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Aus: Ausgabe vom 18.10.2024, Seite 14 / Medien
Israels Krieg in Gaza

Krieg beginnt mit Lügen

Dokumentarfilm »Atrocity Inc.« demaskiert israelische Propaganda um den 7. Oktober 2023
Von Dominik Wetzel
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Entmenschlichung des Gegners: Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant im TV nach dem 7. Oktober

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, als die israelische Regierung den Gazastreifen von allem Lebensnotwendigen wie Wasser, Nahrung und Medikamenten abschnitt und in den ersten sechs Tagen des Krieges etwa 6.000 Bomben über dem seit 2008 mit Schießbefehl abgeriegelten Küstenstreifen abgeworfen hat. Während sich die Kriegsverbrechen von Gaza zu entfalten begannen, versuchten die israelische Regierung und Zionisten aus aller Welt, die Greuel in Gaza mit der geballten Macht der Medien zu rechtfertigen.

Um die palästinensischen Kämpfer, die am 7. Oktober 2023 mit aller Gewalt den Ausbruch aus Gaza gewagt, israelische Zivilisten angegriffen, getötet und Geiseln genommen hatten, um die Palästina-Frage wieder ganz nach oben auf die Tagesordnung der Mächtigen der Welt zu setzen, entlud sich ein Propagandablitz. Der sollte die Welt mit detailversessenen Horrorgeschichten schocken, um in den Bevölkerungen des Westens die größtmögliche Unterstützung für den Gazakrieg zu erzielen. Über alle Kanäle der Leitmedien wurden im vergangenen Jahr die brutalstmöglichen Beiträge vom 7. Oktober gesendet, die ein Bild von den »menschlichen Tieren« der Hamas (Zitat des israelischen Verteidigungsministers Joaw Gallant vom 9. Oktober) vermitteln sollten, gegen die nur noch die Ausrottung hilft. Doch wie so viele Kriege vor ihm startete auch der in Gaza mit Lügen.

»Geköpfte Babys« verkündete die erste Welle der israelischen Kriegspropaganda, der sich Max Blumenthal, der Gründer des US-Investigativmagazins Grayzone im Dokumentarfilm »Atrocity Inc. – Wie Israel die Zerstörung Gazas vermarktet« gewidmet hat. Seit dem 7. Oktober 2024 wird der Streifen des Autors mit jüdischen Wurzeln über soziale Netzwerke ausgestrahlt. Als eine der ersten im Westen hinterfragten er und alliierte Journalisten die offizielle Erzählung von geköpften Kleinkindern, Massenvergewaltigungen oder Babys in Backöfen, die in der israelischen Gesellschaft das kollektive Trauma des Holocaust wecken sollten. Vor allem westliche Regierungsvertreter überschlugen sich darin, palästinensische Kriegsverbrechen an Israelis als bare Münze zu verbreiten, die sich später als Fälschungen herausstellen sollten.

Der Film beleuchtet insbesondere, wie die israelischen Rettungsteams Zaka und United Hatzalah Horrorgeschichten erfanden, die den Gruppen Spendengelder in Millionenhöhe einbrachten. Der finanzielle Anreiz wird somit offensichtlich, sich bei den drastischen Schreckensbeiträgen zu überbieten. Der Film nimmt auch Medienvertreter für ihre Mitschuld, die Menschen zum Krieg aufzustacheln, in den Fokus, denn westliche Leitmedien sendeten die Falschnachrichten unüberprüft.

Wie die junge Welt bereits im Dezember 2023 berichtet hat, bestätigt auch »Atrocity Inc.«, dass das israelische Militär am 7. Oktober 2023 die sogenannte Hannibal-Direktive angewendet hat und damit ein großer Teil der israelischen zivilen Opfer an jenem Tag der israelischen Armee zuzurechnen ist. Die Direktive ist nach dem antiken Feldherrn Hannibal von Karthago benannt, der sich lieber selbst das Leben nahm, statt von den Römern gefangen genommen zu werden. Die israelische Militärdok­trin zielt dementsprechend darauf ab, Geiselnahmen zu verhindern, indem man die Geiseln tötet. Die Hannibal-Direktive erklärt die umfassende Zerstörung am 7. Oktober in Israel, darunter zerstörte Häuser und zahlreiche ausgebrannte Fahrzeuge, obwohl die Kämpfer aus Gaza meist nur mit Gewehren, Granaten und Raketenwerfern bewaffnet waren. Im Kibbuz Be’eri ist belegt, dass ein Panzer auf ein vollbesetztes Haus schoss und dabei zwölf der 14 Geiseln im Inneren tötete.

So zeichnet der Film, der auf Twitter, Youtube und der Alternativplattform Rumble kostenlos zu sehen ist, dank der Arbeit israelischer, palästinensischer und US-amerikanischer Journalisten ein entlarvendes Bild moderner Kriegspropaganda. Dieses macht unmissverständlich deutlich, dass die palästinensische Hamas und andere bewaffnete Gruppen aus Gaza vor einem Jahr in Israel Kriegsverbrechen begangen und Unbeteiligte getötet haben. Die Verbrechen waren den proisraelischen Propagandisten jedoch offensichtlich nicht ausreichend, um die sich entfaltende Zerstörung und die täglichen Massaker in Gaza zu rechtfertigen.

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