Links & bündig: Jetzt bestellen!
Gegründet 1947 Dienstag, 25. Februar 2025, Nr. 47
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Links & bündig: Jetzt bestellen! Links & bündig: Jetzt bestellen!
Links & bündig: Jetzt bestellen!
Aus: Ausgabe vom 25.02.2025, Seite 2 / Ausland
Konflikt in Ukraine

Rohstoffdiktat kommt voran

Abkommen über ukrainische Bodenschätze: USA nah am Ziel, Selenskij laviert
Von Reinhard Lauterbach
imago766812760.jpg
Abbau von Bodenschätzen nahe der Stadt Gorliwka in der Ostukraine

Nachdem Präsident Wolodimir Selenskij am Sonntag auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Kiew die Aushandlung eines Abkommens mit den USA über Bodenschätze in der Ukraine noch brüsk von sich gewiesen hatte, gab es am Montag offenbar doch Fortschritte. Kiew und die Unterhändler Washingtons »befinden sich in der Endphase der Verhandlungen über das Mineralienabkommen. Die Verhandlungen verliefen sehr konstruktiv und fast alle wichtigen Details wurden finalisiert«, schreibt die Vizepremierministerin Olga Stefanischina auf X. Sie hoffe, dass es von beiden Seiten baldmöglichst unterzeichnet werde. US-Präsident Donald Trump fordert von der Ukraine wichtige Bodenschätze im Ausgleich für Hilfen, die das Land von seinem Vorgänger Joe Biden erhalten hat.

Selenskij hatte am Sonntag im Gegenzug noch die Finanzierung einer ukrainischen Armee von 800.000 Mann, die Stationierung ausländischer Truppen im Land und die Aufnahme der Ukraine in die EU verlangt. Vom NATO-Beitritt war keine Rede mehr. Auf US-Seite gab es daraufhin demonstrativen Gleichmut. Selenskij werde seine »Meinung« schon noch ändern und die Vereinbarung mit den USA »bis Ende der kommenden Woche« doch noch unterzeichnen. Die Financial Times berichtete unterdessen über einen anderen Beweggrund für den US-Druck auf Übereignung der Rohstoffe und der Infrastruktur: Es gehe darum, der in der Ukraine verbreiteten Korruption und den Insidergeschäften die Grundlage zu entziehen, indem alles ökonomisch Wertvolle direkt der Kontrolle der USA unterstellt werde.

Das Selenskij gegenüber kritische ukrainische Portal Strana.news schrieb in einer Analyse, dass das Rohstoffdiktat der USA Selenskij und seiner Präsidialverwaltung praktisch den jetzt unter Kriegsbedingungen vollständigen Zugriff auf die Kiewer Eigentumsverhältnisse und die entsprechenden Bereicherungsmöglichkeiten entziehen würde. Dies sei der wahre Grund für das Sträuben des Machthabers in Kiew. Tatsächlich hat Selenskij vor einigen Tagen mehreren ukrainischen Oligarchen per Dekret wesentliche Teile ihres Reichtums entzogen. Betroffen sind unter anderem Amtsvorgänger Petro Poroschenko und Exbankier Igor Kolomojskij. Ziel ist offenbar, sie als mögliche Finanziers oppositioneller Politiker in künftigen Wahlkämpfen auszuschalten.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Auf dem Gebiet der Produktion von Kriegsdrohnen ist die Ukraine ...
    24.02.2025

    Ende in Sicht?

    Drei Jahre nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs fehlen spektakuläre militärische Ergebnisse. Dafür deuten sich auf der politischen Ebene tiefgreifende Veränderungen an
  • Das Donezker Kohleabbaugebiet umfasst 70.000 Quadratkilometer. 3...
    02.02.2015

    Die »inneren Werte«

    In der Ostukraine gibt es einen gigantischen Industriekomplex mit Kohleförderung, Metallurgie und Chemie

Regio:

Mehr aus: Ausland