Jubel der Woche: Dunkelmann, Senftleben
Von Jegor Jublimov
Als Erika Dunkelmann am Freitag vor 25 Jahren in Tessin nahe Rostock mit 86 Jahren starb, hatte sie sich 20 Jahre zuvor ins Privatleben zurückgezogen. Regisseur Ulrich Thein, der die beliebte Mütterdarstellerin in seinen Fernsehfilmen »Mitten im kalten Winter« (1968, nach Hermann Kant) und »Unbekannte Bürger« (Fünfteiler, 1969) in wesentlichen Rollen eingesetzt hatte, wollte auch in seiner ersten Kinoproduktion »Dach überm Kopf« (1980) nicht auf sie verzichten. Als 19jährige hatte sie unter ihrem Geburtsnamen Erika Allwart in ihrer Heimatstadt Rostock debütiert und u. a.in niederdeutschen Dialektstücken Erfolg gehabt. Nach ihrer Heirat mit dem kulturinteressierten Schiffbauer (und späteren Generaldirektor der Neptunwerft) Kurt Dunkelmann blieb sie zu Haus und zog die fünf gemeinsamen Kinder groß. Nach dem Krieg sah sie die Zeit gekommen, sich wieder öffentlich zu betätigen, spielte Theater und wurde hier 1953 für die Rolle der Martha Vierbreiter, einer bodenständigen Hamburger Proletarierin, in den beiden »Ernst Thälmann«-Filmen (1954/55) entdeckt, die dem Arbeiterführer zur Seite steht. Der Part machte sie beliebt, und ihr folgten weitere Mütterrollen nicht nur bei »Thälmann«-Regisseur Kurt Maetzig, auch bei Slatan Dudow, Konrad Wolf und Gerhard Klein, den bekanntesten Regisseuren dieser Jahre. Dem Regieassistenten der »Thälmann«-Filme, Günter Reisch, ihrem zeitweiligen Schwiegersohn, war es zu verdanken, dass sie auch wieder im heiteren Fach Erfolge hatte, so in den Schwänken aus der Produktion »Maibowle« und »Silvesterpunsch« (1959/60, neben Erich Franz) und der Heiratsschwindlerkomödie »Ein Lord am Alexanderplatz« (1967, mit Erwin Geschonneck). Großen Erfolg hatte sie mit der Rolle einer Antifaschistin, die in den 30er Jahren illegale Kurierdienste übernimmt: »Die Mutter und das Schweigen« (zwei Teile, 1965) hatte der Autor Michael Tschesno-Hell extra für sie geschrieben.
In dem musikalischen Lustspiel »Eine Handvoll Noten« (1961) mit Erika Dunkelmann als Bäckersfrau war Werner Senftleben als ein Bäcker dabei. Der Schauspieler, am 16. Feb-ruar vor 100 Jahren in Berlin zur Welt gekommen, war 1965 an der Volksbühne engagiert worden, wo er für drei Jahrzehnte ein gern gesehener Chargendarsteller war. Wenn er auch selten Hauptrollen spielte (rühmliche Ausnahme ist der DFF-Schwank »Leo und der Gartenzaun«, 1985), überzeugte er mit seiner Mischung aus Leutseligkeit und Autorität, ob als Staatsanwalt in der »Blaulicht«-Reihe (1959–1964), Gott Mars in der opulent verfilmten Operette »Orpheus in der Unterwelt« (1974) oder Erwin Heimboldt in der Lustspielreihe »Ferienheim Bergkristall« (1983–1989) – insgesamt in rund 200 Rollen. Dazu kamen Hörspiele, und als Synchronsprecher lieh er seine sonore Stimme Miloš Kopecký oder James Stewart. Zuletzt absolvierte Senftleben noch Kurzauftritte in der Krimireihe »Der letzte Zeuge« (1998–2004). Er starb 2007 mit 82 Jahren.
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