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Abzocke oder Heidenspaß

Von Lucas Zeise
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Der Preis für Bitcoins ist in der ersten Woche nach der Wahl von Donald Trump um 34 Prozent auf erstmals über 90.000 US-Dollar das Stück gestiegen. Es schien nicht mehr völlig ausgeschlossen, dass die 2009 im Gefolge der Finanzkrise geschaffene Kryptowährung von den USA unter der neuen Regierung als Reservemedium und internationales Zahlungsmittel gefördert wird. Während seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump Bitcoins noch als »Abzocke« bezeichnet.

Keine schlechte Bezeichnung für dieses Konstrukt, das nach dem Willen seiner Erfinder und Produzenten Geld sein oder erst noch werden soll. Der Form nach ähnelt es dem Computersignal, das in einer Bank ein Guthaben signalisiert. Nur ist dieses Signal beim Bitcoin nicht im Bankcomputer, sondern über Verschlüsselungstechniken in den Rechnern derer versteckt, die mit Bitcoins handeln. Bitcoins sind jedenfalls kein Geld. Man kann mit ihnen weder an der Tankstelle Benzin, noch bei Aldi Kartoffelchips oder auf dem Wochenmarkt Gemüse, ja nicht einmal beim Autohändler einen Gebrauchtwagen erstehen.

Allerdings hat der Anspruch ihrer Erfinder, dank der supercoolen »Blockchain«-Verschlüsselungstechnik die Dinger zu Geld werden zu lassen, eine kräftige Spekulation in Gang gesetzt. Keine schlechte Leistung: Eine Sache, die keinerlei Gebrauchswert und auch keinerlei Tauschwert hat, zum heiß begehrten Spekulationsobjekt zu machen und ihren Preis in 15 Jahren im Umfeld eines rasant steigenden, Anlage suchenden Geldkapitals von null auf 90.000 US-Dollar zu treiben. Auch die konservativsten Fondsverwalter sahen sich gezwungen, Bitcoins oder andre Kryptowährungen ihren Portfolios beizumischen.

Trump ist deshalb spät vom Kritiker zum Fan von Bitcoins und den anderen Kryptowährungen geworden und hat im Kreis seiner ehrenwerten Familie mit »World Liberty Financial (WLF)« eine – bisher ziemlich erfolglose – derartige Geldvermehrungsmaschine auflegen lassen. Bei dieser Gelegenheit trat auch Robert Kennedy Jr., Sohn des gleichnamigen (und 1968 ermordeten) Justizministers auf, der eine staatliche strategische Reserve in Bitcoins, ähnlich wie die in Gold oder Erdöl propagierte. Dass Robert jetzt von Trump nur zum Gesundheitsminister ernannt wurde, könnte erklären, dass die Bitcoins in der Nacht auf Freitag den ersten Kurseinbruch erlebten.

Donalds reicherer Freund Elon Musk bekam eine interessantere Aufgabe: das außerhalb der Regierung angesiedelte »Department of Government Efficiency«, abgekürzt »Doge«. Es soll bis 2026 Vorschläge entwickeln, wie der Staatshaushalt Washingtons von derzeit 6,5 Billionen US-Dollar um mindestens zwei Billionen gekürzt werden kann. Die Abkürzung Doge ist kein Zufall, sondern heißt wie die »Spaßwährung Dogecoin«, bei der Musk 2020 eingestiegen war. »Gelegentlich mache ich Witze über Dogecoin, aber sie sind wirklich nur als Witze gemeint«, sagte Musk vor drei Jahren in einem Interview. »Aber das Schicksal liebt die Ironie. Das unterhaltsamste Ergebnis ist oft das wahrscheinlichste.« Und das »unterhaltsamste und ironischste Ergebnis wäre, dass Dogecoin zur Währung der Erde wird.«

Unser Autor ist Finanzjournalist und Publizist. Er lebt in Aachen

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