Verhältnis neu justiert
Von Sabine Kebir
Es lag eigentlich auf der Hand, dass die offiziellen Kontakte zwischen Paris und Algier nicht lange auf Eis gelegt werden können. Funktionierende konsularische und diplomatische Beziehungen sind allein deshalb unabdingbar, weil mehr als fünf Millionen Menschen mit algerischen Wurzeln in Frankreich leben und auf beiden Seiten des Mittelmeeres ein großer Bedarf an Reisemöglichkeiten, aber auch zwischenstaatlicher Kommunikation besteht.
Der durch Präsident Emmanuel Macrons Anerkennung der Ansprüche Marokkos auf die Westsahara ausgelöste zwischenstaatliche Konflikt war von der französischen Rechten zu einer ausufernden Hasskampagne aufgeblasen worden, die auch die algerische Diaspora in Unruhe versetzte und in eine dauerhafte Krise zu münden drohte. Eine solche wollte sich Macron aber nicht aufbürden, da er sich gerade andere außenpolitische Prioritäten gesetzt hat: Mit seiner Verfügungsgewalt über Atomwaffen strebt er eine Führungsrolle innerhalb der EU gegenüber Russland im Ukraine-Krieg an.
Deeskalationssignale wurden vom algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune auch schnell aufgegriffen. Er verkündete, dass die Positionen der französischen Rechten für Algerien eigentlich nicht zählten und es nur auf die Haltung der politisch Verantwortlichen ankomme. Zwar verstießen Macrons Behauptungen hinsichtlich der Westsahara gegen das Völkerrecht. Wenn er aber die zwischenstaatlichen Beziehungen wieder normalisieren wolle, sei auch Algerien dazu bereit.
Nach einem Telefonat der beiden Präsidenten am 31. März stand der Besuch des französischen Außenministers Jean-Noël Barrot am Sonntag in Algier unter einem günstigen Stern. Innerhalb weniger Stunden wurde entschieden, dass »die Mechanismen der Kooperation in allen Sektoren sofort mit Ernsthaftigkeit, Diskretion und Effizienz reaktiviert« werden. Dazu gehörten auch die Zusammenarbeit der Nachrichtendienste, der Justiz und die Verträge über Migration. Auch eine Neujustierung der wirtschaftlichen Beziehungen wurde vereinbart.
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