DDR-Diplomat Klaus Kukuk verstorben
Von Frank SchumannBerlin. Der DDR-Diplomat Klaus Kukuk, ein gelernter Rohrschlosser, ist tot. Kukuk war nach dem Studium an der Prager Karls-Universität und dem Institut für Internationale Beziehungen in Potsdam 1967 in den diplomatischen Dienst der DDR eingetreten und arbeitete zunächst acht Jahre an der DDR-Botschaft in der ČSSR. So wurde er ein exklusiver Zeitzeuge des sogenannten Prager Frühlings. Über seine Erfahrungen mit dem damaligen Rollbackversuch des Westens berichtete er in mehreren Publikationen.
Nach dem Ende der DDR engagierte er sich unverändert für ein gutes deutsch-tschechisches Verhältnis, er vertrat beispielsweise die Partei Die Linke wiederholt auf Parteitagen der tschechischen Kommunisten. Kukuk übertrug mehrere Bücher aus dem Tschechischen ins Deutsche, darunter die bedeutenden Erinnerungen des Politikers Vasiľ Biľak zum »Prager Frühling«, die Untersuchungen der Historikerin Jitka Gruntová über die Legenden von Schindlers Liste oder die Arbeit des Soziologen Miloslav Formánek über die »Die Restauration des Kapitalismus in Tschechien«. Klaus Kukuk gab drei von ihm übersetzte und erstmals in Deutschland veröffentlichte Gespräche zwischen den »Reformern« Michail Gorbatschow und Zdeněk Mlynář, dem engsten Vertrauten des damaligen ersten Sekretärs der KP der Tschechoslowakei (KPTsch), Alexander Dubček, heraus. Die 1993/94 geführten Gespräche offenbarten wie kaum ein anderes Buch die Innen- und Weltsichten zweier gescheiterter Egozentriker, die als Politiker mehr als nur ihre Staaten ruinierten. Kukuks zeitgeschichtliche Zeugnisse erschienen in seinem Hausverlag, der Edition Ost. Oft publizierte er auch in der jungen Welt, zuletzt über ein Treffen von Walter Ulbricht mit KPTsch-Chef Gustáv Husák in Oberhof am 26. Mai 1969. Am vergangenen Freitag ist Klaus Kukuk, ein halbes Jahr nach seiner Frau, mit 91 Jahren in Berlin verstorben.
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