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Aus: Ausgabe vom 01.04.2025, Seite 2 / Ausland
USA-Russland

Trump wettert gegen Putin

Moskau reagiert gelassen: Verhandlungen mit den USA gehen weiter
Von Arnold Schölzel
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Der US-Präsident tönt gerne laut und nimmt den Mund sehr voll (Washington, D.C., 30.3.2025)

Am Sonntag (Ortszeit) erregte sich US-Präsident Donald Trump laut Medienberichten über den ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenskij und über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. In beiden Fällen geht es offenbar um Rohstoffabkommen, genauer: gegenüber Kiew um ein Kolonialdiktat. Während eines Flugs soll Trump Journalisten gesagt haben: »Wir hatten einen Deal über seltene Erden«, aber jetzt sage Selenskij, er wolle neu verhandeln. Trump drohte, dann bekomme Selenskij »große, große Probleme«. Dieser hatte am Donnerstag bei der Konferenz der »Koalition der Willigen« in Paris geäußert, es sei noch sehr früh, um über ein Abkommen zu sprechen, dessen Fassung sich mehrfach geändert habe.

Die NBC-Journalistin Kristen Welker hatte zuvor berichtet, Trump habe sie angerufen und seinem Ärger über Putin Luft gemacht. Der russische Präsident hatte am Donnerstag vorgeschlagen, die Ukraine unter UN-Verwaltung zu stellen und Neuwahlen abzuhalten. Laut Welker habe Trump ihr am Telefon gesagt, er sei »sehr wütend« und »angepisst«. Wenn er mit Russland keine Einigung über ein Ende des Blutvergießens in der Ukraine erzielen könne, »und wenn ich glaube, dass es Russlands Schuld war – was vielleicht nicht der Fall ist –, aber wenn ich glaube, dass es Russlands Schuld war, dann werde ich Sekundärzölle auf Öl erheben, auf alles Öl, das aus Russland kommt«. Welkers Darstellung wurde vom Weißen Haus auf X veröffentlicht, aber kein Mitschnitt des Gesprächs.

Moskau reagierte am Montag zurückhaltend. Putins Sprecher Dmitri Peskow wies darauf hin, dass es sich bei den Äußerungen zu Putin um Nacherzählungen handele. Am selben Tag informierte der Chef des staatlichen russischen Investitionsfonds Kirill Dmitrijew in der Zeitung Iswestija über Gespräche mit den USA: »Seltene Metalle und Erden sind ein wichtiger Bereich der Zusammenarbeit, und wir haben auf jeden Fall Gespräche über verschiedene Metalle der seltenen Erden und Projekte in Russland aufgenommen.«

Peskow nahm zudem zu einem Artikel der New York Times vom Sonnabend Stellung. Danach übermittelten die USA seit 2014 den Kiewer Behörden täglich vom US-Stützpunkt in Wiesbaden aus die Positionskoordinaten der russischen Streitkräfte. Peskow erinnerte daran, dass Putin seit 2014 wiederholt darauf hingewiesen hatte.

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  • Leserbrief von kwf (31. März 2025 um 21:42 Uhr)
    Noch am Sonntag hat der US-Sender NBC News berichtet, Donald Trump habe Sekundärzölle auf Ölimporte aus Russland angedroht, wenn der Waffenstillstand in der Ukraine an der russischen Seite scheitern sollte. Am Montag aber äußerte sich der US-Präsident in einem Gespräch mit Reportern im Weißen Haus zu dem Thema wie folgt: »Ich würde Russland sicherlich keine Sekundärzölle auferlegen wollen, aber wenn es dazu käme, wäre das nicht sehr gut für sie.« Außerdem bestritt Trump auf Anfrage von Journalisten, dass sein Verhältnis zu seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin auf dem Tiefpunkt angelangt sei. Zugleich äußerte Trump die Hoffnung auf eine Einigung zwischen Putin und dem ukrainischen Staatschef Wladimir Selenskij und erklärte, es gebe eine »psychologische Frist« für den Beginn eines Waffenstillstands. Fassen wir zusammen: Trump redet mal so, dann wieder anders. Und Schölzel liegt mit seiner Vermutung richtig und zugleich aber auch falsch. PS: Am 18. März führten Putin und Trump ein Telefongespräch. Russlands Präsident reagierte positiv auf die Idee seines US-amerikanischen Amtskollegen, dass Moskau und Kiew für 30 Tage auf Angriffe auf Energieanlagen verzichten und erteilte dem Militär den entsprechenden Befehl. Kurz darauf erklärte auch Selenskij öffentlich, dass die Ukraine den Vorschlag unterstütze. Jedoch nur wenige Stunden nach den Gesprächen zwischen Putin und Trump griffen die ukrainischen Streitkräfte eine Ölpumpstation in der russischen Region Krasnodar an. Kiews Kräfte attackieren weiterhin regelmäßig die Energieinfrastruktur in Russland. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag bekanntgab, wurde unter anderem durch einen HIMARS-Angriff die Gasmessstation Sudscha im russischen Grenzgebiet Kursk zerstört.

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