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Aus: Ausgabe vom 20.02.2025, Seite 7 / Ausland
Leonard Peltier

Willkommen zurück, Leonard!

USA: Nach der Strafumwandlung in Hausarrest kommt Leonard Peltier in Turtel Mountain Reservation an
Von Michael Koch
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Was für ein Tag: Leonard Peltier nach der Haftentlassung am Dienstag

Es waren Momente der Erleichterung: Als Joe Biden am 20. Januar als letzte Amtshandlung seiner Präsidentschaft im Fall des 80jährigen indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier eine Strafumwandlung erließ, kullerten bei vielen Angehörigen, Freunden und Unterstützern Freudentränen. Und das, obwohl die Hoffnung auf eine Begnadigung und die damit verbundene Haftentlassung in die Freiheit unerfüllt blieb. Die Strafumwandlung der zweimal lebenslänglichen Haft in Hausarrest rehabilitiert Peltier nicht von den Schuldvorwürfen und relativiert somit auch nicht Schuldspruch und Urteil. Somit gab es auch keine Entschuldigung und Entschädigung für mehr als 49 Jahre Haft, die Peltier nach den vorliegenden Hinweisen unschuldig in US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnissen verbracht hat. Dennoch kommentierte Peltier, der seit vielen Jahren durch Haftbedingungen, Alter und Krankheiten schwer gezeichnet ist, die Haftentlassung in den Hausarrest als »millionenfach besser als all das, wo ich bislang war«.

Bis zum geplanten Tag der Haftentlassung am Dienstag bangten viele weiter: Ist Peltier jetzt in der Haft noch sicher? Würde er die dringend nötige medizinische Versorgung erhalten? Kann er nun freizügiger kommunizieren? In mehreren E-Mails bat Leonard Peltier in den ersten zwei Wochen nach Bidens Entscheidung darum, ihn auch in Zukunft zu unterstützen. Dabei mussten ihm Dritte beim Lesen und Schreiben von E-Mails helfen, denn diese konnte er nur mühsam entziffern. Er müsse bis zu fünf Zentimeter nah an den Monitor heran, um überhaupt noch Buchstaben lesen zu können, meldete er. Dann brachen die Kontakte am 8. Februar ab. Telefonate und E-Mail-Korrespondenz wurden gestoppt, auch die mit seinen Anwälten.

Erst am Sonnabend konnte Peltier wieder eine Gruß- und Dankesbotschaft, die anlässlich von »Indigen: Das Nordamerika Filmfestival« in Stuttgart verlesen wurde, versenden. Seit 2012 ist dieses Festival ein Ort, an dem über Peltiers Situation informiert wird. Als an diesem Montag in Frankfurt am Main die seit elf Jahren monatlich stattfindende Mahnwache für Peltier und Mumia Abu-Jamal abends bei eisiger Kälte stattfand, konnte Peltier endlich seine Koffer packen.

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Ein Symbolbild

Einen Tag später begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt: Pünktlich um neun Uhr morgens Eastern Time (15 Uhr MEZ) öffneten sich die Tore des US-amerkanischen Gulags, des Hochsicherheitsgefängnisses Coleman 1 in Florida, jenem Ort, an dem Peltier seit seiner Verlegung im November 2011 unter sich immer weiter verschärfenden Haftbedingungen vor allem sozial isoliert wurde. Unter anderem empfangen von Mitgliedern des NDN Collective, einer indigenen Aktivisten- und Interessenvertretungsorganisation, ging es erst einmal zu einem Hotel.

Dort fanden weitere Begegnungen statt, so mit langjährigen Aktivisten des American Indian Movement (AIM) und weiterer Unterstützerorganisationen wie Dorothy Ninham, Holly Cook Macarro, Nick Tilson oder Gina Powless-Buenrostro. Der spätere Weiterflug nach North Dakota war für den Entlassenen ein wahrer Temperaturschock. Startete der Weg in die Freiheit für Peltier in Florida bei plus 24 Grad Celsius, waren es in der Turtle Mountain Reservation minus 30 Grad. Dennoch empfingen ihn am Flughafen und in Belcourt am Straßenrand mehr als hundert Menschen. Und auch vor dem Sky Dancer Casino, dem Ort eines großen Empfangs für Peltier, warteten viele Menschen, um ihren »Nelson Mandela« zu begrüßen. Es waren unbeschreibliche Momente: die erste Nacht nicht auf einer Gefängnispritsche, ein eigens für ihn gekochtes Gulasch als Begrüßungsmahlzeit, die Aussicht, ohne Einschränkungen in Zukunft telefonieren, Briefe schreiben oder E-Mails versenden zu können. Dennoch wird Leonard Peltier weiterhin Unterstützung benötigen. Er ist aktuell nahezu blind. Der deutsche Verein Tokata – LPSG Rhein-Main e. V. sammelt für die dringend notwendige medizinische Versorgung daher Spenden.

Spendenkonto des Tokata e. V. bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt:

IBAN: DE87 5065 2124 0002 1171 33

SWIFT-BIC: HELADEF1SLS

Verwendungszweck: LP HOME

Der als gemeinnützig anerkannte Verein ist berechtigt, Spendenbescheinigungen für die Vorlage beim Finanzamt auszustellen.

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