»Manche ideologische Gräben zu überwinden, ist sinnvoll«
Interview: Hendrik PachingerZum 48. mal findet in Nürnberg noch bis Sonnabend die Lateinamerikawoche, kurz Lawo, statt. Diese hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt und wächst. Wie nimmt das Publikum das Format an?
Das Interesse an Lateinamerika ist ungebrochen und auch unmittelbar mit unserem Leben im globalen Norden verbunden, sichtbar durch die Veränderungen hin zu einer multipolaren Welt. Vergessen darf man dabei aber auch Afrika nicht. Es gab in der Vergangenheit Veranstaltungen, in die Gruppen miteinbezogen wurden, die sich mit Afrika beschäftigen. Die Covid-Pandemie war eine besonders herausfordernde Zeit. In dieser Situation wurde die Idee geboren, die Vorträge live im Internet zu streamen. Bei diesem hybriden Format sind wir geblieben und erhalten dafür bis heute regen Zuspruch.
Wer sind die Veranstalter und was die Themen?
Die Lawo beschäftigt sich mit aktuellen Entwicklungen in Lateinamerika. Sie rückt Hintergründe, Lösungen und auch Möglichkeiten der internationalen Solidarität ins Licht. Das Programm wird mit Ausstellungen, Konzerten und anderen Veranstaltungen abgerundet. Veranstaltet wird die Woche vom einem bunt gemischten Trägerkreis. Dieser besteht aus städtischen Einrichtungen wie dem Kulturladen Villa Leon, dem Filmhaus Nürnberg, Organisationen wie Amnesty International, der Freundschaftsgesellschaft BRD–Kuba, Medico International, der Guatemalagruppe Nürnberg und der Mission Eine Welt, eine Einrichtung der evangelischen Kirche. So können viele Referenten renommierter Organisationen gewonnen werden, die auf verschiedene Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen.
Insgesamt 14 Veranstaltungen werden in diesem Jahr geboten. Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Interessant ist sicherlich die Entwicklung in Argentinien, da sich weltweit immer mehr Parteien – auch in Deutschland – auf Mileis »Erfolgsrezept« berufen. Der Kampf um Wasser, der zukünftig auch in der wasserarmen Region Nürnberg mit Ansiedlungen von Aldi und Amazon eine Rolle spielen wird, ist ebenfalls ein Thema. Weiterhin wird aufgezeigt, dass klimapolitische Partnerschaften mit Argwohn zu betrachten sind, was etwa in einer Veranstaltung zu Kolumbien sichtbar wird.
Im Rahmen der Lawo gibt es auch zwei Kunstausstellungen. Was wird dort gezeigt?
Die Ausstellungen sind ein wichtiger Teil der Lawo. Es gibt eine künstlerische sowie eine inhaltliche Ausstellung. Die Ausstellung von Oscar Meneses Miranda zeigt Alltagsleben und Straßenszenen in Chile. Die Ausstellung »Auf und davon. Flucht und Migration« spricht für sich selbst. Gerade in der aufgeheizten Stimmung hierzulande wird das Augenmerk auf die Bekämpfung von Fluchtursachen und nicht der Geflüchteten gelegt.
Im Anschluss an die Lawo werden auch Filme zu sehen sein.
Im Rahmen der Lateinamerikafilmtage im Filmhaus Nürnberg werden vom 6. bis zum 12. Februar zehn Filme gezeigt, die hierzulande nicht so einfach zu sehen sind. Mit Kurzfilmen, Spielfilmen und Dokumentationen dürfte dabei für jeden, dem die Lawo zu schnell vorbei ist, was dabei sein.
Die Lawo wird nicht nur von Linken, sondern auch zusammen mit der Grünen-nahen Petra-Kelly-Stiftung und der evangelischen Kirche organisiert. Ist das in diesen Zeiten einfach eine Notwendigkeit?
Das Erfolgsrezept der Lawo ist sicherlich der breitgefächerte Trägerkreis. Hier können Menschen mit unterschiedlichsten Überzeugungen mitmachen. Die Petra-Kelly-Stiftung bringt sich nicht thematisch ein. Ebenso gibt es auch keine kirchlichen Richtlinien. Der kirchliche Träger ermöglicht mit finanziellen Mitteln die Woche und kümmert sich um Anträge.
Letztendlich ist es sinnvoll, manche ideologischen Gräben zu überwinden, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Ein Hauptziel ist, auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die im Mainstream keinerlei Beachtung mehr finden.
Manfred Beck ist Mitarbeiter des Kulturladens Villa Leon. Die Veranstaltungen werden online unter lateinamerikawoche.de übertragen
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