Toxic Fuckboy
Von Maxi Wunder»Habe ich doch gesagt, die Tesla-Aktie ist bald nur noch paar Kohlrouladen wert!« freut sich Roswitha. »Die Zukunft des Individualverkehrs ist eh das Fliegen.« Sie stellt sich gemütliche Schlauchbootdrohnen vor, in denen wir eines Tages durch die Lüfte schweben. Keine blechernen Auffahrunfälle mehr, womöglich mit selbstfahrenden Autos und brennenden Akkus. Allenfalls weiche Abstürze, zumindest für die Pilotinnen. Denn Fußgängern könnten die fallenden Drohnen Schädel und Genick zerschmettern, wenn sie nicht rechtzeitig beiseite springen. Aber irgendwas ist ja immer. Als die erste Dampflokeisenbahn vor 200 Jahren durch die ostenglische Landschaft stampfte, dachten die Leute auch, das sei die Hölle auf Schienen. Und heute? Ist es die Hölle auf Schienen.
Apropos Innovationen: Am Internationalen Frauentag lernten die Mädels der Plauener Kommune einen neuen Begriff kennen, der auch im weitesten Sinne zu der Feiertagsthematik passte und einen Männertyp im digitalen Zeitalter beschreibt: »Toxischer Fuckboy auf Tinder«. »Klingt ja entsetzlich, was meine Nichte mir da schreibt«, sagt Doris und zeigt uns einen Schönling mit Perlenkette auf ihrem Mobiltelefon. »Mit dem hat sich das Kind wohl getroffen und vorher gemätscht oder wie das heißt, und dann …« – »Und dann wollte er nur das eine?« fragt Rossi nicht so richtig empathisch. »Ja, quasi, aber hat wohl auch Psychoterror veranstaltet«, meint Doris. »Klingt kompliziert, nicht?«
Historisch gesehen ist es ganz einfach: Was bei unseren Großmüttern ein Wüstling war, wurde bei unseren Müttern ein Don Juan. Denselben Männertyp benannten wir dann vulgärsprachlich nach dem Körperteil mit den austretenden Verdauungsendprodukten, indessen sich unsere netteren Töchter um eine psychologische Einordnung bemühten. Sie bezeichneten ihre Peiniger als »Narzissten«, kurz Narzen. Deren Töchter wiederum spiegeln mit »toxischer Fuckboy« die Entwertung, die in der Reduktion der Frau zum Triebabfuhrgefäß liegt, am treffendsten zurück. Es ist also ein Fortschritt zu verzeichnen, zumindest in der Zielgenauigkeit der Problemerfassung. Außerdem studieren heutige junge Frauen Ratgeber mit sogenannten Antimistkerlstrategien (»No more tears«, Goldmann), bevor sie auf Datingplattformen nach einem Partner suchen. Sie setzen also auf Prophylaxe. Möge es helfen! Ihre Uromas gönnen sich derweil einen Bloody Fuckboy on ice:
4 cl Wodka, 2 cl Granatapfelsaft, 2 cl Limettensaft, 1 cl Zuckersirup, einen Spritzer Tabasco und Eis in einen Shaker geben und kräftig schütteln. In ein mit Eiswürfeln gefülltes Glas abseihen. Mit Sodawasser auffüllen. Mit einer Limettenscheibe und einem kleinen Zuckerherz garnieren. Dazu empfehlen wir:
Du bist mir Wurst im Teigmantel
200 g Blätterteig mit 100 g Frischkäse bestreichen, darauf 50 g fein gehackte oder in dünne Streifen geschnittene Chorizo sowie klein gehackte rote Peperoni geben, etwas Honig darüber. Das Ganze einrollen und in Stücke schneiden. Diese mit Eigelb bestreichen und bei 180 Grad Celsius 15 Minuten im Ofen backen.
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