Deutsche Bahn mit Milliardenverlust
Von Oliver Rast
Es ist eine Pleitengeschichte auf ganzer Strecke: Die Deutsche Bahn (DB) hat auch 2024 einen Milliardenverlust eingefahren. Nach Zinsen und Ertragssteuern betrug das Minus 1,8 Milliarden Euro, verkündete der DB-Vorstand um Boss Richard Lutz am Donnerstag in Berlin. Damit liegt der Verlust im Vorjahresvergleich um knapp eine Milliarde Euro niedriger. Eine Trendwende ist indes nicht in Sicht.
Denn der Grund für das geringere Verlustgeschäft des bundeseigenen Konzerns ist, dass der Bund hohe Kosten für notwendige Instandhaltungsarbeiten ausgeglichen hat, bei denen die DB im Jahr 2023 in Vorleistung gegangen war. Lutz kam nicht umhin, bei der Verkündung der Bilanz einzuräumen: »Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform.« Das war 1994.
Hinzu kommt: Im zurückliegenden Jahr waren nur 62,5 Prozent der Fernzüge pünktlich unterwegs – nicht einmal zwei von drei ICE und IC also. »Historisch schlecht« sei das, steht im internen Strategiepapier »S 3« zur DB-Sanierung, aus dem dpa am Donnerstag zitierte.
Kritik kommt von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Beim »Sanierungsprogramm S 3« bleibe die DB Ideen und Transparenz schuldig, teilte der EVG-Vorsitzende Martin Beukert am Donnerstag mit. Es gebe keinerlei Konzepte, »wie etwa die dringend notwendige Erneuerung der 200 Stellwerke angegangen werden soll«. Beim Versuch, DB Cargo wieder in die Gewinnzone zu führen, setzten die DB-Bosse auf das Prinzip Hoffnung.
Damit die Runderneuerung des maroden Systems der Bahn gelänge, würden in den kommenden zehn Jahren 150 Milliarden Euro benötigt, rechnet Beukert vor. Die Aufgaben für Bahn-Vorstand und die neue Bundesregierung seien enorm. Passiere nichts, »droht aus dem großen Sanierungsprogramm ein Abwicklungsprogramm zu werden«.
Übrigens, für einen zahlt sich die DB-Krise aus. Richtig, für den Krisenverwalter, für Lutz. Der Konzernchef konnte 2024 ein Jahressalär von rund 2,1 Millionen Euro einstreichen, etwa eine Million Euro mehr als ein Jahr zuvor. Anders ausgedrückt: Jede Pleite hat ihren Profiteur.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
-
Leserbrief von Klaus Büchner aus Berlin (30. März 2025 um 12:40 Uhr)Guten Tag, natürlich dürfte die Bahn nicht von absurd überbezahlten Betriebswirtschaftlern, die keine Ahnung vom Bahnbetrieb haben, geleitet werden. Die können weg. Aber ein Punkt in der Argumentation stört: Die Bahn gehört zu unserer Daseinsvorsorge und muss natürlich subventioniert werden, warum nennt man das »Schulden«? Das ist eine ideologische Keule, um weiter die Lüge vom angeblich billigen Autoverkehr aufrechtzuerhalten. Niemand würde sagen: »Der Autoverkehr ist völlig überschuldet«, dieser wird aber viel höher subventioniert als die Bahn, obwohl jeder in eine Bahn einsteigen kann, in ein fremdes Auto nicht. Außerdem müssen Bahnbenutzer die Trassenpreise bezahlen, Autofahrer bekommen Infrastruktur, Straßen und Autobahnen von der Allgemeinheit geschenkt.
- Antworten
-
Leserbrief von Gornetz (28. März 2025 um 09:50 Uhr)Es gibt in Bilanzpressekonferenzen kurze Sätze, die nicht im Gedächtnis bleiben. So danke Lutz der EVG für ihre sozialpartnerschaftliche Verantwortung zum letzten Tarifvertrag, auch wenn hier im Artikel der Eindruck wohl erweckt wird, dass die EVG kritisch dem Unternehmen gegenüberstünde. (lese den Artikel von S. Cechrua, gestern,: Sozialpartnerschaft) Der zweite Berichterstatter, hier im Bild links, Finanzvorstand, geißelte die Streiks der GDL, die zu Einnahmeverlusten führten.
- Antworten
Mehr aus: Inland
-
»Wir nehmen eine Verschärfung wahr«
vom 28.03.2025 -
Transparenz? Nein, danke
vom 28.03.2025 -
Keine Staatsknete für AfD-Denkfabrik
vom 28.03.2025 -
Leergang Bauturbo
vom 28.03.2025 -
Porsche in Flecktarn
vom 28.03.2025 -
»Wir sind mit langem Atem angetreten«
vom 28.03.2025