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Aus: Ausgabe vom 29.03.2025, Seite 5 / Inland
Landwirtschaftspolitik

Baywa als Jobvernichter

»Sanierungsplan«: Deutschlands größter Agrar- und Baustoffhändler schließt zwei Standorte
Von Oliver Rast
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Organisierte Misswirtschaft im Kapitalismus – oder: Ein genossenschaftlicher Krisenkonzern auf Schrumpfkurs

Es ist ein Warnruf, wenn Bosse tönen: »Wir müssen sanieren!« Vor allem für Beschäftigte. Denn zumeist bedeutet »Sanierung« Jobverlust, Werksschließung. So auch beim größten deutschen Agrar- und Baustoffkonzern Baywa aus München. Der will nun zwei Standorte bis Ende April dichtmachen, berichtete Merkur.de am Freitag. Zwei Anlaufstellen für Baustoffe, in Ehingen im schwäbischen Alb-Donau-Kreis und in Neu-Ulm in Bayerisch-Schwaben.

In den vergangenen Jahrzehnten mutierte der genossenschaftliche Betrieb immer mehr zum global agierenden Mischkonzern, »der in der Niedrigzinsphase ungestüm ins Ausland expandiert war«, so jüngst das Handelsblatt. Die Folge: ein milliardenschwerer Schuldenberg. Die Baywa geriet deshalb 2024 in eine existentielle Krise, besonders die hochdefizitäre Tochter für erneuerbare Energieträger, die Baywa RE. Allein in den ersten neun Monaten des zurückliegenden Jahres hatte das Baywa-Konglomerat mehr als 640 Millionen Euro Nettoverlust geschrieben.

Nun müssten Ausgaben gesenkt, Standorte »überprüft«, Stellen gestrichen werden, heißt es aus der Münchner Zentrale des Mutterkonzerns. Der »strategischen Restrukturierung« wegen. Dafür hat sich die Baywa mit Hauptaktionären und Gläubigerbanken auf wichtige Schritte eines Plans für die angestrebte »Sanierung« bis Ende 2027 geeinigt, berichtete das Fachportal Top Agrar am Dienstag. Die sogenannte Sanierungsvereinbarung soll demnach bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung.

Fraglich ist, ob der Zeitplan aufgehen kann. Erst unlängst vermeldete der Bayerische Rundfunk aus Baywa-Kreisen, dass sich der »Sanierungsprozess« bis Jahresende 2028 hinziehen würde. Ein Grund: Der Verkauf der »Problemtochter« Baywa RE ist geplatzt. Zunächst zumindest. Der Miteigentümer Energy Infrastructure Partners (EIP) aus Zürich sollte seine Beteiligung von 49 auf 65 Prozent aufstocken. »Die Baywa hätte die Tochter, die viel Kapital bindet, dann nicht mehr in ihrer Bilanz konsolidieren müssen«, schrieb das Handelsblatt. Das Zusatzproblem mit der »Problemtochter«: Die Baywa hätte bei dieser Lösung Ansprüche aus Gesellschafterdarlehen in Höhe von rund 350 Millionen Euro aufgegeben. Dies hätte zu einem negativen Eigenkapital der Baywa AG geführt. In einer Pflichtmitteilung ließ die Konzernspitze verlauten: »Eine finale Einigung auf die Details dieses Konzepts konnte aus wirtschaftlichen Gründen nicht erzielt werden.«

Nun soll die Beteiligung an der Tochter auf eine »Beteiligungsmanagementgesellschaft« übertragen werden, will das Handelsblatt wissen. Auch in diesem Fall müsse die Baywa die Tochter nicht mehr konsolidieren. Sie habe aber weiter Anspruch auf ein Gesellschafterdarlehen, und das Eigenkapital werde.

Fix ist längst: Die Baywa-Bosse wollen 1.300 von 8.000 Vollzeitjobs vernichten, rund 16 Prozent der Arbeitsplätze des Konzerns in der BRD. Den Auftakt zur »Sanierung« machen die Kollegen an den Standorten in Ehingen und Neu-Ulm.

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