Gegründet 1947 Dienstag, 4. März 2025, Nr. 53
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 30.01.2025, Seite 2 / Inland
Wirtschaftskrise

Habecks Ausblick und Bilanz

Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt. Unterm Strich steht erneut Stagnation
Von David Maiwald
Vorstellung_des_Jahr_84858436.jpg
»Stagnation seit 2018«: Robert Habeck macht das mit den Tafeln

Die Rest-Ampel korrigiert ihren Ausblick. Die Ergebnisse sind nicht überraschend: »Ernst« sei es, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) bei Veröffentlichung seines Jahresberichts am Mittwoch. Demnach dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Bundesrepublik im angelaufenen Jahr nur um 0,3 Prozent wachsen. Bislang ging die Regierung noch von einem Wirtschaftswachstum um 1,1 Prozent aus. Wie schon 2024 liege die Inflationsrate bei 2,2 Prozent, hieß es. Die höhere CO2-Bepreisung, die gerade erfolgte Portoanhebung der Post und das bald zehn Euro teurere Deutschland-Ticket dürften aber preistreibend wirken.

Die Korrektur der Prognose gehe auf »hohe Unsicherheit« zurück. Diese betreffe sowohl die innenpolitische Lage als auch mögliche Handelsbeschränkungen der neuen US-Administration unter Präsident Donald Trump, erklärte der Nochminister. Dazu kämen »Arbeits- und Fachkräftemangel, die überbordende Bürokratie« und eine »Investitionsschwäche«: Während Privathaushalte »nach der Regierungsbildung« wieder mehr konsumieren würden, sei von einem Rückgang bei Exporten und in der Bauwirtschaft auszugehen. Einen »Impuls« für 2025 gebe aber das »Sondervermögen« für die Bundeswehr.

Für das kommende Jahr sinken die Erwartungen. Für 2026 sehe man mit einem Wachstum des BIP um 1,1 Prozent nun »Licht am Ende des Tunnels«, erklärte Habeck. In der »Herbstprognose« hatte da allerdings noch ein Wachstum von 1,6 Prozent gestanden. Die Regierung rechnet für das laufende Jahr zudem mit mehr Erwerbslosigkeit: Die Arbeitslosenquote soll dem Bericht zufolge um 0,3 Prozentpunkte zum Vorjahr auf dann 6,3 Prozent wachsen. Das entspricht 120.000 Personen, also etwa der Einwohnerzahl von Göttingen. Die Anzahl der Firmenpleiten hatte zuletzt drastisch zugenommen, die Erwerbslosigkeit sei »im dritten Jahr hintereinander« angestiegen, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Mittwoch mit.

Die »seit 2018« andauernde Stagnation setze sich fort: »Die Restriktionen, die wir uns selbst auferlegt haben«, erklärte Habeck am Mittwoch, hätten »eine Politik, die eigentlich notwendig gewesen wäre, verhindert.« Ein Ausblick als Bilanz der »Fortschrittskoalition«.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Patrick Büttner aus Leipzig (30. Januar 2025 um 06:22 Uhr)
    Apropos Dings. Bei Wikipedia liest sich die Definition für Scharlatan so: »Als Scharlatan (veraltet auch Charlatan) wird eine Person bezeichnet, die vortäuscht, ein bestimmtes Wissen oder bestimmte Fähigkeiten zu besitzen, um damit Geld, Ruhm oder andere Vorteile zu erlangen. Als Scharlatanerie (veraltet auch Charlatanerie) wird die Verhaltensweise beziehungsweise die Schwindelei eines Scharlatans bezeichnet.« Interessant ist auch die Herkunft des Begriffes: »Als Herkunft des Begriffs Scharlatan (über mittellateinisch ceratanus und italienisch ceratano, »fahrender Schüler«, wie französisch und englisch charlatan, ›Marktschreier, Quacksalber‹, unter Einfluss von italienisch ciarlare, ›schwatzen‹, von italienisch ciarlatano) – häufige Synonyme sind Aufschneider, Schwindler, Hochstapler – wird eine Verschmelzung des Ortsnamens Cerreto und dem italienischen ciarlare (›schwätzen‹) bzw. ciarla (›Geschwätz‹) vermutet.« Einige der in den neunziger Jahren in den Osten geschickten Koryphäen waren von ähnlicher Qualität. Die Kollegen des PCK Schwedt werden das sicher bestätigen können.