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Weltfestspiele 2013

Weltfestspiele 2013

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    Yachay – Ein Ausflug in die Stadt der Zukunft

    Christian Selz, Quito
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    Blick auf die Ebene, in der Yachay entstehen soll: Ein weiteres Universitätsgebäude ist bereits in der Bauphase.

    Langsam und schwerfällig kämpft sich der Bus die Panamericana hinauf. Kleine Maisfelder dominieren die weiten Täler, überragt von mächtigen, teils eisbedeckten Gipfeln, hier im Andenhochland drei Stunden nördlich der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Ziel der Reise ist eine Stadt, die noch nicht existiert: Yachay, die Reißbrett-Metropole, deren Name in der Indigenen-Sprache Kichwa „Wissen" bedeutet, soll einmal eine Universität und 250 000 Einwohner haben. Internationale Konzerne wie Microsoft oder Cisco werden sich dann ansiedeln, in einer Sonderwirtschaftszone Forschung mit Studenten aus aller Welt Forschung betreiben, Technologien und Qualifikationen nach Ecuador bringen. So zumindest plant Ecuadors Regierung das Prestigeprojekt.

    Yachay im Modell
    Yachay im Modell

    Sechs unproduktive oder brach liegende Haziendas – in der Kolonialzeit entstandene Großfarmen – hat die staatliche Gesellschaft, die das Projekt vorantreibt, dafür im strukturschwachen Norden des Landes gekauft – insgesamt 4480 Hektar. Noch sind sie größtenteils mit Gras überwuchert, doch auf dem ehemaligen Hof San José sind die Renovierungsarbeiten an den alten Häusern des Gehöfts bereits weit vorangeschritten. Wo einst Gutsherren die lokale Bevölkerung ausbeuteten, entsteht ein Campus, der Ecuador auf dem Weg in ein neues Zeitalter dienen soll. 1000 Arbeiter hämmern, verputzen und mauern dafür derzeit im Dreischichtsystem rund um die Uhr, bald sollen es noch mehr werden. Im März beginnen die ersten 200 Studenten ihre Kurse, in 15 bis 20 Jahren soll die gesamte Wissenschaftsstadt fertig sein.

    Ein Teil des Campus ist bereits fertiggestellt...
    Ein Teil des Campus ist bereits fertiggestellt...

    „Es ist eine großartige Sache für die Kinder und die zukünftigen Generationen", sagt Jorge Urwango, der mit seinem Kollengen Jose Miguel Quilca, gerade ein Rieddach deckt. Die beiden Männer, 53 und 62 Jahre alt, haben das Hazienda-System, die Knochenarbeit in den Zuckerrohrplantagen und die Hungerlöhne noch selbst erlebt. Ihre Nachkommen, so die Hoffnung, sollen einmal ein besseres Leben haben.

    ... an der Zufahrtsstraße wird noch gebaut.
    ... an der Zufahrtsstraße wird noch gebaut.

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    Provokation gescheitert

    Fabian Linder, Quito
    Ecuadors Polizei greift ein
    Ecuadors Polizei greift ein

    Wenn sich die Jugend der Welt trifft, läuft das nicht immer reibungslos ab. Am Donnerstag kam es am Rande des Festivals zu Auseinandersetzungem zwischen Delegierten aus der Westsahara und einer Gruppe Marokkaner, die vor dem Veranstaltungsgelände provozierten. Hintergrund waren offensichtlich die Anklagen gegen die marokkanische Besatzung ihres Landes, die saharauische Delegierte bei verschiedenen Seminaren im Rahmen des Festivals und beim Antiimperialistischen Tribunal erhoben hatten.

    Die Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie. Nach dem Abzug der Spanier annektierten Marokko und Mauretanien das Gebiet an der Westküste Nordafrikas. Mauretanien gab seine Ansprüche auf das Land später auf, während Marokko das gesamte Gebiet annektierte. Den Kampf um die Befreiung der Demokratischen Arabischen Republik Sahara führt seither die Befreiungsfront Polisario.

