Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Sa. / So., 15. / 16. Februar 2025, Nr. 39
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 15.02.2025, Seite 8 / Ausland
Junge Kommunisten in Österreich

»Momentan existiert keine glaubhafte Linke«

Österreich: KPÖ-Jugend erklärt Aufbau für abgeschlossen. Ziel ist eine Alternative zu rechten Scheinlösungen. Gespräch mit Hannah Pichler
Interview: Alieren Renkliöz
imago799111977.jpg
Auf einer Demonstration gegen den rechten »Burschenbundball« werden Flaggen der Jungen Linken geschwenkt (Linz, 1.2.2025)

In Österreich wurden Koalitionsgespräche zwischen FPÖ und ÖVP abgebrochen. Gibt es in Ihrer Organisation, der Jungen Linken, ein Aufatmen?

Unsere Aufgabe bleibt unabhängig von der weiteren Regierungsbildung die Gleiche, und zwar der Aufbau einer starken kommunistischen Bewegung und Partei. Und für uns macht es im großen und ganzen keinen Unterschied, wer die nächste Regierung bilden wird. Kürzungen und Sparpaket, Hetze und Rassismus kommen so oder so auf uns zu – wenn auch wahrscheinlich in anderem Ausmaß. Wir müssen das Vertrauen von Menschen gewinnen und sie entlang ihrer Interessen organisieren. Wie gut uns das gelingt, hat mit der Regierung per se nichts zu tun. Wir können gerade noch nicht genau sagen, was politisch passieren wird in nächster Zeit, aber wir werden uns auch in Zukunft nicht auf rechte Politik fokussieren, sondern auf den Aufbau einer starken linken Alternative.

Zuletzt gewannen extrem rechte Kräfte bei jungen Menschen an Zuspruch. Wie kann man diesen Trend umkehren?

Dass rechte Kräfte so viel Zuspruch bekommen, liegt auch daran, dass eine allgemeine Unzufriedenheit herrscht und es einen gewissen Wunsch nach Veränderung gibt. Momentan existiert aber keine glaubhafte Linke, die jungen Menschen eine ernsthafte Alternative bieten kann. Dementsprechend setzen wir darauf, diesen Trend umzukehren, indem wir genau diese linke Alternative schaffen wollen, die nicht nur schon links politisierte Menschen erreicht, sondern in die Breite der Gesellschaft geht.

Wie will die Junge Linke noch nicht politisierte Menschen erreichen?

Wir setzen auf die Organisierung im Alltag der Menschen und auf das Schaffen von Gemeinschaften. Es geht uns um spürbare Unterschiede im Kleinen, die Perspektiven für große Veränderungen und Verbesserungen aufzeigen können. Das bedeutet, Gemeinschaften zu schaffen, in denen weder der Staat noch der Markt unsere Beziehungen regeln – Gemeinschaften also, aus denen heraus wieder der Kampf um die Macht geführt werden kann, weil so organisierte Menschen auch den Wunsch entwickeln können, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Kommunismus ist – zumindest in Europa – mittlerweile eher ein Akademikerphänomen. Wie wollen Sie die Arbeiterjugend erreichen?

Das stimmt und ist eine Herausforderung. Es zeigt auch klar das Scheitern der Linken in den letzten Jahren. Menschen, die nicht aus akademischer Beschäftigung beim Kommunismus landen, sind selten bis nicht vorhanden. Das liegt ganz konkret daran, dass im realen Alltag der Menschen überhaupt keine Anhaltspunkte oder Impulse geliefert werden, die auf eine bessere Welt verweisen würden. Die einzige Perspektive, die sich – zumindest scheinbar – glaubwürdig gegen den Status quo richtet, bieten die Rechten. Das bedeutet für uns, dass wir den Auftrag als Junge Linke haben, im Alltag junger Menschen zu zeigen, dass wir sehr wohl unser Leben selbstbestimmt und solidarisch organisieren können.

Der Bundeskongress im Januar, bei dem die Junge Linke einen neuen Vorstand gewählt hat, lief unter dem Titel »New Era«, also »neues Zeitalter«. Wie äußert sich das jetzt?

Vor etwas mehr als sechs Jahren haben wir die Junge Linke gegründet, mit dem Ziel, eine unabhängige, österreichweite linke Jugendorganisation aufzubauen. Der Aufbau von Junge Linke ist jetzt abgeschlossen und auch gelungen: Wir sind von einer kleinen Gruppe von motivierten Leuten zu einem doch recht großen Verband herangewachsen und mittlerweile in jedem Bundesland vertreten. Uns geht es jetzt vor allem darum, unsere neue Rolle in der kommunistischen Bewegung zu finden.

Hannah Pichler ist seit Januar Bundessprecherin der Jungen Linken, der Jugendorganisation der KPÖ. Sie macht eine Ausbildung zur Elementarpädagogin

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

Regio:

Mehr aus: Ausland