Referenten aus sieben Ländern, Kunstausstellung und viel Musik: Afrika war der Schwerpunkt der XXIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13. Januar 2018 im Mercure-Hotel MOA in Berlin.
Kein Internationalismus ohne Antiimperialismus: Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz wurde erneut die Notwendigkeit hervorgehoben, sich gegen weitere Aufrüstung einzusetzen. Der Friedensaktivist Walter Listl, rief die Anwesenden dazu auf, im nächsten Monat wieder auf die Straße zu gehen. Am 17. Februar werde erneut die sogenannte Münchner Sicherheitskonferenz zusammentreten. »Die ist nichts anderes als eine Zusammenrottung von Waffenhändlern, Kriegsstrategen und ihren politischen Helfershelfern«, so Listl. Deren Treffen müsse gestört werden, denn die Kriegsgefahr nehme derzeit zu.
Doch nicht nur die traditionelle Friedensbewegung engagiert sich gegen die weitere Militarisierung der Bundesrepublik. Unter dem Titel »Abrüsten statt Aufrüsten« sammelt eine Initiative Unterschriften gegen die Erhöhung der Rüstungsausgaben. Barbara Majd-Amin von der Friedenskoordination Berlin führte aus, was die 2014 von den NATO-Staaten beschlossene Aufstockung der Armeebudgets auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die BRD bedeuten würde: Statt derzeit 37 Milliarden Euro für Armee und Rüstung würden dann 75 Milliarden Euro ausgegeben werden.
Besonders an dieser Kampagne ist die Beteiligung vieler Gewerkschafter, darunter auch bedeutender Funktionäre wie Malis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Demonstration gegen die Münchner »Sicherheitskonferenz«: 17. Februar, 13 Uhr, am Stachus, München. Kampagne »Abrüsten statt Aufrüsten«: www.abruesten.jetzt
Rhythmisch fängt die XXIII. Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin an: Die Mitglieder der Gruppe Ingoma sind in den Hauptsaal eingezogen. Die Burundi-Trommler sind Vertreter der Kultur ihres Landes, ihr Ritualtanz ist einzigartig in der Welt und zwingt zu Bewegung. Was könnte besser zur RLK passen?
In ihre Eröffnungsansprachen machten die Moderatoren Dr. Seltsam und Gina Pietsch auf die Bedeutung von Traditionen für den Befreiungskampf aufmerksam. Das diesjährige Motto der Konferenz, Amandla! Awethu! (in etwa: Alle Macht dem Volk!) sei schon vom südafrikanischen ANC, der gegen die Apartheid kämpfte, benutzt worden.
Wenige Stunden vor Beginn der XIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz sind in Berlin Referenten und Gäste zusammengekommen, um sich kennenzulernen und auf den morgigen Tag einzustimmen. jW-Chefredakteur Stefan Huth stellte die Arbeit der jungen Welt und des Verlags 8. Mai den Gästen aus Afrika, Lateinamerika, Asien und Europa vor.
Geschäftsführer Dietmar Koschmieder informierte die Anwesenden über die Geschichte der Konferenz und zitierte Gegner, die von der Rosa-Luxemburg-Konferenz als dem wichtigsten Treffen der radikalen Linken sprechen. Zudem verwies er auf die nahezu hundertjährige Geschichte der LL-Demonstration zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, eine Tradition, die auch durch Schikanen und Verbote nicht abgebrochen werden konnte.
Der Abend klang bei einem Glas Wein oder einem Schluck Bier aus. Die Gäste aus Kamerun, Nigeria, Côte d’Ivoire, Kuba, Venezuela, Österreich, Dänemark, China und anderen Ländern hätten so die Gelegenheit, sich kennenzulernen. Die Zeichen stehen vor der Konferenz am Sonnabend auf Erfolg.
