Nachschlag: Schuss ins Knie

Schon um 1900 hat es der deutsche Adel nicht leicht, besonders wenn er weiblich ist und Ambitionen hat: Luise von Kummerveldt will Schriftstellerin werden, scheitert aber erst wegen ihres Geschlechts, dann (unter Pseudonym) wegen ihres Stils an den Verlegern. Außerdem nervt Bruder Veit, der sie verheiraten will und mit dem sie sich in albernen Mutproben misst. Alles voll schlimm, das Leben ist gemein. Luise muckt auf, und zwar so, dass sie in echt schnell im »Sanatorium« gelandet wäre. In der Miniserie bleibt das Empowerment ohne Konsequenzen (trotzdem sehr schön: Luise schießt Veit beim Duell ins Bein). Auch sonst wird mehr ins Hier und Jetzt geschielt. Der Kampf um Frauenrechte spielt sich auf einer privilegierten Ebene ab. Zwar kommt mal das »Manifest« ins Bild, aber die Situation von Proletarierinnen spielt nur ganz am Rande eine Rolle: als Plot für Luises erfolgreichen Roman, den dann – Spoiler! – ihr fieser Bruder für sich beansprucht. Hach, der Adel hat es eben nicht leicht. (af)
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Leserbrief von Dortex (11. April 2025 um 07:39 Uhr)Ich möchte auf den Podcast vom WDR aufmerksam machen über Mohamed Drame: »Wenn die Polizei tötet«. Er ist zur Abstimmung beim CIVIS Podcastpreis 2025 der EU gelistet. Also vote! bei www.civispodcastpreis.eu. Attraktive Preise sind auch ausgelobt.
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