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Aus: Ausgabe vom 17.07.2024, Seite 11 / Feuilleton
künstliche Intelligenz

Kenn’ ich schon

Künstliche Intelligenz (KI) kann die Kreativität von einzelnen Geschichten steigern, führt bei mehrfacher Nutzung jedoch zu weniger abwechslungsreichen Inhalten. Das ist das zentrale Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde. Sie zeigt, dass KI zwar gute Storyideen für Geschichten erzeugen kann, die vom Publikum als neuartig und nützlich empfunden werden. KI-unterstützte Geschichten weisen der Studie zufolge allerdings untereinander mehr Ähnlichkeiten auf und sind weniger vielfältig als Werke, die ohne KI-Unterstützung verfasst wurden.

Die Studie wurden an der University of Exeter Business School, dem Institute for Data Science and Artificial Intelligence in Exeter sowie der UCL School of Management in London erstellt. In einer ersten Phase teilten die Forscherinnen und Forscher 300 Probanden in drei Gruppen ein: Die erste Gruppe schrieb ohne KI-Hilfe, die zweite nutzte Chat-GPT mit dem neusten Sprachmodell 4.0 für eine Ausgangsidee, die dritte Gruppe wählte aus bis zu fünf KI-generierten Ideen aus. Dabei ging es um Kurzgeschichten für junge Erwachsene.

In einer zweiten Phase der Studie bewerteten 600 Personen die Qualität der Geschichten nach Neuartigkeit beziehungsweise Kreativität und Nützlichkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass Autoren mit Zugang zu KI eine um 8,1 Prozent höhere Kreativität und eine um neun Prozent höhere Nützlichkeit erzielten als die Kontrollgruppe ohne KI-Einsatz. Besonders Autorinnen und Autoren, die sich selbst als weniger kreativ eingeschätzt hatten, profitierten von der KI-Unterstützung: Ihre Geschichten wurden dann vom Publikum um bis zu 26,6 Prozent eleganter geschrieben bewertet und um 15,2 Prozent weniger langweilig.

Die Texte aus dem Chat­roboter Chat-GPT konnten also weniger kreativen Autoren unter die Arme greifen. Doch die Kreativität von Chat-GPT nutzt sich schnell ab, weil sich die computergenerierten Storys untereinander stärker ähneln als rein von Menschen formulierte Texte. Die Forscherinnen und Forscher stellten fest, dass die Ähnlichkeit zwischen den Geschichten der Autoren, die KI nutzten, um 10,7 Prozent zunahm.

Professor Oliver Hauser von der University of Exeter Business School erklärte: »Unsere Ergebnisse zeigen, wie generative KI die Kreativität fördern kann, aber auch, dass sie die kollektive Neuartigkeit verringern könnte.« Hauser sprach von einer »Abwärtsspirale«, die zu einem gesellschaftlichen Dilemma führen könne. »Wenn einzelne Autoren herausfinden, dass ihr von generativer KI inspiriertes Schreiben als kreativer bewertet wird, haben sie einen Anreiz, in Zukunft mehr generative KI einzusetzen.« Dadurch könne die kollektive Neuartigkeit von Geschichten allerdings weiter sinken. (dpa/jW)

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