Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 07.04.2025, Seite 5 / Inland
Nahrungsmittelsektor

Danone plant Werksdemontage

Molkerei in Unterfranken soll Ende 2026 dichtmachen. Gewerkschaft NGG organisiert Protest
Von Oliver Rast
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Künftig Kunstprojekt, jedenfalls mancherorts: Milchprodukteproduzent Danone (hier Paris, 25.2.2025)

Meterlang sind die Auslagen in den Supermärkten und Discountern. Mit Molkereiprodukten. Milch, Käse, Butter, Joghurt, Quark, Sahne, Schmand. Die komplette Palette. Ob das im unterfränkischen Lebensmitteleinzelhandel so bleibt? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Denn Danone Deutschland plant, sein Milchwerk in Ochsenfurt bei Würzburg im vierten Quartal 2026 dichtzumachen, bestätigte Unternehmenssprecherin Stefanie Schamne am Freitag auf jW-Nachfrage. Vorbehaltlich der Verhandlungen mit dem Betriebsrat (BR). Grund für die Werksdemontage seien ein verändertes Konsumverhalten, eine geringe Auslastung und hohe Kosten. Kurzum, die »jahrelange Unwirtschaftlichkeit« mache die Schließung »unvermeidlich«.

Ein Schock für die rund 70 Vertragsbauern aus der Milchviehhaltung, die über die Milchzentrale Nordbaden mit Sitz in Sinsheim die Danone-Molkerei beliefern. Hinzu kommt: »Eine flächendeckende Milchverarbeitung ist wichtig für die regionale Versorgung der Bevölkerung«, betonte Reinhard Jung von den Freien Bauern gleichentags im jW-Gespräch.

Geschockt ist ferner Ibo Ocak. Und wütend. Denn rund 230 Beschäftigten im Ochsenfurter Milchwerk droht der Jobverlust. »Ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen«, so der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) für die Region Unterfranken am Freitag zu jW. Nicht zuletzt seien die Schließungsgründe der Konzernleitung »fadenscheinig«. Auch, weil die Arbeitszeiten bei einer Siebentagewoche im Werk seit Jahren hochgradig flexibilisiert seien. »Die Personalkosten im Konzern machen nur sieben Prozent aus«, weiß Ocak. Selbst die üppigen Gewinnmargen reichten Bossen und Anteilseignern nicht.

Sollte die Molkerei ihre Pforten schließen, zöge das, so Ocak weiter, »einen ganzen Rattenschwanz nach sich.« Betroffen wäre auch die Schober Logistik GmbH, die direkt angedockt ist an den Danone-Betrieb. »Wir sprechen hier von zusätzlichen 100 Beschäftigten, die keiner im Blick hat«.

Interessiert sich die Konkurrenz für das Milchwerk? Eher nicht – Schamne: Verkaufsaussichten seien angesichts der aktuellen Marktsituation und der Werksausrichtung schwierig. Man werde aber eng mit der Stadt und dem Landkreis zusammenarbeiten, »um Lösungen für die zukünftige Nutzung des Werksgeländes zu finden.«

Apropos Lösung. Vor allem für die Beschäftigten. Zeitnah sollen die Gespräche mit dem BR beginnen, sagte Schamne. Über einen Sozialplan. Etwa über eine partielle, potentielle Weiterbeschäftigung im Danone-Werk im osthessischen Fulda. Für die, die keine neue Stelle finden, »werden wir eine Transfergesellschaft gründen, um sie ein weiteres Jahr zu beschäftigen«.

Was haben BR und NGG vor? Einiges. Eine Betriebsversammlung sei vorgesehen, zudem eine Kundgebung mit anschließender Demonstration durch Ochsenfurt, kündigt Ocak an. Belegschaft und Bevölkerung in der Region sollen mobilisiert werden. Auch die Kommunalpolitik. Der Landrat im Landkreis Würzburg, Thomas Eberth (CSU), meinte bereits am Mittwoch in einem Statement, der Danone-Schließungsplan sei »eine Hiobsbotschaft«. Mindestens, befand Gewerkschafter Ocak – und versicherte, die Planspiele der Unternehmensführung nicht protestlos hinnehmen zu wollen. Oder der Werbespruch aus den späten Zehnerjahren ist nur ein Spruch: »Mit Danone jeden Tag ein Lächeln!«

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