Gasstation in Flammen
Von Mawuena Martens
Es ist der erste Test für die vereinbarte Unterbrechung der Angriffe auf Energieanlagen: Seit Freitag nacht brennt eine Gaspumpstation in Sudscha in der russischen Grenzregion Kursk. Es handele sich um einen »Terrorakt«, erklärte ein russisches Ermittlungskomitee zu dem Vorfall, wie Reuters am selben Tag berichtete. Ukrainische Truppen hätten die Anlage bei ihrem Rückzug aus Kursk in die Luft gesprengt. Die Anlage habe bis jetzt unter der Kontrolle der Streitkräfte Kiews gestanden und sei beim Rückzug von Einheiten der Armee als »gezielte Provokation« gesprengt worden, um den Friedensprozess zu torpedieren. Tatsächlich hatte das ukrainische Militär laut Tagesschau.de auf Telegram noch in der Nacht das Foto eines aufsteigenden Feuerballs mit der Bildunterschrift geteilt: »Die Medien berichten über einen erfolgreichen Angriff auf das Gastransportsystem von Sudscha, über das der Feind Gas nach Europa transportiert hat«.
Stunden später wies der Stabschef des ukrainischen Präsidenten die russischen Aussagen jedoch zurück und machte das gegnerische Land verantwortlich. »Die russischen Versuche, alle zu täuschen und vorzutäuschen, sie würden sich ›an die Waffenruhe halten‹, werden nicht funktionieren, ebensowenig wie die Fälschung über die Angriffe auf das Tanklager«, erklärte Andrij Jermak Reuters zufolge auf Telegram. Am Dienstag hatte der russische Präsident Wladimir Putin nach einem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump eine 30tägige Unterbrechung der Angriffe auf ukrainische Energieanlagen angeordnet. Diese sei weiterhin in Kraft, bestätigte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Freitag.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat sich inzwischen kritisch zu einer möglichen UN-Mission geäußert. Diese sei keine Alternative zum Einsatz eines Kontingents ausländischer Truppen oder Sicherheitsgarantien zur Beendigung des Krieges mit Russland, sagte Selenskij auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel in Kiew. Der französische Präsident Emmanuel Macron arbeitet mit dem britischen Premier Keir Starmer an einer »Koalition der Willigen«, um eine mehrere tausend Mann starke Truppe in die Ukraine zu schicken. Nach dem EU-Gipfel am Donnerstag kündigte Macron dazu ein neues Treffen in der kommenden Woche an.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc P. aus Cottbus (22. März 2025 um 10:02 Uhr)Indem Selenskij heute dieses sagt und morgen jenes, tut er sich mit Blick auf die kommenden Präsidentschaftswahlen keinen Gefallen, denke ich. Je nachdem, wer Selenskij zuvor in der Mangel hatte, Trump oder die »Europäer«, gibt er sich mal handzahm und zu allem bereit, um diesen Krieg zu beenden, oder er trumpft wieder auf mit martialischer Sprache und leugnet, zu Zugeständnissen an Russland bereit zu sein. Selenskij selbst, als Schauspieler, der es gewohnt ist, die Rollen zu spielen, für die man ihn bezahlt, wird damit weniger ein Problem haben, aber möglicherweise die ukrainischen Wähler, die nicht wissen, ob demnächst Dr. Jekyll oder Mr. Hyde als Präsident zur Wahl steht.
- Antworten
Ähnliche:
- IMAGO/SNA14.03.2025
Kiews Faustpfand schwindet
- CTK Photo/IMAGO06.03.2025
Ukraine entwickelt selbst
- Inquam Photos/Octav Ganea/via REUTERS05.03.2025
Trump bricht Lieferkette
Mehr aus: Ausland
-
»Die Frauen werden nicht zulassen, dass man sie von der Gestaltung der Zukunft fernhält«
vom 22.03.2025 -
Trump baut weiter ab
vom 22.03.2025 -
Jerusalem in Aufruhr
vom 22.03.2025 -
Tradition und Widerstand
vom 22.03.2025 -
Festnahme polarisiert
vom 22.03.2025