qualifiziert. Ein bitterer Witz. Den Bock zum Gärtner zu machen scheint nicht nur beim Kanzlerposten das leitende Prinzip der »schwarz-roten« Personalentscheidungen zu sein. Immerhin konsequent.

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