Bayer im Ergebnistief
Von Jan Pehrke
Es klingt wie eine Jubelmeldung: »Wir haben im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte bei der Transformation von Bayer gemacht«, sagte Arbeitsdirektorin Heike Prinz am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns und ging dann ins Detail. »In diesem Zuge haben wir weltweit rund 7.000 Stellen – überwiegend Führungspositionen – abgebaut.« Das hälfe, »lähmende Hierarchien« zu beseitigen und näher am Kunden zu sein, so Prinz weiter. Die »Coordination gegen Bayer-Gefahren« kritisierte diesen Kahlschlag scharf: »Wie immer beim Leverkusener Multi sind es die Beschäftigten, die für Fehler des Vorstands büßen müssen. Sie zahlen jetzt die Zeche für die Unfähigkeit des Managements, mit den Glyphosatgeschädigten eine gütliche und faire Einigung zu finden.«
Die Zahl der anhängigen Glyphosatklagen stieg noch einmal auf 67.000. Aber der Global Player beruhigt seine Aktionäre: »Der Vorstandsvorsitzende stellte für dieses Jahr spürbare Fortschritte in Richtung Eindämmung in Aussicht«. Dabei setzt CEO Bill Anderson auf eine mit immensem Lobbyaufwand betriebene Gesetzesinitiative. Der Agrarriese will in den USA ein Paragraphenwerk lancieren, das die Einstufung von Glyphosat als nicht krebserregend durch die staatliche Umweltbehörde EPA als bindend für die Gerichte in den einzelnen Bundesstaaten erklärt. Auf diese Weise hofft er, zukünftig Urteile zu seinen Ungunsten abwenden zu können. Aus dem Mund des Vorstandsvorsitzenden Anderson hört sich das freilich ein wenig anders an: »Es geht um regulatorische Klarheit für die Zukunft der Landwirtschaft und von Pflanzenschutzmitteln.«
Bei diesem Unterfangen baut er nicht zuletzt auf US-Präsident Donald Trump. Das Umfeld sei Fortschritten in Sachen Glyphosat förderlich, meinte Anderson kurz nach seiner Wahl im November 2024: »Und wir erwarten, diesen Fortschritt 2025 zu sehen.« Dafür hat Bayer so einiges investiert. 120.000 US-Dollar erhielten die Republikaner an Spenden, die Demokraten mussten sich mit 77.000 Dollar begnügen. Darum ließ es sich der Vorstandsvorsitzende auch nicht nehmen, den Feierlichkeiten zur Amtseinführung des Präsidenten beizuwohnen – als einziger Chef eines Dax-Unternehmens.
Die Klimabilanz Bayers leidet ebenfalls unter Glyphosat. Das Herbizid trägt wesentlich dazu bei, dass sich beim Kohlendioxidausstoß kaum etwas tut. Seit Jahren liegen die CO2-Emissionen bei rund drei Millionen Tonnen. Neben allem anderen ist das Mittel nämlich auch noch ein veritabler Klimakiller, weil die Herstellung am US-Standort Soda Springs enorm viel Energie frisst.
Bei weiteren Umweltparametern sieht es nicht besser aus. Die Werte für den Ausstoß von flüchtigen organischen Substanzen, Kohlenmonoxid, Schwefeloxiden und Stickoxiden in die Luft bewegen sich auf einem nahezu gleichbleibend hohen Niveau. Und die Einleitungen von Phosphor, Stickstoff, Anorganischen Salzen und Schwermetallen in die Gewässer erhöhten sich sogar durchgehend.
Noch nicht einmal die Verkaufszahlen von Glyphosat sorgen für ungeteilte Freude. Das Herbizid ist zwar weiterhin ein Gewinngarant, aber im Jahr 2024 ging der Umsatz von 2,86 Milliarden Euro auf 2,65 Milliarden zurück. Das wirkte sich umsatzmäßig insgesamt negativ auf die Agrarsparte aus. Dem Pharmasegment erging es nicht besser. Trotz einer mehr als dreiprozentigen Umsatzsteigerung fiel das bereinigte Ergebnis um neun Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Währungseinflüsse, Rückstellungen für das Arbeitsplatzvernichtungsprogramm sowie abgelaufene Patente für den Topseller Xarelto führt das Unternehmen dafür als Gründe an.
Fazit der Bilanz: Insgesamt veränderte sich der Bayer-Umsatz mit 46,6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr kaum, aber das bereinigte Ergebnis sinkt deutlich, exakt um 13,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Für 2025 erwartet der Konzern keine Besserung, erst für 2026 rechnet Boss Anderson wieder mit steigenden Profiten.
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