Überlebenskampf in Gaza
Von David Siegmund-Schultze
Der Horror für die Menschen in Gaza geht weiter. Die Hoffnung vieler, mit der Waffenruhe vom Januar ihr Leben langsam wieder aufbauen zu können, ist seit Dienstag morgen durch heftige Bombardements zunichte gemacht worden. Bei Luftangriffen am Donnerstag wurden mindestens 110 Menschen getötet und erneut ganze Familien ausgelöscht. Zudem sind wieder Bodentruppen in Gaza aktiv. Der Netzarim-Korridor, der den Küstenstreifen südlich von Gaza-Stadt in zwei Teile trennt, steht erneut unter israelischer Kontrolle. Bis Ende Januar war das Gebiet eine Todeszone, in der israelische Einheiten auf alles schossen, was sich bewegte, wie die israelische Zeitung Haaretz unter Berufung auf Aussagen israelischer Soldaten einen Monat zuvor enthüllte.
Auch das Gesundheitssystem wird wieder angegriffen. So teilte die Welthungerhilfe am Mittwoch mit, dass die Al-Rafi-Gesundheitsstation im Norden Gazas durch einen Luftangriff zerstört worden ist. Für 50.000 Menschen sei die Klinik »die einzige Möglichkeit einer medizinischen Versorgung« gewesen. Die israelische Regierung hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie den Krieg nach der ersten Phase des Abkommens weiterführen will. Und dass das Ziel die Vertreibung der Palästinenser und die Annexion Gazas ist, wie US-Präsident Donald Trump und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Februar verkündeten.
Ungeachtet dessen gibt die »Tagesschau« unkommentiert das Framing der israelischen Regierung wieder, die Hamas sei schuld am Bruch der Waffenruhe, weil sie nicht alle Geiseln freigelassen habe. Ein Hamas-Vertreter bekräftigte am Donnerstag jedoch erneut gegenüber Reuters, an der Vereinbarung festhalten zu wollen, die den Abschluss des Austauschs von Gefangenen und Geiseln erst in der zweiten Phase vorsieht. Die israelische Seite hingegen hat, entgegen dem Abkommen, fast täglich Menschen in Gaza getötet sowie Anfang März die Hilfslieferungen und dann auch die Stromzufuhr eingestellt. Und nun die Bombardements. Am Donnerstag erneuerte Verteidigungsminister Israel Katz die genozidalen Drohungen gegen die Palästinenser in Gaza. Sie müssten sich der Hamas entledigen, dann hätten sie noch eine Chance auf »Ausreise« – ansonsten erwarte sie »absolute Zerstörung«.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Hatem Khaled/REUTERS19.03.2025
Wieder Massaker in Gaza
- NurPhoto/IMAGO14.03.2025
Undifferenzierte Standardformulierung
- Majdi Mohammed/AP Photo/dpa12.03.2025
Hauptziel Vertreibung
Mehr aus: Ausland
-
»Staatsbürgerschaft darf keine Geldfrage sein«
vom 21.03.2025 -
Gegen den Putsch
vom 21.03.2025 -
Allianz gegen Serbien
vom 21.03.2025 -
Spanien verteilt Geflüchtete
vom 21.03.2025 -
Adieu, Frankophonie!
vom 21.03.2025 -
Stille Post für Teheran
vom 21.03.2025