Akademischer Austausch auf eigene Faust
Von Milan Nowak
Wie wird das Wissen über Palästina trotz Krieg und Unterdrückung bewahrt und verbreitet? Damit hat sich die Konferenz »Talking about (the Silencing of) Palestine« zwei Tage lang in Frankfurt am Main auseinandergesetzt. Die Zusammenkunft am Donnerstag und Freitag wurde vom »Talking About Palestine«-Kollektiv und dem Verein »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« auf die Beine gestellt.
Ursprünglich an der Goethe-Universität geplant, musste die Konferenz in anderen Räumlichkeiten mit kleinerer Teilnehmerzahl stattfinden. Die Universitätsleitung erklärte, der Veranstalter habe den Raumantrag storniert. Dem entgegneten die Organisatoren, er sei blockiert worden. Die Konferenz konnte per Liveübertragung im Internet verfolgt werden. Aufzeichnungen auf den entsprechenden Kanälen waren bei jW-Redaktionsschluss am Sonntag allerdings nicht abrufbar.
Trotz der Steine, die man den Veranstaltern in den Weg gelegt hatte, gelang es diesen, deutsche und internationale Experten zusammenzubringen, um »die Lücke zwischen akademischer Forschung und offenem Diskurs über Palästina« zu füllen. Zur Frage, wer Palästinas Geschichte erzählt und archiviert, sprach Hazem Jamjoum von der New York State University. Dem Masterstudenten zufolge ist es unter anderem wichtig, den Prozess der Enteignung der Palästinenser in seinen Ursprüngen in Kolonialismus, Imperialismus und Krieg zu begreifen.
Mit der Bewahrung des kulturellen Erbes setzten sich Nadine Aranki (De-Monfort-Universität Leicester), Sarah El Bulbeisi (Orient-Institut Beirut) und Sofus Ronberg (Universität Aarhus) auseinander. Patricia Piberger (Dezim-Institut Berlin), Hanna Tzuberi (FU Berlin) und Nils Riecken (Ruhr-Universität Bochum) stellten die Rolle rassistischer Ideologien bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland heraus.
Eine der vielen diskutierten Fragen war die nach dem Zusammenhang von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Über mögliche Antworten sprachen Fatima Al Tayeb von der US-Elitenkaderschmiede Yale sowie Wieland Hoban und Teresa Beck von der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Kulturpolitisch wurde es bei den Beiträgen von Michael Baers und Evgenija Filova (Universität Wien) sowie Thomas Richard (Universität Boston). Hanna Al-Taher und Anna-Esther Younes (HU Berlin) äußerten sich zur »Löschung« Palästinas als Gegenstand von Lehre und Forschung im Bildungswesen.
Den Abschluss bildete ein Podium zu Perspektiven akademischer Freiheit von der »Allianz für Kritische und Solidarische Wissenschaft« mit Donatella della Porta (Hochschule Florenz), Hanna Pfeifer (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg), Helmut Krieger (Universität Wien), Britta Ohm (Universität Mainz), Tahani Nadim (Ruhr-Universität Bochum) und Ilyas Saliba (Global Public Policy Institute Berlin). Als ein Schritt, um akademische Freiheit zu verteidigen, kann in jedem Fall die Konferenz selbst gelten.
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