    Bei einer Konferenz zu diesem Thema berichteten betroffene Aktivisten aus der Sahara von der Repression durch die marokkanischen Sicherheitsbehörden. »Plötzlich waren Geschrei und Sprechchöre zu hören«, erzählten Teilnehmer. Es waren Provokateure, die die marokkanische Position verteidigten. Die anwesende Polizei, die die Weltfestspiele seit ihrem Beginn schützt, griff sofort ein und trennte die beiden Gruppen. Delegierte der Westsahara riefen ihre Mitstreiter zur Ruhe und forderten sie auf, zurück zur Friendship Fair, zur Freundschaftsmesse auf dem Festivalgelände, zu gehen. Die Stimmung unter den Besuchern war geschlossen gegen die Provokateure. »Die werden hier nicht reinkommen« und »Wir schützen unser Fest vor dieser Provokation«, riefen Delegierte, die sich mit der saharauischen Delegation solidarisierten.

    Schon im Vorfeld der Weltfestspiele hatte es mehrfach Auseinandersetzungen zwischen marokkanischen und saharauischen Gruppen gegeben. Der Weltbund der demokratischen Jugend (WBDJ), die internationale Organisation hinter dem Festival, hatte vor mehreren Monaten zwei marokkanischen Jugendorganisationen ausgeschlossen, weil diese das Recht der Westsahara auf Unabhängigkeit bestritten und sich damit gegen die geltenden Beschlüsse des WBDJ stellten. Marokko setzt bei Informations- und Solidaritätsveranstaltungen zur Westsahara weltweit immer wieder Provokateure ein, die oft aus den jeweiligen diplomatischen Vertretungen des Königreichs stammen.

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    Stolz auf das Interview mit der jungen Welt

    Diego Vintimilla im Gespräch mit der Tageszeitung junge Welt
    Diego Vintimilla im Gespräch mit der Tageszeitung junge Welt

    So oft kommt es offenbar nicht vor, daß der internationale Sekretär der Kommunistischen Jugend Ecuadors, Diego Vintimilla, von deutschen Journalisten interviewt wird. Jedenfalls war die Tatsache, daß das jW-Team in Quito den Jungparlamentarier zum Gespräch bat, eine Meldung über den Kurznachrichtendienst Twitter wert.

    Grafische Impressionen vom Festival auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens von Quito haben wir in einer neuen Fotoreihe zusammengestellt: Bitte hier klicken

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    Besuch im Parlament

    Christian Selz, Quito

    „Viele Leute glauben, unser Prozeß sei nur eine Modernisierung des kapitalistischen Systems, aber es ist der erste Schritt zum Sozialismus hier in Ecuador“, stellte Diego Vintimilla, Sekretär für Internationale Beziehungen der Kommunistischen Jugend Ecuadors (JCE), gleich zu Beginn der Frage-und-Antwort-Runde klar. Der Jugendverband hatte am Dienstag Repräsentanten aller europäischen Delegationen zu einem Informationsfrühstück ins ecuadorianische Parlament geladen, dem Vintimilla als jüngster Abgeordneter angehört.

    Kontakte mit den europäischen Genossen wolle seine Organisation knüpfen, erklärte Vintimilla. Offensichtlich war den Ecuadorianern aber auch sehr daran gelegen, die Schritte ihrer Revolution zu erklären. Vom Versuch „den Prozeß zu radikalisieren“ sprach der locker wirkende Jungpolitiker, ohne die Realität zu verschleiern. „Fast unmöglich“ sei es derzeit, vom Dollar loszukommen, erwiderte Vintimilla auf die Frage eines russischen Delegierten, warum sein Land nicht den russischen Rubel anstatt der US-amerikanischen Währung  verwende. „Für die Einheit in Lateinamerika“ sei es aber „sehr wichtig, vom Dollar wegzukommen“, ergänzte er: „Deshalb versuchen wir es.“

    Anders als die Blaskapelle, die während des Treffens unten vor der Nationalversammlung für unerwartete musikalische Untermalung der Diskussionsrunde sorgte, übte sich Vintimilla in leiser Rhetorik. „Wir denken, daß nur der Staat und die Regierung die Ressourcen des Landes, insbesondere die strategischen, managen kann“, erläuterte er den Umbau der Wirtschaft hin zu mehr „sozialem Besitz“ – also einer stärkeren Rolle des Staates in der Wirtschaft. „Das nächste Mal, wenn ihr kommt“, so Vintimilla abschließend, „werden wir einen Schritt weiter zum Sozialismus sein“.

