Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 07.10.2024, Seite 2 / Ausland
Nahost

Ende der Gewalt gefordert

7. Oktober: Weltweit Proteste vor Jahrestag. Angriffe auf Kliniken im Libanon
Von Ina Sembdner
Palästinensische und libanesische Flaggen am Sonnabend auf der 7th Avenue in New York
Auch in Australien wurde am Sonnabend für ein »Freies Palästina« demonstriert und wie in Melbourne gefordert: »Hände weg vom Libanon«
»Keine Eskalation des Krieges!« wurde unter anderem in Südkoreas Hauptstadt Seoul gefordert
Solidarität mit Palästina und Libanon am Sonnabend auch in Schwedens Hauptstadt Stockholm

Vor dem ersten Jahrestag des palästinensischen Angriffs auf Israel und des darauf entfesselten Krieges gegen den Gazastreifen haben am Sonnabend weltweit Zehntausende Menschen ein Ende der Gewalt gefordert. In London liefen an der Spitze einer propalästinensischen Demonstration der ehemalige Chef der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, und der frühere schottische Premierminister Humza Yousaf. Die Teilnehmer forderten eine Waffenruhe und skandierten Slogans wie »Freies Palästina« oder »Stoppt die Bombardierung der Krankenhäuser!« Auch in mehreren französischen Städten und in der irischen Hauptstadt Dublin bekundeten zahlreiche Demonstranten ihre Solidarität mit den Palästinensern. In den USA – dem Hauptverbündeten Israels – gab es ebenfalls zahlreiche Proteste. In New York demonstrierten Tausende Menschen rund um den Times Square. Bei einer weiteren Demonstration in Los Angeles riefen viele Teilnehmer auf Transparenten dazu auf, den »Genozid« im Gazastreifen zu beenden. Demonstrationen gab es etwa außerdem in Südkorea, Venezuela oder Marokko.

97 Geiseln befinden sich auch nach einem Jahr noch in palästinensischer Hand, 33 von ihnen wurden von Israel offiziell für tot erklärt. Für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln demons­trierten am Sonnabend erneut Tausende Israelis – weniger als in den Monaten zuvor, da das israelische »Heimatfrontkommando« die Teilnehmerzahl von Veranstaltungen im Freien begrenzt hat. »Ein Jahr, und sie sind immer noch nicht hier«, war auf einem Plakat bei der Kundgebung in Tel Aviv zu lesen. Auch in vielen anderen Orten im Land gab es wieder Proteste für ein Abkommen, das auch eine Waffenruhe im Gazakrieg enthalten soll. Angehörige der Geiseln werfen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, einen Deal mit der Hamas zu sabotieren und sich den Forderungen seiner ultrarechten Koalitionspartner zu beugen.

UN-Generalsekretär António Guterres, von Israel vergangene Woche zur Persona non grata erklärt, forderte in einer Botschaft zum Jahrestag ein Ende der »schockierenden Gewalt« und des »Blutvergießens«. Er verlangte die »unverzügliche und bedingungslose Freilassung« der Geiseln und prangerte die Ausweitung des Krieges auf den Libanon an. Dieser füge »den Palästinensern im Gazastreifen und nun auch den Menschen im Libanon tiefes menschliches Leid zu«. Bei den umfassenden und dauerhaften Bombardements des Küstenstreifens, in dem rund 2,1 Millionen Menschen auf engstem Raum leben, wurden bislang mindestens 41.800 Palästinenser getötet, mehr als zehntausend Tote werden in den Ruinen der Häuser vermutet: Laut Satellitendaten sind zwei Drittel der Vorkriegsbauten im Gazastreifen – über 163.000 Gebäude – beschädigt oder zerstört worden, die Menschen mehrfach vertrieben worden.

