Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 27.06.2024, Seite 10 / Feuilleton
Erinnerungskultur

Für eine Lea-Grundig-Straße

Von Peter Michel

Vor vier Monaten konnte man noch hoffen, dass sich die Debatte um die Benennung einer neuen Straße in Dresden nach der jüdischen Grafikerin und Antifaschistin Lea Grundig versachlichen würde. Eine Zustimmung zu dem Vorschlag des Stadtbezirksbeirats Altstadt schien möglich. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Am Ende einer Diskussion im Stadtrat am 18. Juni stimmten 30 Stadträte für den Antrag der CDU gegen eine solche Benennung, 27 votierten für eine Lea-Grundig-Straße. Damit ist für die Stadt dieses Thema abgeschlossen.

Tilo Wirtz, Stadtrat in der Fraktion Die Linke, schrieb dazu am 19. Juni 2024 in einer Mail an jene, die sich für eine Grundigstraße engagiert hatten: »Das Maß an Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber einer NS-Verfolgten war in der Debatte schwer erträglich. Fern der Fakten, die SED-Seite aufbauschend und dramatisierend und die Verfolgung beiseite schiebend, wurde das erste Mal einem Namensvorschlag eines Stadtbezirksbeirats nicht gefolgt.« Das »hatte auch damit zu tun, dass mehr Räte auf der linken als auf der rechten Seite abwesend waren, was SPD, Grünen und einigen einzelnen Räten eine direkte Auseinandersetzung ersparte«. Die Gesellschaft in Dresden sei mehrheitlich politisch schlicht zu reaktionär und zu verbohrt.

Zahlreiche Freunde einer Lea-Grundig-Initiative, darunter die Ärztin und Grundig-Biographin Maria Heiner, die Kunstwissenschaftlerin Kathleen Krenzlin und Sigrid Jacobeit vom Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität Berlin, werden sich dennoch wieder in Dresden treffen, um über weitere Schritte zu beraten. Für sie ist die Auseinandersetzung nicht abgeschlossen.

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc P. aus Cottbus (27. Juni 2024 um 14:57 Uhr)
    Zu reaktionär und zu verbohrt waren hier wohl nicht nur die Dresdner Parlamentarier der Rechten, inkl. CDU, sondern auch die der SPD und der Grünen, welche die Auseinandersetzung und Abstimmung bereitwillig der politischen Rechten überlassen haben. Auch wenn das Ergebnis der Abstimmung im Prinzip erwartbar war, angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Dresdner Stadtparlament, hätte eine Unterstützung des Linke-Antrags durch SPD und Grüne, die in Dresden (und Leipzig) immer noch – im Gegensatz zum restlichen Sachsen – wahrnehmbare politische Größen sind, geholfen, die öffentliche Debatte am Leben zu erhalten. Aber das war wohl nicht gewollt.

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