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    Spanischer Sänger wieder frei

    Der vermisste Sänger der spanischen Rockband »Reincidentes« ist wieder frei. Das teilte sein Management am Dienstag über die Facebook-Seite der Gruppe mit. Fernando Madina war am vergangenen Freitag bei einer Zwischenlandung in Miami von den US-Behörden festgenommen worden. Dadurch wurde der geplante Auftritt der Band bei den 18. Weltfestspielen der Jugend und Studierenden verhindert.

    Wie es in der Erklärung heißt, hätte Madina bereits am vergangenen Samstag der zuständigen Richterin vorgeführt werden müssen. Das geschah jedoch erst am gestrigen Montag. Der Schnellprozess endete mit der bedingungslosen Freilassung des Musikers, da die Richterin keine Anzeichen für irgendein Delikt feststellen konnte. Damit wurde das Verfahren sofort eingestellt und auch die verlangte Kaution von 500 Dollar aufgehoben.

    Madina wurde zunächst in ein Hotel in Miami gebracht, um dort auf seinen Flug zurück nach Spanien zu warten. Die übrigen Bandmitglieder sind inzwischen auch heimgekehrt. Das offensichtliche Ziel der Aktion, die Weltfestspiele zu sabotieren, haben die US-Behörden erreicht. (jW)

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    »Liebe und Brüderlichkeit« in der Casa ALBA

    Fabian Linder, Quito
    Casa ALBA auf dem Festivalgelände
    Casa ALBA auf dem Festivalgelände

    Nicht nur die Jugend der Welt trifft sich im ecuadorianischen Quito, diskutiert über Probleme und deren Lösungen. Auch die Regierungen vieler lateinamerikanischer Länder beteiligen sich an diesem Prozess.

    Auf dem Rollfeld des alten Flughafens, über das sich das »Festival Mundial« erstreckt, sind große Konferenzzelte aufgebaut, die nach Persönlichkeiten der internationalen linken Bewegung benannt sind. Eines heißt zum Beispiel Nela Martínez und erinnert an die 1912 in Cañar, Ecuador, geborene und 2004 in Havanna verstorbene kommunistische Politikerin und Schriftstellerin, die 1944 aktiv am Sturz des ecuadorianischen Diktators Carlos Arroyo del Río und der damaligen Erstürmung des Präsidentenpalastes beteiligt war.

    In der Casa del ALBA kamen am Tag nach der Eröffnung der Weltfestspiele Vertreter und Diplomaten der Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) zusammen, um über die internationale Rolle des lateinamerikanischen Staatenbundes und die politische Prozesse in der Region zu sprechen. Dabei hob der Vorsitzende der JCE, der Kommunistischen Jugend Ecuadors, hervor, dass Boliviens Regierung McDonald's und Coca-Cola aus dem Land geworfen hat. Schließlich sei man keine Kolonie Nordamerikas und wolle sich nicht dessen Konzernen unterwerfen, brachten es die Zuhörer in Sprechchören zum Ausdruck.

    »Südamerikanische Probleme seien eben südamerikanische Probleme und nicht die von anderen«, brachte es die Parlamentsabgeordnete María Augusta Calle Andrade von der Regierungspartei Movimiento PAIS auf den Punkt. Im Hinblick auf die Möglichkeiten und Chancen die es in Lateinamerika heute gebe sie sie »neidisch auf die Jugend«.

    Das 2004 von Fidel Castro und Hugo Chávez gegründete Staatenbündnis ALBA hat mittlerweile auch über die Region hinaus Anerkennung gewonnen. Es sei für andere Nationen ein Sprachrohr im Kampf gegen den Imperialismus und für eine Zukunft, in der das Volk regiere, lobte der Botschafter der Westsahara und zeigte sich beeindruckt von den revolutionären Prozessen in Lateinamerika. Die Veränderungen in Lateinamerika wären ohne ALBA nicht haltbar gewesen, sind sich die Teilnehmer der Diskussion sicher. Auch deshalb hoben zahlreiche Diplomaten die Rolle des verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez hervor, so etwa der kubanische Gesandte Basilio Gutierrez García. Er erinnerte an die gute Zusammenarbeit, die sich dank Chávez in Südamerika entwickelt habe. Vor allem Kuba habe sich auf die Unterstützung des Comandante der venezolanischen Revolution verlassen können, zum Beispiel im Kampf gegen die  völkerrechtswidrige Handels- und Wirtschaftsblockade der USA gegen Kuba.

