Die Parteien für Besserverdiener
Von Susanne Knütter
Wer es noch nicht wusste: Die Politik von FDP, Union und AfD bevorteilt ganz klar Besserverdiener. Aber auch das Wahlprogramm der SPD würde bei dessen Realisierung Topverdiener mehr entlasten als Geringverdiener. Das zeigt eine Berechnung des Mannheimer Leibniz-Instituts Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die am Sonnabend bekanntwurde. Die ZEW-Forscher untersuchten dafür die Auswirkungen zentraler Reformvorschläge der Parteien zu Steuern, Mindestlohn und Sozialleistungen auf private Haushalte.
Bei den Programmen von Union, FDP und AfD würden der Studie zufolge Haushalte mit hohem Einkommen stärker von geplanten Steuerreformen profitieren. Ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern erhielte bei einem Brutto-Jahreseinkommen von 180.000 Euro demnach ein finanzielles Plus von rund 19.190 bei der AfD, 11.990 bei der FDP beziehungsweise 5.840 Euro bei CDU/CSU. Auch mit dem SPD-Programm hätte diese Familie noch 2.200 Euro mehr zur Verfügung, bei den Bündnisgrünen 100 Euro. Beim BSW bliebe alles unverändert. Einzig das Programm der Linken würde das Einkommen dieser Familie verringern und zwar um rund 800 Euro.
Nach der ZEW-Berechnung wäre ein Alleinverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen finanziell bessergestellt, wenn die Wahlprogramme von der Linken oder dem BSW umgesetzt würden. Bei einem Bruttoeinkommen von 40.000 Euro jährlich stünden der Familie bei der Linkspartei gerundet 6.150 Euro mehr als bisher zur Verfügung, beim BSW wären es 1.010 Euro. Auch die Versprechen der Grünen würden, wenn sie umgesetzt würden, der Familie 870 Euro mehr bringen. Bei der SPD wären es 860 Euro und 300 Euro bei der Union.
Würden allerdings die Wahlprogramme von FDP oder AfD realisiert werden, hätte diese Familie sogar weniger Geld zur Verfügung, so das ZEW. Bei der AfD wären es jährlich 440 Euro weniger, bei der FDP 1.520 Euro weniger. Bei der FDP liegt das demnach an Reformplänen beim Bürgergeld. Bei der AfD ergebe sich das aus einer komplizierten Interaktion aus Steuererleichterungen und den Anrechnungsregeln beim Wohngeld.
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All das umrundet aber das derzeitig vielleicht wichtigste deutsche politische Thema: Wen wähle ich zur Bundestagswahl am 23. Februar? Die Parteien heben zwar ein jeweiliges Alleinstellungsmerkmal hervor, aber in einem sind sie sich alle einig: dass Russland unser Feind ist, der »russische Angriffskrieg durch nichts zu rechtfertigen« sei, der »russische Imperialismus« (was für eine Demagogie!) bekämpft werden müsse. Und – leider – die Randparteien Linke, DKP, MLPD blasen in das gleiche Horn – furchtbar. Sogar das BSW, von dem ich so viel konstruktives erwartete, und Sahra Wagenknecht, die es eigentlich besser wissen müsste, sagt das, und zwar immer als ersten Satz, wie z. B. zur sogenannten Friedenskundgebung am 23. Oktober 2024. Lediglich, traurigerweise, die AfD, sagt das nicht explizit. Nur denen glaube ich nicht, wegen deren abstoßender Deutschtümelei. Also, ich würde diejenige Partei wählen, die sich solidarisch mit der Russischen Föderation zeigt und solidarisch mit der klugen, friedensstiftenden Politik ihres Präsidenten Wladimir Putin. Immerhin zweimal habe ich im letzten Jahr die Russische Föderation besucht. Die Atmosphäre unter den Leuten ist hervorragend, sympathisch, herzlich, phantastisch patriotisch zu ihrem Land, vertrauensvoll zu deren umsichtiger Politik. Selbst bei den eindrucksvollen Gottesdiensten in den prachtvollen orthodoxen Kirchen spürt man das. Man wird die Russen nicht kleinkriegen, »Regime change« funktioniert dort nicht.