Die Anreise hat begonnen: Zahlreiche Teilnehmer der XXIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz befinden sich bereits in Berlin. Auch die meisten Referentinnen und Referenten sind bereits angekommen. So konnte am Freitag vormittag Prof. Achille Mbembe am Flughafen Tegel begrüßt werden.
Ebenfalls eingetroffen ist die Delegation aus Venezuela mit insgesamt neun Mitgliedern. Leider mussten wir erfahren, dass der bekannte Historiker Vladmir Acosta nicht mitkommen konnte, da er erkrankt ist. Wir wünschen ihm gute Besserung! Doch Vizeaußenminister William Castillo, der Essayist Luis Britto García und Carolus Wimmer, internationaler Sekretär der KP Venezuelas, sind darauf vorbereitet, im Rahmen der Konferenz über die aktuelle Lage in ihrem Land zu berichten.
Warum die Rosa-Luxemburg-Konferenz überhaupt stattfinden kann, und was Sie dafür tun können
Auch dieses Jahr endet für die junge Welt bekanntlich nicht am 31. Dezember, sondern mit dem gemeinsamen Singen der Internationale zum Abschluss der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Samstag, den 13. Januar 2018, um genau 20 Uhr. Unmittelbar zuvor erfolgt unsere ganz spezielle Jahresbilanz: Leserinnen und Leser treffen sich und diskutieren mit Gleichgesinnten aus dem gesamten europäischen Raum. Spannende Vorträge von Linken aus aller Welt können ohne Sprachbarrieren verfolgt werden.
Diesmal erwarten wir Philosophen, Umweltschützer, Politiker und Künstler aus Afrika, aber auch Gäste aus China und Kuba. Venezuela wird eine große offizielle Delegation entsenden: Neben Vladimir Acosta und Luis Britto García, die zu den führenden marxistischen Intellektuellen des Landes gehören, sind hochrangige Vertreter der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei sowie des Außenministeriums angekündigt. Adel Amer, der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Israels, wird ebenfalls da sein.
Wer mit uns über den europäischen Tellerrand hinausblicken will, sollte sich rasch entscheiden. Zwar können wir im Berliner MOA-Konferenzhotel gut 3.000 Teilnehmende unterbringen. Doch wurden bereits über 1.300 Eintrittsbänder verkauft. Eingerechnet aller Helfer und geladener Gäste sind damit schon vor Weihnachten deutlich mehr als die Hälfte der Plätze vergeben. Wir empfehlen deshalb unseren Leserinnen und Lesern, sich rechtzeitig in jW-Ladengalerie oder auf rosa-luxemburg-konferenz.de die Eintrittsbänder zu besorgen. Sie ersparen sich damit langes Schlangestehen am Veranstaltungstag. Uns hilft das bei der Vorfinanzierung der sehr teuren Konferenz.
Um die Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz ressourcenmäßig abzusichern, genügen allerdings die Eintrittsgelder allein bei weitem nicht. So wäre diese Veranstaltung ohne eine kontinuierlich wachsende Zahl von jW-Print- und Onlineabonnenten nicht durchführbar. Zum einen entstehen die notwendigen internationalen Kontakte erst durch unsere tägliche journalistische Arbeit, die wiederum fast ausschließlich durch Abonnements finanziert wird. Von der inhaltlichen Konzeption der Konferenz bis zur konkreten Umsetzung absolvieren die Kolleginnen und Kollegen von Verlag und Redaktion zudem etliche Sonderschichten. Ihre Kraft reichte aber nicht aus, würden sie nicht von zahlreichen Helferinnen und Helfern unterstützt. Nur so kann dieses wichtigste und größte jährlich stattfindende Symposium der deutschsprachigen Linken (als welches der ehemalige IBM-Chef Deutschland, Hans-Olaf Henkel die Konferenz einstufte) überhaupt stattfinden.