    Venezuelas Botschafterin María Lourdes Urbaneja Durant stimmte ihrem kubanischen Kollegen zu und ergänzte, in Lateinamerika finde schließlich »ein Prozess der Liebe und der Brüderlichkeit« statt. Chávez lebe deshalb in unseren Herzen weiter.

    Alle Zuhörer und Diplomaten waren sich jedoch sicher, dass noch viele Kämpfe ausgefochten werden müssen. Konkret genannt wurden der Kampf um Entschädigungszahlungen durch den US-Konzern Chevron für die im ecuadorianischen Regenwald verursachten Umweltschäden, aber auch der indigene Widerstand gegen Goldminenprojekte in Peru, durch die die Trinkwasserversorgung gefährdet wird. »Agua si, oro no« – Wasser ja, Gold nein – unterstrich dies der Sänger einer peruanischen Band, die zwischen den Statements der Diplomaten spielte.

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    Auf den Regen kann man sich verlassen

    Claudia Schröppel, Quito
    Auf dem Freundschaftsmarkt
    Auf dem Freundschaftsmarkt

    Darauf könne man sich in Quito zu dieser Jahreszeit verlassen: am späten Nachmittag oder in den frühen Abendstunden beginnt es zu regnen. Das erklärt uns der Taxifahrer, der uns zum Terminal Internacional des alten Flughafens brachte, einem der Zugänge zum Festivalgelände. Tatsächlich: Bisher hat es jeden Abend kräftig geschauert. Das fordert auch seinen Tribut in der deutschen Delegation: Infomaterial, das gesammelt wurde, zerfiel in Papiermasche, Schuhe gaben ihren Geist auf und so manche Stimme ging auf den Weiten des auf dem Rollfeld stattfindenden Festivals verloren.

    Das schmälert jedoch nicht im geringsten die euphorische Stimmung unter den Jugendlichen. Besonders die Delegierten aus wärmeren Regionen vermummen sich in dicken Jacken und unter Mützen, aber auch die aus nördlicheren Teilen des Planeten bedienen sich am späten Nachmittag der Zwiebeltechnik und ziehen Jacke um Jacke mehr an.

    Gut, das zumindest die Feria de amistad, der Freundschaftsmarkt, unter einem hohen Dach vor Regen und Wind geschützt ist. Mit seinen vielen, mit Ländernamen gekennzeichneten Pavillons ist dieser ehemalige Hangar ein wirklich toller Ort, um die anderen Jugendorganisationen und Delegierten näher kennenzulernen. Hier wechseln so manche Aufkleber und politische Andenken den Besitzer, stehen T-Shirts, Bücher und alles erdenklich andere zum Verkauf. Die Gäste aus manchen Ländern scheinen aber ihre Flüge refinanzieren zu wollen, erzählt ein Mitglied der SDAJ. »Die am ukrainischen Stand haben eine Flasche Wodka zum Verkaufen dabei. Der trägt den Namen Hammer & Sichel, und wir haben mal gefragt, was er kosten soll. 50 Dollar ist der aber definitiv nicht wert.«

    Als sich die Feria gestern gegen 20.00 Uhr langsam leerte, stimmten die Franzosen die Internationale an. Bald schallte das Lied durch die ganze Halle – in verschiedenen Sprachen: Französisch, Flämisch, Englisch, Spanisch, Russisch, Deutsch, Italienisch und Schwitzerdütsch.

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    Persönliche Auswirkungen einer Blockade

    Christian Selz, Quito
    jorgejerez
    Jorge Jeréz (zweiter von links) mit Genossen der kubanischen Delegation

    Eigentlich waren es mehr Hintergründe zu wirtschaftspolitischen Aggressionen als emotionale Momente, die das Seminar „Blockaden, Embargos und Sanktionen“ am ersten Programmtag der Weltfestspiele am gestrigen Sonntag versprach. Rund eine Stunde referierte Professor Adalid Contreras von der Universidad Andina Simon Bolivar über die völkerrechtlichen Unterschiede zwischen den Instrumenten und den Auswirkungen, vor allem am Beispiel Kubas. Der Bolivianer, der seinen Lehrstuhl an der multinationalen Institution in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito hat, wies besonders auf die Einmischung der USA in die Handelsbeziehungen anderer Länder mit Kuba hin – die die offiziell als Embargo deklarierte Isolierung des sozialistischen Karibikstaates zur weitreichenden Blockade machen. Die hat selbstredend Auswirkungen auf den gesamten Kontinent. „Wenn ein Mitglied der Familie krank ist, sind alle besorgt“, veranschaulichte Contreras, „und das ist der Fall mit Kuba“.