Natürlich, zur Wahl gehe ich, schon, um mit meiner Stimme die Stimmenzahl der Hauptbellizisten Grüne, CDU, FDP, leider auch SPD, zu minimieren.
Die AfD hat sich mit dem Bekenntnis zur Remigration selbst entlarvt. Dies, obwohl Hunderttausende gegen sie auf die Straße gingen. Die Anbiederung an den Multimilliardär Rust zeigte, wo diese menschenverachtende AfD steht. Bestimmt nicht auf der Seite der Mehrheit und der Arbeitenden.
Die SPD setzt weiterhin auf einen Kanzler Scholz. Dies geht allerdings daher mit faulen Zugeständnissen nicht nur an die Rüstungshardliner aller Coulers und mit der Umdeutung Kants von Scholz für Waffenlieferungen. Bleibt es beim Nein der Lieferung von »Taurus«-Raketen, um eine Ausweitung des Ukraine-Krieges auf unser Land zu verhindern? Ist die derzeitige SPD wirklich eine Partei mit sozialdemokratischem Anspruch? Sie arbeitet an ihrer eigenen Abwahl.
Wie auch Bündnis 90/Die Grünen! Mit ihrem sogenannten Panzertoni Hofreiter und ihrem 3,5-Prozent-Rüstungshaushaltsbefürworter Habeck ist sie, mit den tödlichen Waffenlieferungen in die Ukraine und nach Israel, von einer Umweltpartei und Hoffnung der Friedensbewegten zu einer kriegstüchtigen Partei mutiert. Ganz im Sinne der Rüstungsindustrie.
Ist die neu gegründete Partei BSW mit den ihr unterstellten Widersprüchen eine Alternative zur Partei Die Linke? Als einzige der etablierten Parteien lehnt sie konsequent die Waffenlieferungen an Israel und auch an die Ukraine ab, die angeblich der Verteidigung unserer Freiheit dienen. Sie plädiert stattdessen für diplomatische Lösungen zur schnellstmöglichen Beendigung beider Kriege. Sie fordert die Rückkehr zur Entspannungspolitik und damit die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland, die z. B. durch erhöhte Gas- und Energiepreise allen teuer zu stehen kommen. Wie auch die immer größeren Rüstungsausgaben zu Lasten des Sozialen. Das BSW ist zudem auch die einzige Partei, die, wie die Mehrheit der Menschen, entschieden die geplante Stationierung der US-amerikanischen Mittelstreckenraketen in unserem Land wegen der erhöhten Kriegsgefahr ablehnt. Dagegen haben in den 1980ger Jahren Millionen demonstriert. Nicht wenige Menschen können sich die starke Persönlichkeit Sahra Wagenknecht als Bundeskanzlerin vorstellen. Für die Etablierten ein Graus. Obwohl sie bei dem Thema Asyl schwächelt, ist das BSW eine ernstzunehmende Herausforderung.
Die Parteien sollten sich an dem weltweit anerkannten Institut SIPRI orientieren. Demnach wurde 2023 weltweit die unvorstellbare Summe von rund 2,4 Billionen US-Dollar für Kriege und Kriegsgerät ausgegeben. Dazu haben allein die USA für 2025 die Rekordsumme von 895 Milliarden beschlossen. Der größte Teil der Rüstungsausgaben wird von den westlichen NATO-Staaten aufgewendet, die für den 5 Prozent fordernden Trump sogar noch zu wenig sind. Nur einen Bruchteil davon wendet Russland auf. Von welcher der Atommächte geht eigentlich die größere Weltkriegsgefahr aus?
Was könnte man mit nur einem Teil dieser Rüstungsausgaben nicht alles bewirken! Z. B. den weltweiten Hunger sofort beseitigen, wie auch die einhergehenden Kriege und die auch umweltbedingten Flüchtlingsströme, um nur einige der dringlichsten Probleme zu benennen.
