Porsche in Flecktarn
Von Jens Walter
Er liegt voll im Trend: der Kriegskurs. Bei Konzernen eh. Nun will offenbar die börsennotierte Holding Porsche SE nachziehen, den Anschluss nicht verpassen, berichtete das Manager-Magazin am Donnerstag online. In der Holding bündeln die milliardenschweren Clanfamilien Porsche und Piëch ihre Autobeteiligungen am Volkswagen-Konzern und der Porsche AG.
Der Boss des Firmenzusammenschlusses, Hans Dieter Pötsch (73), sieht sich in Zugzwang, schließlich hat die Holding im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettoverlust von knapp 20 Milliarden Euro eingefahren. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmensgeflecht aus Stuttgart noch 5,1 Milliarden Euro Gewinn einstreichen können. Um im laufenden Jahr bilanztechnisch wieder besser abzuschneiden, fordert Clanchef Wolfgang Porsche (81) laut Manager-Magazin etwa die »Einhaltung strikter Sparbemühungen« bei den beiden automobilen Geschäftsfeldern. Mehr noch, eine dritte Kernbeteiligung, gewissermaßen ein »drittes Standbein«, soll her. Dabei seien Pötsch zufolge auch »Rüstungsengagements für neue Investments denkbar«. Eine Aussage, die der Holdingboss am Mittwoch in der Stuttgarter Zentrale getroffen haben soll. Für die Familienholding wäre das eine bemerkenswerte Wende, schreibt die Wirtschaftszeitschrift weiter.
Allerdings haben bereits einige Unternehmen aus der Auto- und Zulieferindustrie signalisiert, ihr Portfolio »aufzurüsten«. Denn angesichts sinkender Absatzzahlen bei Fahrzeugen und geringerer Produktionsauslastung hoffen Hersteller auf lukrative Geschäftsabschlüsse bei Rüstungsgütern. Rheinmetall hatte bereits Interesse am VW-Werk in Osnabrück bekundet, berichtete das Onlineportal Business Insider am Donnerstag.
Bei der Porsche SE gehe es aber um direkte Unternehmensbeteiligungen. Dafür seien etwa zwei Milliarden Euro Liquidität verfügbar. Beteiligt ist die Holding bereits am Rüstungsstartup »Quantum Systems«. Der Betrieb aus Gilching bei München gelte als führender Produzent von kompakten Drohnen für sensorgestützte Datenerfassung, weiß das Handelsblatt in seiner Onlineausgabe am Donnerstag. Ferner habe »Quantum Systems« jüngst einen möglichen Zukauf eines europäischen Drohnenherstellers angekündigt »und will eine eigene 150 Kilogramm schwere Aufklärungsdrohne entwickeln«.
Holding-Beteiligungsvorstand Lutz Meschke sagte gegenüber dem Handelsblatt: Das Beispiel »Quantum Systems« zeige, »dass die Porsche SE keine Berührungsängste gegenüber Investitionen in den Rüstungsbereich hat«. Und weiter: Er persönlich schätze, dass »effektive Verteidigungsmöglichkeiten ein wichtiges Instrument« seien »zur Verteidigung unserer Werte«. Er sehe daher keine »moralischen Einwände« gegen ein finanzielles oder strategisches Engagement in dem Bereich.
Und an weiteren militärischen Beteiligungsprojekten wird seitens der Porsche-Piëch-Clans gearbeitet. Auch mit Partnern, so Pötsch nach Angaben vom Manager-Magazin. Wenig überraschend: Pötsch, der zugleich Aufsichtsratschef des Volkswagen-Konzerns ist, soll dabei auf mögliche Gelegenheiten im Zusammenhang mit den milliardenschweren staatlichen Finanzprogrammen für Verteidigung und Infrastruktur verwiesen haben. Allgemein zumindest, sprich auf das unlängst vom alten Bundestag verabschiedete Schulden- und Kriegskreditepaket.
Kurzum, der Porsche-Kurs liegt im Trend. Flecktarn als neualter Farbanstrich, als modischer Schick des clangeführten BRD-Kapitals.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (28. März 2025 um 00:45 Uhr)Wie heisst es so schön auf Neudeutsch? Back to the roots!
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