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Aus: Ausgabe vom 10.01.2025, Seite 7 / Ausland
Ukraine-Krieg

Industrieanlagen beschossen

Ukraine-Krieg: Schwere wechselseitige Angriffe. Kiewer Offensive stockt
Von Reinhard Lauterbach
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Nach der Größe des Kraters zu urteilen war die russische Bombenlast gewaltig (Orichow, 8.1.2025)

Bei einem russischen Angriff auf das Gelände des ukrainischen Rüstungsbetriebes Motor Sitsch in Saporischschja sind am Mittwoch nachmittag 13 Menschen getötet und 133 verletzt worden. Nach Angaben der ukrainischen Behörden wurden auch eine vollbesetzte Straßenbahn und ein Autobus getroffen. Eine der verletzten Personen sei ein Kind gewesen. Bilder zeigen schwere Schäden in den unteren Etagen eines Verwaltungsgebäudes der Fabrik, die für die Produktion von Flugzeug- und Hubschraubermotoren bekannt ist. Seit Kriegsbeginn werden dort auch Drohnen hergestellt. Für den Angriff wurden nach ukrainischen Angaben zwei Gleitbomben von jeweils 500 Kilo Sprengladung verwendet, die von russischen Flugzeugen weit hinter der Front abgefeuert werden. Diese verläuft etwa 30 Kilometer südlich von Saporischschja. Die Gleitbomben können nach dem Abschuss etwa 70 Kilometer weit fliegen. Bereits im Mai 2022 hatte das russische Verteidigungsministerium bekanntgegeben, die Produktionsanlagen von Motor Sitsch in Saporischschja zerstört zu haben.

Vor dem russischen Angriff auf das Werk hatte ein ukrainischer Drohnenangriff auf die Nachbarstädte Saratow und Engels an der mittleren Wolga am Mittwoch morgen offenbar schwere Schäden in einem Treibstofflager angerichtet. Aus dem Depot wird der Flugstützpunkt »Engels-2« mit Kerosin versorgt. Dort sind russische Langstreckenbomber stationiert, die immer wieder aus der Tiefe des russischen Luftraums heraus Ziele in der Ukraine beschießen. Das Feuer dauerte am Mittwoch abend noch an. Drei Feuerwehrleute sollen bei den Löscharbeiten ums Leben gekommen sein.

An der Front setzten russische Truppen ihren Vormarsch westlich von Kurachowe im Donbass sowie in der Umgebung von Pokrowsk, 35 Kilometer weiter nördlich fort. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau schon Anfang der Woche mitteilte, haben russische Truppen inzwischen auch das größte Lithiumvorkommen Europas in der Ortschaft Schewtschenko westlich von Kurachowe unter ihre Kontrolle gebracht. Die Meldung ist aber schlecht zu überprüfen, weil es in der Region zwei Dörfer mit diesem Namen gibt, und die Quellen geben nicht an, bei welchem dieser Dörfer das Lithium liegt. Schewtschenko ist eine politisch gewählte Phantasiebezeichnung für Ortschaften. Pate ist der ukrainische Nationaldichter Taras Schewtschenko (1814–1861). Mit der Lithiumlagerstätte hatte im Winter 2023/2024 der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter begründet, warum ein rasches Ende des Krieges nicht im westlichen Interesse sei. Es gelte, so Kiesewetter damals, die Übernahme dieser Vorkommen durch Russland und China zu verhindern.

Der neue ukrainische Angriff im russischen Grenzbezirk Kursk ist offenbar nach wenigen Tagen bereits zum Stillstand gekommen. In Kiew herrscht zum militärischen Geschehen in dieser Region offiziell weitestgehende Funkstille. Einige bloggende ukrainische Militärs berichten unter Berufung auf Kommandeure an der Front von schweren und verlustreichen Kämpfen. Russische Quellen melden Gegenangriffe und Geländegewinne der eigenen Seite in verschiedenen Abschnitten dieser Front. Das von der Ukraine gehaltene Gebiet in der Region umfasst nach anfangs 1.200 Quadratkilometern inzwischen nur noch 480 Quadratkilometer.

Begleitet von Sorgen des kollektiven Westens über die Zukunft der US-Politik im Ukraine-Konflikt, trafen sich am Donnerstag im Ramstein bei Kaiserslautern Vertreter von NATO, EU und anderen Staaten, um über weitere Schritte der militärischen Unterstützung der Ukraine zu beraten. Auch der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij war zugegen. Im Vorfeld hatte er einem schnellen Kriegsende eine Absage erteilt und die USA aufgerufen, seinem Land »Tomahawk«-Marschflugkörper zur Verfügung zu stellen. Diese haben eine Reichweite von 2.500 Kilometern. Die USA hatten angekündigt, der Ukraine bei dem Treffen das letzte von der Biden-Administration bewilligte Waffenpaket zu übergeben. Ob das Ramstein-Format unter der künftigen Trump-Regierung fortgeführt wird, ist wenige Tage vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten ungewiss.

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