Bericht: Trump soll für Mai geplanten Angriff auf Irans Atomanlagen abgelehnt haben

Washington/Tel Aviv. US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge Israel die Unterstützung für einen Angriff auf Atomanlagen im Iran verweigert. Stattdessen habe Trump sich für Verhandlungen mit Teheran ausgesprochen, berichtet die New York Times unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte. Für die Angriffe auf iranische Nuklearanlagen seien mehrere Szenarien im Gespräch gewesen. Fast alle hätten die Unterstützung des US-Militärs erfordert - sowohl um den Erfolg der Pläne zu gewährleisten als auch um Israel vor einem Gegenschlag des Iran zu schützen. Schließlich sei ein Plan für einen Angriff erarbeitet worden, der dem Bericht zufolge Anfang Mai beginnen und mehr als eine Woche dauern sollte.
Die israelische Regierung soll damit gerechnet haben, dass Trump die Pläne unterstützen würde, hieß es weiter. Doch mehrere Mitglieder der US-Regierung seien skeptisch gewesen, darunter Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, die vor einem größeren Konflikt mit dem Iran gewarnt habe. Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident Vance hätten Zweifel gehabt. Trump habe Netanjahu schließlich seine Entscheidung gegen einen Angriff bei einem Treffen am 7. April im Oval Office mitgeteilt. Bei einer Pressekonferenz im Anschluss kündigte Trump Gespräche zwischen den USA und dem Iran an. Wie schon zuvor drohte er aber mit militärischen Konsequenzen, falls Teheran einem neuen Abkommen zur Begrenzung seines Atomprogramms nicht zustimmen sollte.
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu veröffentlichte am Donnerstag nach Erscheinen des Artikels eine Erklärung, die sich aber nicht dazu äußerte, ob die Angaben zutreffen. Mehrere israelische Medien hoben hervor, der Bericht der New York Times sei somit nicht dementiert worden.
Israelische Politiker außerhalb der Regierungskoalition geben sich derweil kriegsentschlossener als Netanjahu. Der israelische »Oppositionsführer« Jair Lapid schrieb in einem Kommentar auf der Plattform X, er habe sich bereits im vergangenen Oktober dafür ausgesprochen, die iranischen Ölfelder anzugreifen. Die Zerstörung der iranischen Ölindustrie würde auch die Wirtschaft des Landes zerstören »und letztlich das Regime stürzen«, schrieb der ehemalige Regierungschef und fügte hinzu: »Netanjahu hatte Angst und hat es gestoppt.«
Ex-Premier Naftali Bennett warf Netanjahu nach Medienberichten vor, die Informationen zu dem verhinderten Angriff selbst durchgestochen zu haben. »Netanjahus Doktrin ist: drohen, drohen, drohen - und dann durchsickern zu lassen, dass er es tun wollte, aber daran gehindert wurde«, sagte Bennett demnach. Dies sei ein »gefährliches Konzept«. Es werde »keine weitere solche Gelegenheit geben«, ergänzte er. (dpa/jW)
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