Spanien entsendet mehr Soldaten ins Überschwemmungsgebiet
Paiporta. Sechs Tage nach den katastrophalen Überschwemmungen im Osten Spaniens mit mindestens 217 Toten entsendet das Land 7.500 Soldaten in die Region um Valencia. Nachdem die Armee bereits am Wochenende rund 5.000 Soldaten geschickt hatte, um bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser, beim Aufräumen der Straßen und beim Schutz von Geschäften und Häusern vor Plünderern zu helfen, kämen nun 2500 weitere hinzu, sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles dem staatlichen Radiosender RNE am Montag. Ein Kriegsschiff mit 104 Marineinfanteristen werde zudem Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Wasser nach Valencia bringen.
In Barcelona gab es am Montag einen schweren Hagelsturm. Am Flughafen El Prat wurden 50 Abflüge gestrichen, 17 Flieger mit Ziel Barcelona wurden laut dem Flughafenbetreiber AENA umgeleitet. Einige Regionalzüge fielen aus. Die Behörden warnten vor möglichen Erdrutschen und Überflutungen.
Am Wochenende hatte sich der Zorn der Menschen in der vom Unwetter betroffenen Region entladen, als König Felipe und Königin Letizia die Flutopfer besuchten. Die Demonstranten bewarfen das Königspaar und Ministerpräsident Pedro Sánchez mit Schlamm und skandierten: »Mörder, Mörder!« Der Ärger richtete sich vor allem gegen die verspäteten Warnungen der Behörden vor der Überschwemmungsgefahr und die vermeintlich verzögerte Reaktion der Rettungsdienste.
Innenminister Fernando Grande-Marlaska sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender TVE, eine kleine Gruppe habe die Unruhen angestiftet. »Der Großteil der Menschen, die zusammengekommen sind, sind absolut friedliche Leute, die alles verloren haben und deren Wut wir natürlich verstehen.«
Einige der in der Region Valencia am Sonntag Protestierenden trugen Kleidung mit ultrarechten Symbolen. Politiker der Opposition werfen der Linksregierung in Madrid vor, zu langsam gewarnt und zu lange für die Entsendung von Hilfe gebraucht zu haben. Die Regierung dagegen beruft sich darauf, dass die Regionalbehörden für den Katastrophenschutz zuständig sind.
Rettungsteams suchten am Montag immer noch in Tiefgaragen nach Leichen, unter anderem in einem Parkhaus mit 5.000 Stellplätzen beim Einkaufszentrum Bonaire in der Nähe des Flughafens von Valencia, sowie an Flussmündungen, wo die Strömung möglicherweise Leichen anlandet. Auch Drohnen kommen dabei zum Einsatz, sie werden in die Garagen geschickt. Es seien keine weiteren Toten in dem Parkhaus Bonaire gefunden worden, berichtete der Radiosender SER unter Berufung auf die Polizei.
Am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche hatte es sintflutartig geregnet. Flüsse traten über die Ufer, Straßen und Gebäuden wurden überflutet, Schlammfluten rissen Autos und Mauerstücke mit. Es war die schlimmste Hochwasserkatastrophe in Europa seit fünf Jahrzehnten. Obwohl es die ganze Woche über weiter regnete, kam es in der Region nicht mehr zu größeren Überschwemmungen. (Reuters/jW)
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