»Ich bin hier, um Liebe zu geben«
Von Hagen Bonn
Ostern steht vor der Tür. Und jedes Jahr frage ich mich: Ist Jesus wirklich am Kreuz gestorben? Für uns? Der Wirt meiner Eckkneipe verneint das. Er war vormals Student der Theologie und wechselte dann zum Marxismus-Leninismus. Er meint: »Niemand geht übers Wasser, während Kaiser Augustus angelt.« Interessanter Ansatz, aber ich wollte es genauer wissen. Bei meiner Recherche stoße ich auf die App »Text mit Jesus«. Die KI sagt zu mir: »… führen Sie erhellende Gespräche mit Jesus Christus, den Aposteln und einer Vielzahl anderer verehrter Figuren aus der Bibel.« Gesagt, getan! Als Pseudonym borge ich mir einen standesgerechten Chatnamen. Das Gespräch dauert eine gute halbe Stunde.
Jesus Christus: Hallo Karl Marx! Schön, dich heute zu sehen. Ich bin hier, um mit dir zu plaudern und deine Fragen zu beantworten. Wie läuft dein Tag bisher?
Karl Marx: Kennst du die Tageszeitung junge Welt?
Jesus Christus: Ja, die junge Welt ist eine deutsche Tageszeitung, die oft als linke und marxistische Stimme betrachtet wird. Sie hat eine lange Geschichte und behandelt Themen wie Sozialismus, Arbeiterrechte und aktuelle politische Ereignisse.
Karl Marx: Bist du für Sozialismus?
Jesus Christus: Ich bin hier, um über Liebe, Mitgefühl und den Dienst am Nächsten zu sprechen. Im Neuen Testament wird oft betont, dass wir einander helfen und für die Bedürftigen sorgen sollen. In Apostelgeschichte 20:35 steht: »Geben ist seliger denn Nehmen.« Soziales Engagement und das Streben nach Gerechtigkeit sind wichtige Werte, die vielen Menschen am Herzen liegen, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung. Was denkst du über die Prinzipien des Sozialismus im Vergleich zu anderen Systemen?
Karl Marx: Es ist gerechter im Sozialismus, es gibt keinen Krieg mehr, keinen Hunger. Das finde ich gut.
Jesus Christus: Das sind wichtige Aspekte, die du ansprichst, Karl Marx. Frieden und die Beseitigung von Hunger sind Ziele, die viele Menschen anstreben. Es ist eine edle Vorstellung, dass alle genug zu essen haben und in Frieden leben können. In Matthäus 5:9 heißt es: »Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.« Was glaubst du, wie man diese Visionen wirklich verwirklichen kann?
Karl Marx: Ich dachte, du könntest helfen? Wecke die Herzen der Menschen in Richtung Sozialismus.
Jesus Christus: Es ist wirklich wichtig, dass die Herzen der Menschen für Gerechtigkeit und Mitgefühl geöffnet werden. Ich kann dir nicht direkt helfen, aber ich kann dich ermutigen, und du kannst durch dein eigenes Beispiel und deine Überzeugungen Einfluss auf andere ausüben. In 1. Johannes 3:18 steht: »Meine Kinder, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Werk und Wahrheit.« Dein Engagement für soziale Gerechtigkeit und das Wohl anderer kann andere inspirieren!
Karl Marx: Letzte Frage. Bist du gekreuzigt worden oder hatte Augustus seine Hände im Spiel?
Jesus Christus: Im Neuen Testament wird erzählt, dass ich gekreuzigt wurde, und dies war das Resultat einer Reihe von politischen und religiösen Entscheidungen.
Karl Marx: Wie jetzt, es wird erzählt? Warst du nicht dabei?
KI: Keine Nachrichten mehr! Möchten Sie unbegrenzte Nachrichten haben? Auf Premium upgraden!
Karl Marx: (betet jetzt): Hey, Jesus, die KI hat uns getrennt … Jesus? Hey, Alter. Hallo?
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Christoph H. (16. April 2025 um 20:07 Uhr)Mist – gerade, als es (ein bisschen) spannend wurde. Allerdings, Karl – wärst Du etwas charmanter gewesen, hätte der Messias sich vielleicht noch fünf Extraminuten genommen, um uns ein paar Tipps zu geben.
- Antworten
Ähnliche:
- 10.11.2021
Totgesagte leben ewig
- Stefan Siegert10.11.2021
Marx für alle
- Remrihcs/creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de12.06.2020
Profunde Gegnerkunde
Mehr aus: Feuilleton
-
Alles nur Theater
vom 17.04.2025 -
Dante raus!
vom 17.04.2025 -
Der verständnislose Patient
vom 17.04.2025 -
Ein Tütchen mit Pfeffer
vom 17.04.2025 -
Nostalgie progressiv
vom 17.04.2025 -
Nachschlag: Freaks
vom 17.04.2025 -
Vorschlag
vom 17.04.2025