Obamas neue Afghanistan-Strategie, die globalisierte NATO, Nostalgie vor Selbsterkenntnis beim Politevent und der Modegipfel der Firstladys - Einschätzuungen und Kommentare vor dem Gipfel.
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Rheinischer Merkur, 2. April
Obamas Alleingang
"... Er beschleunigt den Aufbau afghanischer Sicherheitskräfte und untermauert damit den Versuch, das Land zentral von Kabul aus zu steuern.
Dass er daneben das zivile Engagement betont, ist nicht so neu, wie die Europäer jetzt behaupten. Den „Comprehensive Approach“, das Konzept „Vernetzter Sicherheit“, hat die Nato vor einem Jahr auf ihrem Gipfeltreffen in Bukarest förmlich bestätigt – viele haben das schon wieder vergessen. Auch der Fokus auf Afghanistan und Pakistan ist keine Erfindung des neuen US-Präsidenten. Vorgänger Bush ließ Islamabad mehr als zehn Milliarden Dollar zukommen und genehmigte die Luftangriffe mit Drohnen, die Obama noch ausweiten will. ..."
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FAZ.NET , 3. April
Lebendig, aber innerlich zerissen
"... Die Nato dient in erster Linie dazu, militärische Sicherheit zu gewährleisten, und in der globalisierten Welt führt das eben über die Landesgrenzen hinaus auf ferne Kontinente. Sicherheit braucht auch Deutschland, das durch seine Verfassung und historische Prägung kein anderes der Nato vergleichbares Instrument der Verteidigungspolitik hat. Das muss sich unsere politische Klasse wieder stärker bewusstmachen."
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Los Angeles Times, 2.4.
How do we save NATO? We quit
"When he visits Strasbourg, France, this week to participate in festivities marking NATO's 60th anniversary, President Obama should deliver a valedictory address, announcing his intention to withdraw the United States from the alliance. The U.S. has done its job. It's time for Europe to assume full responsibility for its own security, freeing the U.S. to attend to more urgent priorities.
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Present-day NATO is a shadow of what it once was. Calling it a successful alliance today is the equivalent of calling General Motors a successful car company -- it privileges nostalgia over self-awareness.
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NATO's anniversary bash promises to be an historic event. As part of his promise to promote change, Obama should make it a farewell party."
deutsch:
Wie retten wir die NATO? Indem wir austreten
"Wenn er in dieser Woche Strasbourg ... besucht, um an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der NATO teilzunehmen, sollte Präsident Obama eine Abschiedsrede halten in der er die Absicht erklärt, die USA aus dem Bündnis zurückzuziehen. Die Vereinigten Staaten haben ihren Job erfüllt. Es wird Zeit, dass Europa die volle Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernimmt und die USA freistellt, sich dringerenden Aufgaben zuzuwenden.
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Heute ist die NATO nur ein Schatten dessen, was sie einmal war. Sie heute ein erfolgreiches Bündnis zu nennen ist genauso, wie General Motors als erfolgreiche Autofirma zu bezeichnen - man bevorzugt Nostalgie vor Selbsterkenntnis.
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Die Geburtstagsfete der NATO verspricht, ein historisches Ereignis zu werden. Als Teil seines Versprechens, den Wandel zu befördern, sollte Obama daraus eine Abschiedsparty machen."
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Kölner Stadt-Anzeiger, 3. April
NATO - dann feiert mal schön
"... Der Gipfel ist eine gewaltige Inszenierung, ein Polit-Event gegen die schlechte Stimmung. Allein die Anwesenheit des neuen US-Präsidenten Barack Obama in Europa garantiert der Veranstaltung eine Aufmerksamkeit, die ihr unter anderen Umständen niemals zuteil geworden wäre. Ein erheblicher Teil des Programms dient allein dem Zweck, schöne Bilder fürs Fernsehen zu erzeugen. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, neben Kanzlerin Angela Merkel der Gastgeber des Treffens, ist in solchen Dingen bekanntlich versiert wie niemand sonst.
Natürlich stehen auch wichtige Debatten und Beschlüsse beim Gipfel an. Vor allem zum weiteren Vorgehen in Afghanistan, über das Verhältnis zu Russland und über den künftigen Generalsekretär. Darüber hinaus aber gibt es eine große Show, massentauglich und bewegend..."
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Spiegel Online, 3.4.
Michelle Obama trifft Carla Bruni
"... Mit Spannung wurde deshalb das erste Aufeinandertreffen der Firstladys Bruni-Sarkozy und Obama erwartet. Am Freitagmittag nahm das französische Präsidentenpaar das amerikanische in Straßburg in Emfang.
Die beiden Frauen begrüßten sich dabei ausgesprochen herzlich. Michelle Obama - im schwarzen, mit Mohnblumen bedruckten Seidenkleid - waren die Strapazen der vergangenen Tage jedoch deutlich anzusehen.
Frischer, wenn auch deutlich weniger elegant, wirkte Bruni in einem hellgrauen Ledermantel im Achtziger-Jahre-Look - mit großer Schleife und Ärmeln in Glockenoptik.
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Zusammengestellt von Wiljo Heinen