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Aus: Ausgabe vom 25.09.2024, Seite 2 / Ausland

Schweiz stuft »Holodomor« als Völkermord ein

Bern. Die Schweiz hat eine Hungersnot in Teilen der Sowjetunion, darunter der heutigen Ukraine, vor gut 90 Jahren als Völkermord eingestuft. Das Parlament folgte am Dienstag damit unter anderem dem Bundestag in Berlin und dem EU-Parlament, die dies 2022 beschlossen hatten. In den Jahren 1932 und 1933 sollen allein in der Ukraine bis zu vier Millionen Menschen gestorben sein. Doch auch Millionen Kasachen und Hunderttausende Russen kamen ums Leben. Die größere Kammer des Schweizer Parlaments nahm eine entsprechende Erklärung mit 123 zu 58 Stimmen an. Dagegen war die stärkste Partei, die rechte SVP. (dpa/jW)

  • Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (25. September 2024 um 02:57 Uhr)
    »In den Jahren 1932 und 1933 sollen allein in der Ukraine bis zu vier Millionen Menschen gestorben sein. Doch auch Millionen Kasachen und Hunderttausende Russen kamen ums Leben.« Als diese Frage das vorvorige Mal zur Entscheidung im Bundestag anstand, kamen die Sachverständigen in Deutschland, darunter viele Historiker, zu dem Schluss, dass es kein Völkermord gewesen sei. Dem schloss sich der Bundestag damals an, bei der letzten Entschließung dann allerdings nicht mehr. Die Fakten hatten sich zwar nicht geändert, aber das Maß der Russophobie. Völkermord würde Absicht unterstellen. Beispielsweise plante Deutschland im Zweiten Weltkrieg 30 Millionen Bürger der UdSSR verhungern zu lassen. Die Blockade Leningrads (ca. 1.000.000 Hungertote) und die Behandlung der Kriegsgefangenen war der erste Schritt dazu, fällt daher eindeutig unter die Kategorie Völkermord, wird aber als »normale Kriegshandlung« eingestuft. Die Schweiz verwaltete Teile des Vermögens des NS-Staates und machte sich damit mitschuldig am Völkermord. Die Länder, welche ihn verübten bzw. davon profitierten, beschuldigen also nach der Devise »haltet den Dieb« nun Russland. Holodomor ist ein Propagandabegriff, der Assoziationen zum Holocaust wecken soll. Die besagte Hungersnot hatte mehrere Gründe, die in schrecklicher Kombination wirkten, sich jedoch nicht speziell gegen eine Sowjetrepublik richteten: Eine Missernte sowie Maßnahmen der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Die wie immer sehr konservativen Bauern waren es nicht gewohnt, nunmehr auf nicht mehr eigenem Privatboden zu wirtschaften und über die Erträge nicht frei verfügen zu können,für ihre Familien und zum Verkauf.
    Das Bewusstsein änderte sich eben nicht so schnell per Dekret. Die Bauern wehrten sich gegen ein hohes Abgabesoll, ohne welches wiederum dann in den Großstädten Menschen verhungert wären bzw. in den zahlreichen Gebieten der UdSSR, wo Ackerbau schwer zu bewerkstelligen war. Zu den Gegenmaßnahmen der Bauern zählte unter anderem, Teile der Ernte zu verstecken (zu vergraben), wo das Korn durch giftigen Pilzbefall anschließend teilweise ungenießbar wurde und viele dann auch daran und nicht nur durch Hunger starben. Ferner wurde ein Kampf gegen sogenannte Kulaken geführt, die angeblich alle Ausbeuter waren. Dazu gehörte beispielsweise die Familie meiner späteren Schwiegermutter. Sie hatten einen kleinen Dorfladen, Überbleibsel der noch unter Lenin eingeführten NEP. Die Familie hatte aber acht Kinder zu versorgen und hätte eigentlich als kinderreich gefördert werden müssen. Statt dessen bekamen sie als »Kulaken« noch weniger Zuteilungen als die anderen. Es verhungerten dann sieben Kinder und der Vater. Trotzdem blieben meine Schwiegereltern bis zu ihrem Tode Anhänger Stalins, der nicht Russe, sondern Georgier war. An allen Entscheidungen, die in Moskau sowie in der Regierung und in den Ministerien in Kiew getroffen wurden, waren außerdem Vertreter der Ukraine maßgebend mit beteiligt.

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