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Aus: Ausgabe vom 05.02.2025, Seite 6 / Ausland
Westjordanlandraub

Krieg wechselt Schauplatz

Israelische Offensive in Westbank. US-Präsident aufgeschlossen für ultrarechte Annexionspläne
Von Gerrit Hoekman
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Das ist nicht Gaza-Stadt, sondern die Stadt Dschenin im besetzten Westjordanland (2.2.2025)

Am Dienstag morgen hat ein Palästinenser in der Westbank an einem israelischen Militärposten bei der Ortschaft Tamun zwei Soldaten erschossen und sechs verletzt. Das teilte die israelische Armee laut der Zeitung Haaretz mit. Der Angreifer wurde in dem Feuergefecht ebenfalls getötet. Der Posten befindet sich unmittelbar neben einem Checkpoint. Nach der Attacke habe Israel Tamun mit Kampfdrohnen bombardiert, berichtete WAFA.

Seitdem die Waffen in Gaza schweigen, hat Israels Armee in der besetzten Westbank eine großangelegte Militäroffensive begonnen, die sich vor allem gegen die Flüchtlingslager in Dschenin, Tulkarem, Tubas und nun auch Tamun richtet. Bei der Operation mit dem Namen »Eiserne Mauer« handelt es sich laut Maan nicht um übliche Razzien, sondern eindeutig um kriegerische Handlungen. Israel habe dabei »die Methoden übernommen, wie sie in Gaza angewandt wurden«. Die Nationalbehörde in Ramallah teilte am Montag mit, dass seit Jahresbeginn in der Westbank 70 Palästinenser getötet wurden. Die meisten Todesopfer seien in Dschenin zu beklagen. Die Behörde verurteilte zudem die Vertreibung mehrerer Dutzend Familien aus ihren Häusern.

Nach dem Gefecht an dem Checkpoint hat die israelische Siedlerbewegung erneut gefordert, den Geiselaustausch mit der Hamas zu beenden und das Westjordanland zu annektieren. Laut Times of Israel verlangte der Vorsitzende des »Regionalrats Samaria«, Yossi Dagan, am Dienstag, in der Westbank genauso vorzugehen wie in Gaza: »Ich fordere den Premierminister und den Verteidigungsminister auf, Anweisungen zur gezielten Eliminierung aller Terroristenführer zu erteilen.«

Seit Montag besucht Regierungschef Benjamin Netanjahu auf Einladung von US-Präsident Donald Trump Washington – als erster offizieller Gast aus dem Ausland und ohne Sorge, wegen des Haftbefehls des Internationalen Gerichtshofs an diesen überstellt zu werden. Eine Annexion der Westbank wollte Trump dabei nicht ausschließen. Bereits vor Netanjahus Reise hatte er eine mögliche Deportation eines Großteils der palästinensischen Bevölkerung aus Gaza nach Ägypten und Jordanien ins Spiel gebracht. Ob die Beziehung zwischen Trump und Netanjahu so herzlich wird wie während der ersten Amtszeit des Republikaners, bleibt abzuwarten. Angeblich hatten die beiden in der Zwischenzeit kaum Kontakt. Trump soll wütend gewesen sein, dass Netanjahu Joe Biden zu dessen Wahlsieg 2020 gratuliert hatte.

Am Montag walzten Siedler bei Masafer Yatta in der Westbank das Land palästinensischer Bauern mit Bulldozern platt, um Raum für eine neue Straße zu schaffen, meldete WAFA. Solcher Landklau bleibt zumeist straffrei, weil er Rückendeckung von oben hat. Der israelische Polizeikommandant Avishai Muallem musste sich am Dienstag einer internen Befragung stellen, berichtete Times of Israel. Er soll Ermittlungen gegen Siedler nur vorgetäuscht haben, um dem extrem rechten Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir einen Gefallen zu tun. Aus Protest gegen die Feuerpause mit der Hamas ist Ben-Gvir inzwischen zurückgetreten.

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