Wahlkampfhilfe (3). Was tun?
Von Felix Bartels
Endspurt im Bundestagswahlkampf, die Parteien geben alles. Ob es lohnt, lesen Sie hier. (jW)
Gegen Armut, denkt man, haben viele was. Aber das stimmt ja nicht. Eigentlich haben nur Milliardäre wirklich was gegen Armut. Jede Menge Geld nämlich. Und diese Exorbitantreichen sind nun mal selten. Und sie fühlen sich permanent verkannt. Und im Gegensatz zur Linken, beteuern sie, reden sie nicht bloß davon, Armut zu bekämpfen. Sie tun was dagegen. Allein, in dieser unvollkommenen Welt, in der es keine großen Lösungen zu geben scheint, muss man im Kleinen anfangen. Also bekämpfen sie die Armut erst mal bei sich selbst. Während die anderen, die nichts gegen die Armut haben, nicht wirklich was dagegen haben, weil sie ja offensichtlich nichts gegen sie haben.
Man sagt es nicht gern, aber dieses eine Plakat macht Eindruck. Gekonnt spielt es mit dem doppelten Sinn der Phrase, ein kleiner Glanzpunkt in der sonst ziemlich schlicht gebauten Kampagne, zu sehen seit Wochen auf zahllosen Plakaten, die alle so viel sagen wie: Ihr seid die, die keiner hört. Wir sind die, die euch trotzdem hören. Eine menschliche, eine kernlinke Botschaft zweifellos. Bloß nicht sonderlich schlau.
»Ist dein Einkauf zu teuer, macht ein Konzern Kasse.« Macht er mit Dumpingpreisen weniger Profit? »Ist deine Miete zu hoch, freut sich dein Vermieter.« Freut der sich nicht eher, wenn die Mieten auch bezahlt werden? »Ist dein Dorf unter Wasser, steigen Reiche auf die Yacht.« Verhält es sich mit Rücksicht auf den CO2-Ausstoß nicht eher umgekehrt? »Frieden kostet Mut, Krieg kostet Leben.« Was immer gegen Krieg spricht: Dass er keinen Mut koste, wird sich wohl nicht ernstlich behaupten lassen. Die Linke, scheint es, übt sich in der Kunst, knapp vorbeizuschießen. Man weiß ja, was sie sagen will, aber sie sagt es nicht. Den Tiefpunkt des Tiefflugs markiert die Losung »Alle wollen regieren, wir wollen verändern«. Für seine außerparlamentarischen Kampfmittel ist der Verein nicht eben bekannt, doch selbst die vorausgesetzt, die Machtfrage also gestellt und beantwortet, wird man am Ende nur verändern können durch – Regieren.
Eins aber bleibt an all dem zu loben. In ihrer Kampagne tut Die Linke jetzt, was das BSW ihr vorwirft, nicht zu tun, während das BSW gerade das tut, was es der Linken beständig vorwirft. Aber dazu beim nächsten Mal.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Hans Wiepert aus Berlin (17. Februar 2025 um 16:37 Uhr)Die Linke hat sich im Bundestag bei der unsäglichen Antisemitismus-Resolution nur enthalten, die einzigen Gegenstimmen kamen vom BSW. Im Bundesrat haben Bremen und Mecklenburg-Vorpommern (letzte Regierungsbeteiligung der Linken) für Waffenlieferungen an die Ukraine gestimmt, die BSW-mitregierten Länder Brandenburg und Bremen dagegen nicht. Das könnte für schwankende Wähler von Interesse sein.
-
Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (18. Februar 2025 um 10:52 Uhr)Die Partei PDS, später PdL, hat seit 1989 die Chance gehabt, in zahlreichen Parlamenten tätig zu werden und ist immer mehr zu einer zweiten SPD geworden, besser gesagt zur einzigen SPD, weil sich die frühere SPD derweil ins Nirgendwo verabschiedete. Aber auch die PdL ist beliebig geworden. Das BSW sagt wenigstens von Anfang an offen, dass es sich um eine sozialdemokratische Partei nach dem Vorbild von Willy Brandt handelt. Obwohl einiges am BSW zu kritisieren wäre, sollte man doch dieser Partei wenigstens einmal (!) die Chance geben, im Reichstagsgebäude gewählt vertreten zu sein, nachdem die PDS/PdL über 30 Jahre und die SPD 150 Jahre Gelegenheit hatten, zu beweisen, was sie drauf haben, allein aus Gerechtigkeitssinn. Die anderen haben ihre Chance nicht genutzt. Sozialdemokraten sind sie alle. Wem das BSW verständlicherweise nicht marxistisch genug ist, sollte bedenken, dass die Frage der aktuellen Kriegsgefahr im Augenblick Vorrang hat. Und da könnte es nützlicher sein, ein BSW im Bundestag zu unterstützen, statt eine im Parlament nicht vertretene Partei.
-
-
Leserbrief von K. Brandner aus Elsteraue (17. Februar 2025 um 14:14 Uhr)Dem Beitrag ist nicht viel hinzuzufügen, bis auf den Fakt, dass die Linke für mich nicht zuverlässig gegen Waffenlieferung auftritt. Da nützen alle Beteuerungen nichts, Jan van Aken ist in seinen Aussagen dazu nicht klar. Da kann man über das BSW denken, was man will, an dem Punkt hat es eine klarere Haltung. Das ist für mich ausschlaggebend.
Mehr aus: Feuilleton
-
Das Herz am linken Fleck
vom 12.02.2025 -
Jubel der Woche: Dunkelmann, Senftleben
vom 12.02.2025 -
Gedankenpower
vom 12.02.2025 -
Dialektisch denken
vom 12.02.2025 -
Rotlicht: Erbschaftssteuer
vom 12.02.2025 -
Nachschlag: Gopro an der Front
vom 12.02.2025 -
Vorschlag
vom 12.02.2025 -
Veranstaltungen
vom 12.02.2025