»M 23«-Rebellen erobern Goma
Von Bernard SchmidDicke schwarze Rauchwolken stiegen am späten Dienstag vormittag in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik (DR) Kongo, auf. Wütende Protestierende attackierten mehrere Botschaften, darunter die der früheren Kolonialmacht Belgien sowie die Vertretungen Frankreichs und der USA, aber auch des Nachbarstaats Ruanda sowie Ugandas und Kenias. In der französischen Botschaft brach ein Feuer aus. Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete dies in einer offiziellen Stellungnahme als »unakzeptabel«. Aufgebrachte Kongolesen wiederum werfen dem Westen und der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) vor, den von ihnen vor allem als Aggression des benachbarten Ruanda betrachteten Vormarsch von Kämpfern auf ihrem Staatsgebiet hinzunehmen.
Hintergrund der Demonstrationen und Attacken sind die anhaltenden Kämpfe im Ostkongo. Die von Ruanda unterstützte Rebellenarmee »M 23« war in der Nacht zu Montag zusammen mit ruandischen Regierungssoldaten in die strategisch wichtige Stadt Goma eingedrungen. Eine Reihe der denkbar schlecht bezahlten kongolesischen Militärs lief dabei über. Am Montag abend erklärte die Miliz dann, die Hauptstadt der Provinz Nordkivu vollständig unter ihrer Kontrolle zu haben. Am Dienstag nachmittag befand sich dann wohl auch der Flughafen der Stadt in ihrer Gewalt.
3.000 kongolesische Strafgefangene konnten die Gunst der Stunde nutzen und während der Kämpfe aus ihrer Haftanstalt fliehen. Schlimmer noch wirkt, dass das Rote Kreuz am Dienstag vormittag warnte, Kulturen des Ebolavirus – das zuletzt im Jahr 2020 für eine Epidemie mit gut 2.000 Toten im Ostkongo sorgte – könnten aus einer Forschungseinrichtung in Goma freigesetzt werden. Die Lebensmittelversorgung durch internationale Hilfsorganisationen in der Stadt wurde inzwischen eingestellt, während in den Regionen Nord- und Südkivu im Zuge der seit Dezember eskalierenden Kämpfe insgesamt 400.000 Menschen aus ihren Dörfern und Städten geflohen sind. Die UNO zog am Sonntag ihr Personal vor Ort ab.
Dass Ruanda im rohstoffreichen Osten des Kongo militärisch beteiligt ist – in der UN-Zentrale ist von 4.000 in die Offensive involvierten ruandischen Soldaten die Rede – und als Aggressor auftritt, ist auf keine Weise umstritten. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, der nun auch in diesem Konflikt als »Vermittler« aufzutreten versucht, unterhielt sich am Sonnabend sowohl mit dem kongolesischen Staatschef Félix Tshisekedi als auch mit seinem ruandischen Amtskollegen Paul Kagame am Telefon. Angola versucht ebenfalls zwischen den beiden zu vermitteln, und die EAC hat beide an diesem Mittwoch zu einem Krisengipfel einbestellt.
Eines der objektiven Probleme dabei ist, dass das wirtschaftlich relativ prosperierende Ruanda, anders als die meisten Nachbarn, nicht auf internationale Budgethilfe angewiesen ist. Unterstützt wurde es in den vergangenen 25 Jahren traditionell von den USA.
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