Dazu ein Faktencheck! Wir sind ein reiches Land, sagt die Statistik. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner in Deutschland war 1991 nur 19.920 Euro und 2023 schon 49.525 Euro. Warum sind die Menschen trotzdem unzufrieden? Das Vermögen ist ungleich verteilt! Wie in keinem anderen Land in der EU! Unter den »großen Vier« der EU wies Deutschland die größte Vermögensungleichheit auf, wo die reichsten zehn Prozent 63 Prozent des Vermögens besaßen, gefolgt von Frankreich (54,9 Prozent), Spanien (53,8 Prozent) und Italien (53,5 Prozent), Stand: 1. April 2024. Deshalb benötigen wir eine Steuerreform, aber die AfD hat eine höhere Besteuerung von Spitzenverdiener:innen abgelehnt.
Ein Tarifvertrag ist ein Vertrag zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften, das regelt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgebern. Aber die AfD lehnt Algemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen ab.
Wann werden die Bürger:innen wahrnehmen, dass seit 1972 mehr Deutsche sterben als geboren werden und die Deutschen werden immer älter? Ohne Migration geht es nicht! Die AfD will mit einem Kinderkredit in Höhe von 10.000 Euro die Geburtsrate steigern. Der Kredit soll zinsfrei und innerhalb von fünf Jahren abgezahlt sein. Interessant! Aber im Durchschnitt kostet ein Kind 763 Euro im Monat, das sind 9.156 Euro im Jahr. Bis zum 18. Geburtstag geben deutsche Familien im Durchschnitt 164.808 Euro für ein Kind aus. Laut Bertelsmann Stiftung fehlen in Deutschland rund 430.000 Kita-Plätze. Somit könne viele Frauen nicht arbeiten, wie sollen die jungen Familien den Kinderkredit in fünf Jahren abzahlen? Sie brauchen auch eine größere Wohnung, aber die AfD ist gegen die Mietpreisbremse.
Wir leben gut, weil wir von anderen leben, von dem was andere leisten und erleiden müssen. Unser Müll geht z.B. nach Malaysia und die Türkei. Die Fußbälle nähen Kinder in Pakistan. Kleidung nähen Industriesklavinnen in Bangladesch. Die Kinderarbeit bei der Kakao-, Kaffee-, und Bananenernte ist eine Schande. Aber die AfD fordert ein Ende des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Mit dem Gesetz soll gesichert werden, dass die Menschen im Süden von ihrer Arbeit auch leben können und nicht zu Migranten werden.
Die Freiheit, die von Gleichheit und Brüderlichkeit getrennt wird, heißt nicht mehr Freiheit. Sie heißt Egoismus auch Eigennützigkeit, es strebt nach Vorteilen für sich selbst, ohne Rücksicht auf die Ansprüche von anderen. Das ist die Politik der AfD.
Die Lebenserfahrungen, die Eure Eltern mit Wahlen zum gesetzgebenden Bundestag haben, sind sehr differenziert. Viele Versprechungen gab es, aber eine soziale Marktwirtschaft ohne Arbeitslosigkeit, mit ausreichendem und bezahlbarem Wohnraum, Gleichberechtigung, Frieden u. v. m. hat sich nicht eingestellt. Das Wahlrecht geht auf die Griechen zurück, wie Ihr es in der Schule gelernt habt, wie auch die Demokratie. Beide politischen Elemente schaffen die Möglichkeit, dass das Volk bestimmen kann, wohin das Land treibt. Das steht sogar im Grundgesetz (Art. 20 (b)) und stand in der Verfassung der DDR (Art. 5 (1)).
Aber Achtung: Wahlprogramme sind keine Parteiprogramme. Die von Euch zu wählenden Parteien wollen zunächst nur Eure Stimme. Der Populismus hat vor Wahlen Hochkonjunktur. Das Marketing der Wirtschaft wird genutzt. Hinterfragt also die Versprechungen, ob sie realisierbar sind. Nur die Regierung kritisieren, wie es die AfD macht, bringt keine bessere Zukunft. Eine Mehrheit von linken Stimmen schafft Voraussetzungen, dass in den ersten 100 Tagen solche Gesetze möglich wären, die die Macht des Volkes juristisch festigen. Dass Gesetze schnell beschlossen werden können, beweist die Erhöhung der Abgeordnetenvergütungen.
Bleibt stark und bildet Eure Meinung für ein besseres friedliches Leben, bevor Ihr sie in das Kreuz Eures Wahlscheins einsetzt. Aber wählt und vergesst nicht, ohne Frieden könnten Liebe und Arbeit umsonst sein.