    Wie brutal die Realität einer Blockade auf menschlicher, individueller Ebene sein kann, wurde deutlich als sich der Kubaner Jorge Jeréz Belisario zu Wort meldete. Merklich still wurde es im Seminar-Zelt, als der 20jährige versuchte, selbst das Mikrofon zu halten, letztendlich aber doch die Unterstützung einer Genossin in Anspruch nehmen mußte. Jeréz, der in seiner Heimat im dritten Jahr Journalistik studiert, leidet seit seiner Geburt an spastischen Lähmungen, vor allem sein rechter Arm gehorcht ihm fast gar nicht. Um die Auswirkungen der chronischen Muskulaturspannungen zu behandeln, brauchten die Ärzte in Kuba Botox, das sie aufgrund der Blockade allerdings nur zu extrem hohen Preisen bekommen konnten. Nach einer anfänglichen Behandlung, konnten die Mediziner den Wirkstoff gar nicht mehr organisieren. Als einzige Alternative blieb eine Operation. Jeréz‘ rechter Arm ist heute fast vollständig immobilisiert, zur Begrüßung und Verabschiedung reicht er die linke Hand. Mühsam hat er, der eigentlich Rechtshänder ist, seitdem gelernt, mit links zu schreiben.

    Doch davon erzählt er erst später im Gespräch mit jW. In seinem Redebeitrag ist das eigene Schicksal nur die Randnotiz zur Veranschaulichung einer seinem Land von den USA seit mehr als 50 Jahren aufgezwungenen Isolierung. „Nieder mit der Blockade“ und „Viva Cuba“ ruft Jeréz, bevor er sich wieder setzt. Seine Zuhörer reißt er damit aus der Schockstarre, hier und da sind auch ein paar Tränen geflossen, doch nun stimmen alle in die Rufe der kubanischen Delegation ein, die das „Viva Cuba“ machtvoll zurückschmettern. Auch Professor Contreras wirkt gerührt, vergißt aber nicht, darauf hinzuweisen, daß Kuba trotz der Blockade eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat.

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    Europa-Tag in Quito

    Nach dem Auftakt am Samstag standen am Sonntag Themen aus Europa im Mittelpunkt des zweiten Tages der 18. Weltfestspiele. Auf dem Programm standen Seminare unter anderem zum »Militarismus in Europa« oder auch über die EU als einem imperialistischen Pol und deren Rolle in der Auseinandersetzung mit anderen imperialistischen Kräften. Weitere Themen waren die Migration in Europa als Folge der kapitalistischen Ausbeutung sowie eine Bilanz der Konsequenzen des Zusammenbruchs der sozialistischen Staaten des Kontinents vor zwei Jahrzehnten.

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    Deutsche Delegation startklar

    Christian Selz, Quito
    markt
    Schlafen statt konsumieren: Unterkunft im Einkaufszentrum

    Bestens ausgerüstet mit Turnbeuteln vollgestopft mit T-Shirt, Socken, Trinkflasche, Zahnbürste und Festspielprogramm wird die 33köpfige deutsche Delegation heute die Eröffnung der 18. Weltfestspiele der Jugend und Studierenden in Quito feiern können. Die gestrige Akkreditierung der Delegationsteilnehmer am ehemaligen Stadtflughafen der ecuadorianischen Hauptstadt klappte schnell und reibungslos, sogar für die Verpflegung war bereits einen Tag vor der Eröffnung gesorgt.

    Nein, es droht keine Flut, es sind nur genügend Schlafsäcke vorh
    Nein, es droht keine Flut, es sind nur genügend Schlafsäcke vorhanden


    Dazu durften sich die Teilnehmer über eine neue Unterkunft freuen. Nach ihrer Ankunft am Freitag abend hatten sie zunächst in einem leer stehenden Einkaufszentrum nahe des Festivalgeländes geschlafen (Foto) – bestens bewacht vom ecuadorianischen Militär, das dort bis zur Umwandlung in den Konsumtempel eine Basis hatte. Die wärmenden olivgrünen Schlafsäcke (Foto) wurden dann am Samstag gegen die nicht minder bequemen Decken einer Herberge in der historischen Altstadt getauscht. Die liegt zwar etwas weiter ab vom Festivalgelände, hat dafür aber UNESCO-Weltkulturerbe-Status und mit den derzeitigen Feierlichkeiten zum Stadtgeburtstag von Quito auch in punkto Musikprogramm und Straßentänze einiges zu bieten. Vor dem Ausflug in die engen Gassen stand jedoch das Delegationstreffen in der neuen Unterkunft (Foto).

