»Teil des Problems ist die subversive Kampagne«
Interview: Carmela Negrete
Die US-amerikanische Regierung sanktioniert nun auch Länder, die kubanische Ärzte beschäftigen. Die Beziehungen zwischen den USA und der EU sind aktuell angespannt. Haben Sie Hoffnung, dass EU-Staaten künftig eine andere Haltung einnehmen?
Am Ende sind sie Verbündete der USA. Es gibt zeitweilig Widersprüche, aber in bezug auf strategische Ziele werden sie sich sicherlich einig. Die nächsten vier Jahre unter der jetzigen US-Administration werden schwierig und komplex. Wenn die Regierung ihre Verbündeten mit Verachtung und Spott behandelt, wie wird man dann politische Gegner behandeln?
Unter Donald Trump werden Migranten aus den USA in Guantanamo interniert. Wie beurteilen Sie die Situation?
Guantanamo ist ein illegaler Ort, an dem schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Auch heute noch gibt es dort Menschen, die ohne rechtliche Grundlage festgehalten werden. Diese Situation wird von den USA nicht thematisiert, obwohl sie gegen internationales Recht verstößt. Und Kuba hat ebenfalls Erfahrungen mit der Migration gemacht, insbesondere in den 90er Jahren, als Migranten unter ähnlichen Bedingungen festgehalten wurden.
Betrifft die neue Regelung der »Terrorliste« die Tourismusbranche auf Kuba?
Unser Tourismussektor hat es schwer, die vor der Covid-19-Pandemie erzielten Zahlen zu erreichen. Ein großer Teil des Problems ist die subversive Kampagne, die den Sektor diskreditiert, sowie der Druck auf Fluggesellschaften, die Verbindungen zu Kuba einzustellen. Diese Maßnahmen haben das Ziel, die Einnahmequellen des Landes zu verringern. Kürzlich unterschrieb der US-Präsident eine Verordnung, die Sanktionen gegen Länder und Beamte verhängt, die kubanische medizinische Dienste in Anspruch nehmen. Sie wollen, dass das Volk sich gegen die Regierung wendet.
Wird das passieren?
Die Mehrheit der Bevölkerung steht – selbst in schwierigen Zeiten – hinter der Gerechtigkeit der Revolution und den Errungenschaften, wie etwa dem Zugang zu Bildung und zur Gesundheitsversorgung, die sie gebracht hat. Die Menschen auf Kuba sind sich dieser Fortschritte bewusst, und viele empfinden das als eine Form der Würde, die ihnen durch die Revolution gegeben wurde.
Wird es wieder direkte Flüge von der BRD nach Kuba geben?
Im Rahmen der internationalen Tourismusmesse in Berlin haben wir neue Kontakte geknüpft, um die touristischen Beziehungen zu reaktivieren. Unsere Tourismusagentur Amistur, die politisch orientierte Reisen fördert, arbeitet daran, dass deutsche Touristen wieder vermehrt nach Kuba reisen können, um die tatsächliche Realität des Landes zu erfahren, und wahrscheinlich wird das Ende dieses Jahres wieder möglich sein. Unsere solidarischen Brigaden umfassen nicht nur den klassischen Strandtourismus, sondern auch das Kennenlernen von wirtschaftlichen, sozialen und gemeinschaftlichen Aspekten Kubas.
Wie wichtig ist die internationale Solidaritätsbewegung in der derzeitigen Situation?
Die Bewegung war immer entscheidend im Kampf um die Freiheit des Landes. Ich erkläre das immer so: Der entscheidende Faktor ist der Widerstand unseres Volkes seit mehr als 65 Jahren, das sich vielen Schwierigkeiten gestellt hat. Heute sind die Probleme sehr komplex. In diesem Kampf und in diesem Widerstand spielt die internationale Solidaritätsbewegung eine sehr wichtige Rolle, indem sie das kubanische Volk unterstützt und begleitet. Ich denke, dass das kubanische Volk diese Solidaritätsbekundungen mit großer Zufriedenheit und Freude aufnimmt. Die Menschen sehen sie als ein Beispiel, als einen Beweis dafür, dass sie ihren Kampf nicht alleine führen. Tausende von ehrlichen, anständigen und fortschrittlichen Menschen fühlen sich mit diesem Kampf verbunden, als wäre es ihr eigener.
Wie sieht die Situation in der BRD aus? Welche Unterstützung gibt es hier?
In der BRD gibt es eine langjährige, sehr aktive Solidaritätsbewegung, die bereit ist, zu unterstützen, wo immer es geht. Diese Bewegung ist gut organisiert und kohärent. Wir wollen in Zukunft den Kontakt mit den Solidaritätsbewegungen intensivieren. Zudem werden wir 2026 den 100. Geburtstag von Fidel Castro feiern und planen eine Reihe von Veranstaltungen.
Abel Sosa Martínez ist Vizepräsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP)
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