Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Freitag, 7. Februar 2025, Nr. 32
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 06.02.2025, Seite 6 / Ausland
DR Kongo

Erst schießen, dann verhandeln

DR Kongo: »M 23« ruft Feuerpause aus. Gipfeltreffen in Tansania
Von Bernard Schmid
CONGO-SECURITY.JPG
Die Armee der DR Kongo ist den vorrückenden Milizen von der Ausrüstung her hoffnungslos unterlegen (Nordkivu, 4.2.2025)

In Goma im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo hat am Dienstag eine Serie von Beerdigungen in Massengräbern begonnen. Wie der lokale Rundfunksender Radio Okapi Mittwoch früh berichtete, wurden am Vortag 100 Opfer der jüngsten Kampfhandlungen in der Hauptstadt der Provinz Nordkivu vom Roten Kreuz unter Ausschluss der Familien und sonstiger Öffentlichkeit verscharrt. Insgesamt wurden in Goma und Umgebung seit dem Aufflammen der Kämpfe zwischen der Regierungsarmee, der Miliz »M 23« sowie Truppen des Nachbarlands Ruanda in der vorigen Woche laut UN-Angaben rund 3.000 Menschen getötet, die allermeisten Zivilisten. Radio France international (RFI) meldete am Dienstag, es seien bereits mindestens 2.000 Menschen zu Grabe getragen worden, 900 Leichname warteten noch in Kühlhäusern.

Nord- und seit einigen Tagen auch Südkivu werden seit dem Jahreswechsel von den »M 23« und der ruandischen Armee geradezu überrollt. Am Montag verkündete die »M 23«-Führung dann überraschend eine Waffenruhe »aus humanitären Gründen« ab Dienstag früh. Die Regierung in Kinshasa zeigte sich zunächst skeptisch. Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner forderte gegenüber dem südafrikanischen Sender Newzroom Afrika einen Truppenabzug aus Goma und eine Entmilitarisierung der, zählt man die Vororte mit, Millionenstadt.

Möglicherweise will die Seite, die in den letzten Wochen in die Offensive ging, aber auch nur vorläufig ihre militärischen Erfolge konsolidieren, bevor am Sonnabend dieser Woche im Nachbarland Tansania ein Regionalgipfel zur Krise im Ostkongo stattfindet. Dazu werden der Präsident der DR Kongo, Félix Tshisekedi, und sein ruandischer Amtskollege Paul Kagame erwartet. Beide Staatschefs hätten bereits Ende Januar zusammentreffen sollen. Tshisekedi annullierte den Termin jedoch. Zum einen rückten die gegnerischen Truppen zu dem Zeitpunkt nach der Einnahme Gomas weiter in Richtung Bukavu vor, der Hauptstadt Südkivus. Zum anderen beharrte Kigali darauf, Kinshasa müsse »mit den ›M 23‹ direkt sprechen«. Doch die Regierung der DR Kongo lehnt dies ab, da die »M 23« aus ihrer Sicht von Ruanda abhängig sind.

Nun werden Tshisekedi und Kagame jedoch voraussichtlich in Daressalam aufeinandertreffen. Gelingt es den in der tansanischen Metropole versammelten Regierungen, den Konflikt zwischen den beiden Ländern zumindest einzufrieren, wäre dadurch für die seit 25 Jahren von mehreren Wellen extremer Gewalt heimgesuchten Einwohner im Ostkongo viel gewonnen. Umgekehrt droht, sofern eine solche Vermittlungsbemühung scheitert und falls Staaten der Region zugunsten einer Konfliktpartei Position beziehen, eine Ausweitung. Mit Blick auf die auf kongolesischem Territorium ausgetragenen bewaffneten Konflikte, deren Hochphasen 1996/97 und 1998 bis 2002 waren, war bereits von zwei »afrikanischen Weltkriegen« gesprochen worden. Dabei hatte eine Reihe staatlicher Akteure von Ruanda über Burundi bis zu Simbabwe und Angola in das Geschehen eingegriffen. Millionen Tote waren zu verzeichnen. Auf dem Spiel stand dabei immer auch die Kontrolle über die gigantischen Bodenschatzvorkommen des Kongo.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Unter ruandischer Kontrolle: Patrouille der Miliz »M 23« in Nord...
    31.01.2025

    Gier nach Bodenschätzen

    DR Kongo: Nach der Einnahme von Goma bedrohen Milizionäre und ruandische Armee die nächste Provinzhauptstadt
  • Das Töten nimmt kein Ende. Soldaten in der kongolesischen Provin...
    07.08.2024

    Drei Jahrzehnte Krieg

    Der Konflikt im Osten der Demokratischen Republik Kongo begann als Folge des Völkermords im benachbarten Ruanda. Heute geht es vor allem um Rohstoffe. Ein Ende der Kämpfe ist deswegen trotz mehrerer Friedensinitiativen nicht in Sicht

Mehr aus: Ausland