    Kuschelig: Delegiertenversammlung in der neuen Herberge
    Kuschelig: Delegiertenversammlung in der neuen Herberge


    Nachdem das organisatorische Drumherum damit geklärt ist, können die Spiele heute beginnen. Die letzte offene Frage ist dabei nur die Zeit. Während das gedruckte Festivalprogramm 12.30 Uhr (Ortszeit) anvisiert, gibt es auch offizielle Angaben, die von 16 Uhr sprechen. Auf dem sonnigen Festivalgelände dürfte bei einem reichhaltigen Angebot an einheimischen Früchten und vielen lockeren Gesprächen mit Teilnehmern aus aller Welt aber auch die eine oder andere Wartestunde nicht stören.

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    Das offizielle Lied der Weltfestspiele

    Die Secretaría Nacional de Gestión Política, die für die Weltfestspiele zuständige Behörde, hat heute das offizielle Lied des Festivals im Internet veröffentlicht. Es wurde durch einen großen Wettbewerb ausgewählt, den das ecuadorianische Nationale Vorbereitungskomitee im Oktober organisiert hatte.

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    »Bitteschön, Herr Marx«

    Christian Selz, Madrid
    Ein Teil der deutschen Delegation im Flughafen von Madrid
    Ein Teil der deutschen Delegation im Flughafen von Madrid - mit guter Lektüre

    Müde, aber frohen Mutes machte sich ein kleines Grüppchen von sechs Mitgliedern der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) heute morgen um 7.40 Uhr vom Flughafen Frankfurt aus auf den Weg nach Quito. In der Anden-Kapitale werden ab Samstag über 15000 Teilnehmer zu den 18. Weltfestspielen der Jugend und Studenten erwartet, insgesamt 33 davon aus Deutschland.

    Nach einem trüben Tagesbeginn in der Nebelsuppe der Rheinmetropole gab es für die ersten sechs von ihnen bereits im Flugzeug ein gutes Omen, als sich der Sitznachbar als Karl-Heinz Marx vorstellte. Dem älteren Herrn wurde prompt beim Verstauen seines Handgepäcks geholfen, wer wollte schließlich nicht immer schon einmal den Satz »Bitteschön, Herr Marx« über die Lippen bringen.

    Passend dazu ist übrigens auch das Motto des Festivals: »Jugend vereint gegen Imperialismus – Für eine Welt des Friedens, der Solidarität und des sozialen Fortschritts«. Die Belohnung folgte auf dem Fuß: Beim Zwischenstopp in Madrid, wo unser Foto entstand, strahlte die Sonne.

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    Tuitazo für das Festival: #18FMJE

    Twittern für das Festival
    Twittern für das Festival

    Quito stimmt sich virtuell auf die 18. Weltfestspiele ein. Während auf den Straßen und Plätzen der Stadt die Feierlichkeiten zum Geburtstag der Metropole laufen, ruft die Secretaría Nacional de Gestión Política, die für die Koordination der Regierungstätigkeit auf den verschiedenen Ebenen zuständige Behörde, für heute abend um 20 Uhr Ortszeit (2 Uhr nachts MEZ) zu einem »Tuitazo« für das Festival auf.

    Um diese Zeit sollen möglichst viele Nutzer des Internetdienstes Twitter den Hashtag #18FMJE abschicken, viele werden auch den parallelen Tag #FestivalMundialJuventud nutzen. Schaden tut es sicherlich auch nicht, mit #Weltfestspiele eine deutschsprachige Variante hinzuzfügen.

    Durch solche Aktionen werden die Twitter-Hashtags, die eigentlich Schlagwörter zum Sortieren der Einträge nach Themen sind, populär gemacht, so dass sie in den Statistiken des Internetdienstes die vorderen Plätze einnehmen. Dadurch werden wieder andere Nutzer auf das beworbene Thema aufmerksam, in diesem Fall auf die Weltfestspiele.