Abonnieren sollten Sie die junge Welt allerdings vor allem für sich selbst (oder für Ihre Freunde): Präzise Informationen und Analysen der Zeitung helfen zu verstehen, was in der Welt geschieht. Noch nie war das ursprünglich bürgerliche Ideal der Aufklärung so bedroht wie in diesen Zeiten: Rechte Rattenfänger nutzen Unwissenheit und Halbwissen, um weitere Anhänger für ihre reaktionären bis faschistoiden Programme zu gewinnen. Imperialistische Kriege werden als legitimes Mittel verkauft, weltweit die Interessen des europäischen und damit vor allem des deutschen Kapitals durchzusetzen, auch und gerade in Afrika. Um solche Strategien erfolgreich zu bekämpfen, müssen sie zunächst durchschaut werden. Die Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz und die Tageszeitung junge Welt sind hervorragende Instrumente dafür.
Am 13. Januar 2018 werden in Berlin die aktuellen Klassenkämpfe in Afrika erörtert
Obwohl Plakate und Werbematerial für die XXIII. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz noch gar nicht gedruckt sind, wurden bis gestern bereits 734 Eintrittsbänder verkauft – so viele wie noch nie zu diesem Zeitpunkt! Das liegt zum einen daran, dass ein kraftgebender Jahresauftakt für linke Kräfte nötiger ist denn je. Zum anderen gelang es uns, eine ganz besondere Konferenz auf die Beine zu stellen. Deshalb unsere Empfehlung: Bitte rechtzeitig die Eintrittsbänder erwerben!
Schon immer war ein zentraler Ansatz dieser Veranstaltung, dass Deutschland nicht Europa und Europa nicht die Welt ist. In der Regel gibt es deshalb auch nur ein deutschsprachiges Hauptreferat. In diesem Jahr legen wir den Schwerpunkt auf die Klassenkämpfe in Afrika. Und bleiben dabei unserem Ansatz treu: Nicht vorrangig Europäer sollen die Lagen auf dem Kontinent bewerten, sondern möglichst viele Aktivisten, Politiker und Kulturschaffende aus Afrika selbst zu Wort kommen. Mit Beiträgen des Dichters und Umweltschützers Nnimmo Bassey aus Nigeria, der zudem Träger des Alternativen Nobelpreises des Jahres 2010 ist, des Politikwissenschaftlers und Philosophen Achille Mbembe aus Kamerun und der ehemaligen Sozialministerin Clotilde Ohouochi aus Côte d’Ivoire liefert die Konferenz Fakten und Zusammenhänge, die auch für Analysen und aktuellen Kämpfe hierzulande von größter Bedeutung sind. Das Verhältnis ihrer Länder zu Afrika wird für das revolutionäre Kuba der Journalist Enrique Ubieta und für die Volksrepublik China der Wirtschaftsprofessor Ding Xiaoqin erläutern. Die Vorträge wechseln sich mit kulturellen Beiträgen ab. Auch darüber berichten wir noch ausführlich, so zum Beispiel zum Auftritt des Künstlers Ibrahim Mahama aus Ghana. Er sorgte zuletzt auf der Documenta in Kassel für Schlagzeilen.
Nicht einfach gestaltete sich in diesem Jahr die Themenfindung für die Podiumsdiskussion, mit der traditionell die Konferenz beendet wird. Wir verständigten uns im Vorbereitungskollektiv auf das aktuelle Thema »Soziale Frage und Flüchtlingselend: Abschied der Linken von der Internationalen Solidarität?« Dazu werden Selma Schacht, Betriebsrätin und Arbeiterkammerrätin der Stadt Wien, Canan Bayram, im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg direkt in den Bundestag gewählte Abgeordnete der Grünen, Lorenz Gösta Beutin, Historiker und Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke aus Schleswig-Hollstein, und Günter Pohl, Internationalismusverantwortlicher im DKP-Vorstand, diskutieren. Beendet wird die Konferenz gegen 20 Uhr mit einem klaren Bekenntnis zum Internationalismus: Gemeinsamen singen wir die »Internationale«.