Politik der vorgehaltenen Waffe
Von Jörg Kronauer
China beklagt den Rückzug Panamas aus seinem Großprojekt »Neue Seidenstraße« (Belt and Road Initiative, BRI) und übt scharfe Kritik an den Vereinigten Staaten. Panama hatte im Anschluss an einen Besuch von US-Außenminister Marco Rubio bekanntgegeben, das Projekt, dem es 2017 beigetreten war, zu verlassen. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump mit der Annexion des Panamakanals gedroht. Rubio hatte nicht näher beschriebene »Maßnahmen« angekündigt, sollte Panamas Regierung nicht »sofort« ihren Kurs gegenüber der Volksrepublik ändern. »China lehnt es entschieden ab, dass die USA Druck und Zwang anwenden, um die Zusammenarbeit bei der ›Neuen Seidenstraße‹ zu verunglimpfen und zu untergraben«, erklärte am Freitag ein Sprecher des Außenministeriums in Beijing. Das Verhalten der USA in Lateinamerika sei »von der Mentalität des Kalten Krieges geprägt«. »Die Angriffe und die Einmischung« der Vereinigten Staaten bewiesen »einmal mehr ihren hegemonialen Charakter«.
Die auf Befehl aus Washington vollzogene antichinesische Wende Panamas ist nicht ganz neu und womöglich auch noch nicht zu Ende. Der Beitritt des Landes zur »Neuen Seidenstraße« war 2017 nicht zuletzt unter dem Eindruck attraktiver chinesischer Investitionspläne rings um den Panamakanal erfolgt, darunter etwa ein großer neuer Containerhafen. Nach einem Besuch des damaligen US-Außenministers Mike Pompeo im Oktober 2018 änderte Panama seinen Kurs und untersagte im Verlauf der folgenden Jahre diverse chinesische Vorhaben. Auch dem chinesischen Konzern, der den Bau des Containerhafens geplant hatte, wurde eine Absage erteilt. Diesmal geht Washington allerdings aufs Ganze und sucht den Betreiber zweier Häfen an beiden Enden des Panamakanals, CK Hutchison aus Hongkong, aus dem Land zu jagen. CK Hutchison betreibt die Häfen seit 1997 und hat seinen Vertrag im Jahr 2021 um 25 Jahre verlängern können. In dieser Woche ist nun eine Klage gegen den Privatkonzern angestrengt worden – mit dem Ziel, ihm die Konzession zu entziehen. Die Trump-Regierung erwartet offenbar, dass die panamaische Justiz dafür Gründe finden wird.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf G. aus Hannover (8. Februar 2025 um 16:51 Uhr)Chinesischer Einfluss kommt eher friedlich daher, während bei US-Amerikanern die Waffe sehr locker sitzt. Da haben die Chinesen viel Sympathie verdient. Dennoch muss man einen neutralen Blick auf die Verträge zur Übergabe des Panama-Kanals werfen, und da steht nun mal drin, dass einzig Panama den Kanal betreiben darf. Zudem gibt es eine weitgehende Neutralitätspflicht. Bevorzugt abgefertigt werden dürfen einzig Schiffe aus Panama, den USA, Costa Rica und aus Kolumbien. Soweit aus dem Vertrag mit dem Namen »TREATY CONCERNING THE PERMANENT NEUTRALITY AND OPERATION OF THE PANAMA CANAL«. Im »AGREEMENT IN IMPLEMENTATION OF ARTICLE III OF THE PANAMA CANAL TREATY« steht u.a.: »Panama shall have the responsibility for the management, operation and maintenance of the Ports of Balboa and Cristobal«. Wenn Panama verpflichtet ist, die Häfen zu betreiben, dann kann man schon fragen, was dann dort chinesische Firmen zu suchen haben. Nichts gegen die Neue Seidenstraße, es tut gut, dass Amerika Konkurrenz bekommt. Aber Verträge müssen eingehalten werden. Auch die Kanalverträge. Ansonsten gibt man Anlass zu deren Aufkündigung. Das ist nach dem »Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge« durchaus möglich, etwa nach Artikel 60 »Beendigung oder Suspendierung eines Vertrages infolge Vertragsverletzung«. Mit Aufkündigung der Kanalverträge würde der Rechtszustand vor Kanalübergabe wieder hergestellt, also die amerikanische Hoheit über das Gebiet. Ähnlich argumentiert übrigens auch Russland mit der faktischen Aufkündigung des russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrages durch die Maidan-Revolutionäre, eines Vertrages, der auch die russische Anerkennung der Ukraine enthielt. Dass Deutschland mit seiner Kriegslustigkeit den 2+4-Vertrag bricht, könnte ebenfalls nachhaltige Folgen haben. Also, Ihr Habecks und Baerbocks, Ihr Merzens und Scholzens: Wenn Ihr die DDR wiederhaben wollt, dann macht nur weiter mit Eurem Kriegsgeschrei gegen Russland! Panama tut schon gut daran zu kuschen.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Joachim S. aus Berlin (10. Februar 2025 um 19:48 Uhr)Dass sich Firmen an Firmen beteiligen, die irgendetwas betreiben, ist in einer globalisierten Welt eigentlich nichts Außergewöhnliches. Oder sind die vielen Beteiligungen US-amerikanischer Unternehmen in aller Welt plötzlich nicht mehr vorhanden? Und strömt westliches Kapital nicht mehr dorthin, wo es etwas zu verdienen gibt? Warum ist es so schrecklich, wenn chinesisches Kapital dasselbe tut? Weil chinesisches Kapital Einfluss haben will? Welches Kapital der Welt wird angelegt, ohne sich abzusichern und Einfluss haben zu wollen? Was für ein Pappkamerad wird da aufgebaut mit der Behauptung, China wolle die Welt ins Unglück stürzen, wenn es sein Geld irgendwo anlegt? Tut denn der freie und demokratische Westen so etwas wirklich immer und überall ohne jegliche Absichten und zu vollständig karitativen Zwecken? Schön wärs ja. Aber leider ist die Welt nicht annähernd so großherzig, wie mancher denkt.
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