Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Freitag, 14. Februar 2025, Nr. 38
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 14.02.2025, Seite 8 / Ausland
Nord- und Ostsyrien

»Wir appellieren an die Jugend der Welt«

Syrien: Junge Kommunisten rufen nach Sturz der Assad-Regierung zur globalen Unterstützung Rojavas auf. Ein Gespräch mit Ekîn İsyan
Interview: Tania Hermann
SYRIA-SECURITY-KURDS.JPG
Von den neuen, islamistischen Amtsinhabern fordern diese Frauen Respekt für ihre Rechte. Sie verurteilen die von der Türkei unterstützten Angriffe auf kurdisch-geführte Regionen (Kamischli, 23.12.2024)

Seit der Machtübernahme durch islamistische Warlords hat sich Damaskus rasch gen Westen orientiert. Wie blicken Sie aus Nordostsyrien auf die aktuelle Situation?

Dieselben Kräfte, die den IS gegründet haben, sind heute als HTS (islamistische Kampfverbände, die gegen die syrischen Streitkräfte des früheren Präsidenten Baschar Al-Assad kämpften, jW) in Damaskus an der Macht. Sie regieren mit Unterstützung der Imperialisten und der regionalen reaktionären Staaten. Nach ihrer Niederlage in Kobani haben sie erkannt, dass es nicht leicht sein würde, den Willen der Kurdinnen und Kurden sowie unserer Revolution insgesamt zu brechen. Seit der Machtübernahme der HTS intensiviert der türkische Staat seine Angriffe auf unsere Gebiete. Israel weitet seine Besatzung im Süden aus. Aber unsere Revolution organisiert die Selbstverteidigung im weitesten Sinne. Die Banden der türkischen Besatzung sitzen trotz aller Unterstützung durch den Faschisten Erdoğan (türkischer Präsident, jW) in Qaraqozak und Tischrin fest.

Die Bedrohung durch den NATO-Staat Türkei hat seit dem Aufstieg Ahmed Al-Scharaas an die Spitze der syrischen Regierung zugenommen. Wie geht die multiethnische Bevölkerung im Nordosten des Landes damit um?

Die Revolution von Rojava mit ihrem demokratisch-volksnahen Charakter schließt alle Völker der Region ein. In diesem Sinne sind die Bemühungen des türkischen Staates bedeutungslos. Er will unsere Revolution von innen heraus mit politisch-islamistischen und rassistischen Diskursen spalten. Das wird ihm nicht gelingen. Diese Revolution ist die der Kurdinnen und Kurden sowie auch der arabischen, assyrischen und armenischen Völker. Sie sind ebenso die Wegbereiter dieser Revolution.

Welchen Platz haben Sie als kommunistische Jugendorganisation in der autonomen Verwaltung Nord- und Ostsyriens?

Wir sind nicht direkt eingebunden. Aber wir waren seit Beginn an der Verteidigung und dem Aufbau der Revolution beteiligt. Als kommunistische Jugendliche betrachten wir die Aufrufe der autonomen Verwaltung zur Verteidigung der Revolution als Pflicht. Wir beteiligen uns an der Verteidigung der Städte Til Temir, Tischrin, Kobani, Kamischli, Hasaka. Parallel zu den Mobilisierungsaktivitäten der Autonomieverwaltung und der QSD (Militärbündnis »Syrische Demokratische Kräfte«, jW) haben wir als CKŞ mit dem gleichen Geist an den Mobilisierungsaktivitäten teilgenommen.

Die Zusammenarbeit kurdischer Einheiten mit der »Schutzmacht USA« wird von vielen antiimperialistischen Linken oft kritisiert.

Es gab taktisch-militärische Beziehungen des US-Imperialismus und der QSD am Ende des Kobani-Krieges. Aber der Sieg von Kobani ist zweifelsohne das Ergebnis der Völker Kurdistans und der Region sowie der internationalen Solidarität. Wenn also diejenigen, die die taktische Beziehung zu den USA kritisieren, aufrichtig um die Revolution »besorgt« sind, dann sollten sie deren kommunistischen Komponenten und antiimperialistischen Inhalt mit aller Kraft unterstützen. Dazu laden wir sie herzlich ein.

Können Sie uns etwas über die Kampagne erzählen, die Sie gestartet haben?

Wir haben eine Unterschriftenkampagne begonnen, rufen aber auch zu Aktionen auf der Straße auf. Wir appellieren an die Jugend der Welt: Rojava ist die einzige Volksrevolution des 21. Jahrhunderts. Für die unterdrückten Frauen der Welt ist sie die einzige, die befreiend und freiheitlich ist. In einer Zeit, in der ein imperialistischer Teilungskrieg bevorsteht, müssen diese Errungenschaften unbedingt geschützt werden. Unsere Revolution befindet sich in einer sehr kritischen Phase, in der sie um ihre Existenz kämpft. Als kommunistische Avantgarde der Revolution waren wir für Palästina, für den Libanon, für Rojhilat auf der Straße. Jetzt müssen die Völker der Welt erneut für Rojava auf die Straße gehen. Unsere Kampagne erstreckt sich in die ganze Welt und wir hoffen, dass jeder sie unterstützt.

Ekîn İsyan ist Sprecherin der in Nord- und Ostsyrien aktiven kommunistischen Jugendorganisation Ciwanen Komunist Şoreşger (CKŞ)

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Dieser Artikel gehört zu folgenden Dossiers:

Ähnliche:

  • Lichtstreif am patriarchalen Horizont? Das kurdisch dominierte P...
    23.01.2025

    Ein Land für alle?

    Während die Türkei und Israel Teile des Landes besetzt halten, ist mehr als fraglich, ob die Islamisten ihre demokratischen Versprechen einhalten. Syrien – gestern und heute (Teil 2 und Schluss)
  • Baschar Hafiz Al-Assad (l.) galt weithin als »schwacher Nachfolg...
    22.01.2025

    Unter fremdem Einfluss

    Vom Kolonialismus im 19. Jahrhundert bis zum Bürgerkrieg – ein Land im Fokus ausländischer Mächte. Syrien gestern und heute (Teil 1)