Im Libanon prangert die UNO derweil einen schnellen Anstieg von Angriffen auf das Gesundheitswesen an. Demnach wurden seit der israelischen Offensive auf das Nachbarland mehr als 70 Arbeiter im Gesundheitswesen getötet, darunter zuletzt 28 innerhalb von 24 Stunden. Das Ärztesyndikat im Libanon sprach von einem »Massaker Israels gegen libanesisches medizinisches Personal«.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (7. Oktober 2024 um 10:52 Uhr)
    Israel steht durch den Krieg unter enormem Druck, und die Anspannung im Alltag ist deutlich spürbar. Dies liegt nicht nur am Mehrfrontenkrieg, den das Land mit aller Härte führt. Auch die Wirtschaft gerät zunehmend ins Wanken, je weiter sich die Konflikte zuspitzen. Vergangene Woche stufte die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) Israels Kreditwürdigkeit bereits zum zweiten Mal herab. Zuvor hatte Moody’s die Bewertung israelischer Staatsanleihen um zwei Stufen, von A2 auf Baa1, gesenkt. Den Einschätzungen der Ratingagenturen zufolge wird die israelische Wirtschaft durch die Folgen des Krieges langfristig stärker geschwächt, als bislang erwartet. Ein weiteres alarmierendes Zeichen ist die wachsende Kapitalflucht. Zwischen Mai und Juli verdoppelten sich die Abflüsse von israelischen Banken ins Ausland auf 2 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch der israelische Hightech-Sektor, der dem Land in den vergangenen Jahren international großen Respekt verschafft hat, leidet unter einem Vertrauensverlust. Investoren ziehen sich zurück, und viele Unternehmen kämpfen zusätzlich mit einem akuten Arbeitskräftemangel. Ein weiteres Hindernis sind die längeren und damit deutlich teureren Transportwege, die durch Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer verursacht werden. Viele Produkte können nur noch auf Umwegen exportiert oder importiert werden, was die Kosten weiter in die Höhe treibt. Keine guten Aussichten für ein Land, das in jeder Hinsicht auf den internationalen Warenverkehr angewiesen ist.
  • Leserbrief von Ullrich-Kurt Pfannschmidt (7. Oktober 2024 um 09:07 Uhr)
    Warum wird in diesem Artikel der palästinensische Angriff auf Israel eher beiläufig erwähnt, während im Übrigen hauptsächlich die Proteste gegen die israelische Antwort angesprochen werden? Zur Erinnerung: Der Raketenhagel der Hamas auf Israel forderte bereits am 7. Oktober 2023 über 1.000 Opfer auf israelischer Seite! Ist das unwichtig? Auch die ebenfalls stattgefundenen Protestkundgebungen gegen den palästinensischen Angriff auf Israel bleiben unerwähnt. Angenommen, die bei den Demonstrationen geforderte Waffenruhe beginnt tatsächlich, dann werden beide Seiten vor allem die Zeit nutzen, um beschädigte Stellungen zu reparieren und geleerte Waffenlager aufzufüllen. Die Seite, die zuerst damit fertig ist, wird ihren Vorteil nutzen und den Kampf erneut aufnehmen. Damit anschließend die Hölle mit frischen Kräften weitergehen kann. Nein, ich bin kein Pessimist, sondern Realist. Ich denke nämlich an die Waffenruhe vom vorigen November, die genauso lief.
    • Leserbrief von Onlineabonnent/in Marian R. (7. Oktober 2024 um 17:49 Uhr)
      Genau. Anlasslos überfiel die Hamas am 7. Oktober 2023 Israel. Einfach so. Und natürlich besetzt Israel seit 1967 nicht völkerrechtswidrig die palästinensischen Territorien. Auch errichtet es keine Mauern über fremdes Land und fördert nicht den illegalen Siedlungsbau. Selbstverständlich ignoriert es auch keine UN-Resolutionen. Und 40.000 Tote im Gaza-Streifen – alles Terroristen; ebenso die ermordeten Journalisten usw. usf. … Der Angriff auf Israel wurde auch in der jW sachlich thematisiert – und nicht beschönigt. Ebenso der ambivalente politische und religiöse Charakter von Hamas usw.

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