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Aus: Ausgabe vom 17.04.2025, Seite 6 / Ausland
Nahostkonflikt

Königreich beklagt Komplott

Jordanien: Angebliche Terrorzellen ausgehoben
Von Jörg Tiedjen
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Es war die Hamas: Was Regierungssprecher Al-Momani offenließ, lieferten Agenturen nach (Amman, 15.4.2025)

Hat die Hamas einen Umsturz in Jordanien geplant und dazu ein Netzwerk von Verschwörern installiert? Diesen Anschein weckten Enthüllungen des jordanischen Geheimdienstes, die am Dienstag in Amman präsentiert wurden – pünktlich zum am Mittwoch gefeierten »Nationalen Flaggentag«, der an das erste Hissen der jordanischen Fahne und damit die Unabhängigkeit des Königreichs erinnert.

Wie die Zeitung Al-Kuds Al-Arabi berichtete, erklärte Regierungssprecher Mohammed Al-Momani am Dienstag auf einer Pressekonferenz, dass im Rahmen von seit 2021 laufenden Ermittlungen insgesamt 16 Personen verhaftet worden seien, die in vier »Zellen« operiert hätten. Eine sei bereits 2023 aufgeflogen und habe »Sprengstoffe und Waffen« gehortet. Eine zweite sei im Februar ausgehoben worden und mit der Herstellung von Raketen beschäftigt gewesen. Eine dritte habe Drohnen produziert und eine vierte Kombattanten angeworben.

Momani zufolge würden alle Festgenommenen wegen Terrorismus vor Gericht gebracht. Auf die Frage nach den politischen Hintergründen der mutmaßlichen Umstürzler antwortete er, dass sie »Mitglieder einer nicht zugelassenen Gruppe« seien, die er aber nicht namentlich nannte. Am Abend wurden dann im Fernsehen angebliche Geständnisse von acht der Angeklagten gesendet, wie die BBC berichtete. Sechs hätten angegeben, den Muslimbrüdern anzugehören, die jedoch alle Vorwürfe umgehend zurückwiesen. Reuters aber wurde konkreter und teilte unter Berufung auf Sicherheitskreise mit, dass die Verdächtigen Verbindungen zur Hamas hätten – die historisch ein Ableger der Bruderschaft ist.

Al-Kuds Al-Arabi zitierte auch den Senatspräsidenten Faisal Al-Fajez, der bei einem Besuch in der Provinz Dscharasch bedauert habe, dass »Jordanien vom Ausland und auch von Infiltratoren im Inland ins Visier genommen wird«, und dazu aufforderte, sich angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Veränderungen »hinter König Abdullah zu stellen«. Das dürfte auch die Geschehnisse vom Dienstag am besten auf den Punkt bringen.

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