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21.01.2025, 18:45:13 / Ausland
Tourismus

Brandkatastrophe in türkischem Hotel

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Aufgrund der Holzkonstruktion könnte das Feuer sich rasant ausgebreitet haben (Kartalkaya, 21.1.2025)

Bolu. Beim Brand eines Hotels in einem türkischen Skigebiet sind 66 Menschen ums Leben gekommen – mehr als 50 weitere wurden verletzt. »Wir sind sehr bestürzt«, sagte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya am Unglücksort in der Provinz Bolu. 238 Gäste hätten in dem Hotel übernachtet, in dem in der Nacht zum Dienstag ein Feuer ausgebrochen war. Der Brand war am Nachmittag unter Kontrolle. Einsatzkräfte waren weiter mit Abkühlarbeiten beschäftigt, so Yerlikaya. Das zwölfstöckige Hotel ist an einen Hang gebaut, darum habe man nicht von allen Seiten löschen können. Bilder zeigten ein schwarz verkohltes Gebäude.

Besitzer festgenommen

Videos aus der Nacht in sozialen Netzwerken zeigen Menschen in den obersten Stockwerken, die nach Hilfe rufen. »Wir können nicht runter, helft uns«, schreien sie aus einem Fenster des Hotels. Hinter ihnen sind Flammen zu sehen, das Dach und die oberen Stockwerke brennen. Die unten Stehenden antworten teils hilflos: »Wo ist die Feuerwehr?« Die Brandursache war zunächst unklar, eine Ermittlung wurde eingeleitet. Die Rundfunkbehörde verhängte eine Nachrichtensperre – lokale Medien müssen sich damit an öffentliche Verlautbarungen halten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sprach den Opfern sein Beileid aus und sagte, Schuldige würden zur Rechenschaft gezogen. Der Hotelbesitzer und drei weitere Personen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. Was ihnen vorgeworfen wurde, war zunächst unklar.

In der Türkei sind zur Zeit Schulferien. Das Skigebiet Kartalkaya rund 300 Kilometer östlich von Istanbul ist bei Einheimischen beliebt. Nach Angaben des Provinzgouverneurs Abdulaziz Aydın brach der Brand um 3.30 Uhr Ortszeit (1.30 Uhr MEZ) in dem Stockwerk aus, in dem sich auch ein Restaurant befindet. Der Bürgermeister des Ortes, Tanju Özcan, sagte, das Hotel sei eines der ältesten in dem Gebiet und bestehe vor allem aus Holz. Das könnte dazu geführt haben, dass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Nacht versuchten, sich mit aneinandergeknüpften Bettlaken selbst zu retten. Ein Augenzeuge berichtete der Zeitung Hürriyet, er habe beobachtet, wie Menschen aus dem Fenster gesprungen seien. Wegen starken Rauchs habe man die Treppen zum Notausgang kaum finden können.

Nach Angaben des Gouverneurs starben zwei Menschen, nachdem sie aus dem Fenster gesprungen waren. Eine Betroffene sagte im türkischen Fernsehen, sie sei mit ihrem Mann und ihrer Tochter im sechsten Stock des Hotels untergekommen und habe plötzlich Hilfeschreie gehört. Sie hätten wegen des Rauchs die Tür und die Feuertreppe nicht finden können. Ihr Mann sei aus dem Fenster gesprungen.

Explosion in Sivas

Zu einem weiteren Vorfall kam es am Morgen in einem zweigeschossigen Wintersporthotel im zentralanatolischen Sivas. Bei einer Explosion wurden vier Menschen verletzt – zwei Trainerinnen und zwei Skifahrerinnen, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Eine der Frauen sei schwer verletzt und habe Verbrennungen an Händen und im Gesicht. Wie es zu der Explosion kam, ist noch unklar.

Der Brand in der Türkei ist eine der schlimmsten Katastrophen in einem Hotel in der jüngeren Geschichte. Auch in anderen Touristengebieten kommt es immer wieder zu schweren Unglücken.

Erst Ende vergangenen Jahres starben in Thailands Hauptstadt Bangkok nahe der Backpackermeile Khaosan Road drei Touristen beim Brand des sechsstöckigen »Ember Hotels«. Fast genau zwei Jahre zuvor waren bei einem verheerenden Feuer im »Grand Diamond City Hotel« in Kambodscha an der Grenze zu Thailand mehr als zwei Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Die Weihnachtsdekoration soll einen Kurzschluss verursacht haben. Im Februar 2019 brannte im Zentrum der indischen Hauptstadt Neu-Delhi das Hotel »Arpit Palace«. Die meisten der 17 Opfer starben an Rauchvergiftungen, manche von ihnen sprangen in den Tod. Brandschutzvorschriften waren ignoriert worden. (dpa/jW)