Zentrale von Elbit Systems blockiert
Von Jacqueline Andres
Elbit zwinge Gaza in Zelte – »wir bringen unsere nach Ulm«: Ein Protestcamp in Ulm hat erneut die Schließung des größten israelischen Rüstungskonzerns Elbit Systems gefordert. Zusammen mit Musikern des Protestnetzwerks »Lebenslaute« blockierten Aktivisten der Kampagne »Shut Elbit Down« (Elbit dichtmachen) am Mittwoch die Zufahrt zur Ulmer Deutschland-Zentrale des Waffenherstellers. Für etwa 45 Minuten wollten sie gegen die Beteiligung des Rüstungskonzerns am Genozid in Gaza protestieren. Auch das palästinensische Volk besitze »ein Recht auf Leben in Würde, Sicherheit und Freiheit von israelischer Besatzung«, erklärte eine Musikerin von »Lebenslaute« dabei. In der baden-württembergischen Landesverfassung sei »Friedensliebe festgeschrieben«, nicht aber der Profit durch Rüstungsgüter, »mit denen Kinder zu Tausenden getötet werden«.
Von Dienstag bis Donnerstag hatte »Shut Elbit Down« ein Protestcamp an der Zentrale des Unternehmens organisiert. Das israelische Militär habe wiederholt Zeltlager bombardiert, »und Menschen verbrannten bei lebendigem Leibe«, erklärte eine Aktivistin der Kampagne gegenüber jW. »Wir errichten unsere Zelte symbolisch vor Elbit, um seine Mitverantwortung am Genozid aufzuzeigen und uns gegen den Profit mit Krieg und Völkermord auszusprechen.« Auf Grünflächen hatten die Aktivisten ihre kurzzeitigen Behausungen errichtet und mit rund 50 Personen Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Verstrickung von Elbit Systems abgehalten. Eine schwedische Aktivistin stellte auch die dortige Kampagne gegen den Konzern vor.
Elbit Systems gehört zu den Hauptausstattern des israelischen Militärs. Dieses bezieht rund 80 Prozent seiner Drohnen von dem Unternehmen aus Haifa. Im Jahr 2024 habe Elbit Bestellungen im Gesamtwert von mehr als fünf Milliarden US-Dollar vom israelischen Verteidigungsministerium erhalten, teilte das Unternehmen mit Veröffentlichung seines Jahresberichts am 18. März mit. »Vorbehaltlich weiterer, schwer vorhersehbarer Entwicklungen« könnte die gestiegene Nachfrage des Ministeriums »nach den Produkten und Lösungen des Unternehmens anhalten und dem Unternehmen wesentliche zusätzliche Aufträge bescheren«, hieß es weiter.
Im Vergleich zum Vorjahr konnte Elbit seinen Umsatz bereits um 14 Prozent auf 6,8 Milliarden US-Dollar (rund sechs Milliarden Euro) steigern, hieß es im Bericht. Diesen Zuwachs führt das Unternehmen auch auf den erhöhten Verkauf von Munition und Drohnen an Israel zurück. Elbit habe seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, »die Produktion massiv zu steigern, die Anforderungen der Kunden zu erfüllen und gleichzeitig eine starke Präsenz an der Seite der IDF aufrechtzuerhalten, indem es die Systeme während des Kampfes in Echtzeit aufrüstet«, hatte Geschäftsführer Bezhalel Machlis den Nutzen des Unternehmens am Völkermord in Gaza skizziert. Offenbar dient der mörderische Krieg Israels Elbit Systems als Laboratorium und Showroom für seine Produkte: So seien »zahlreiche neue technologische Fähigkeiten« zum ersten Mal vorgestellt worden, »was zur Ausweitung bestehender und neuer Verträge sowie zu erheblichem internationalen Interesse führte«, ließ sich der Firmenchef zitieren.
Die Beteiligung der Bundesrepublik am Krieg gegen Gaza bezifferte das britische Recherchenetzwerk »Shadow World Investigations« am Donnerstag anhand von Importdaten des israelischen Zolls. Demnach konnten trotz teilweise »vager Kategorien« des Zolls über das Jahr 2024 Lieferungen von »Komponenten für Kampffahrzeuge« im Wert von insgesamt 3,7 Millionen Euro sowie Sendungen von »Waffen und Munition« aus Deutschland im Wert von 4,3 Millionen Euro nachgewiesen werden. Die Bundesregierung veröffentlicht lediglich den Umfang genehmigter Lieferungen. Der Antwort auf eine Anfrage der BSW-Abgeordneten Sevim Dagdelen zufolge belief sich dieser Wert im Dezember 2024 auf einen Umfang von 161 Millionen Euro für das Gesamtjahr.
Jacqueline Andres ist aktiv in der Informationsstelle Militarisierung
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