Journalisten verbrannt
Von Gerrit Hoekman
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Zeltlager von Medienvertretern im Hof des Nasser-Krankenhauses in Khan Junis in Gaza ist am Montag morgen der Journalist Hilmi Al-Fakawi ums Leben gekommen. Er verbrannte offenbar bei lebendigem Leib, als das Zelt in Flammen aufging, wie Aufnahmen des Kuds News Networks zeigen sollen. Ein zweites von insgesamt zehn Todesopfern ist nach Informationen des palästinensischen Außenministeriums in Ramallah der Journalist Jusuf Al-Khasindar. Al-Fakawi arbeitete für den Fernsehsender Palestine Today.
Weitere neun Personen wurden verletzt, darunter sechs Journalisten. Der Journalist Ahmed Mansur, der auch bei Palestine Today beschäftigt ist, liegt nach Angaben des Kuds News Networks mit schwersten Verbrennungen auf der Intensivstation. Der desolate Zustand der medizinischen Versorgung im Gazastreifen macht wenig Hoffnung. Israel habe ein »grausames und abscheuliches Massaker an Journalisten begangen«, verurteilte die Palästinensische Journalistenvereinigung (PJS) am Montag in einer Erklärung den Angriff. Die Vereinigung forderte den Internationalen Strafgerichtshof auf, umgehend ein Verfahren einzuleiten. Es werde höchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft nicht nur redet, sondern handelt: Seit dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen Anfang Oktober 2023 sind nach Angaben des Medienbüros in Gaza bis jetzt 210 Journalisten durch israelische Kugeln, Granaten und Bomben ums Leben gekommen. Die Hamas erklärte am Sonntag, als Reaktion auf »Massaker« an Zivilisten wieder Raketen auf Städte in Israels Süden abgefeuert zu haben. Nach israelischen Angaben seien die meisten davon abgefangen worden, eine Person sei jedoch verletzt worden.
Wie die britische Tageszeitung The Guardian außerdem am Montag berichtete, hat der berühmte Menschenrechtsanwalt Michael Mansfield am Montag bei der Abteilung für Kriegsverbrechen von Scotland Yard ein Dossier eingereicht. Die Erstellung dauerte sechs Monate. Darin werden auf 240 Seiten zehn Briten beschuldigt, gezielt Zivilisten und Hilfskräfte umgebracht zu haben, während sie für die israelische Armee im Gazastreifen kämpften. Die Beschuldigten, darunter Offiziere, wurden unter anderem als Scharfschützen eingesetzt. Außerdem sollen sie an wahllosen Angriffen auf Krankenhäuser sowie der Vertreibung und Zwangsumsiedlung von palästinensischen Zivilisten beteiligt gewesen sein. Einige der Verdächtigen besitzen offenbar neben der britischen auch die israelische Staatsangehörigkeit.
Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) mit Sitz im Gazastreifen und das gemeinnützige britische Public Interest Law Centre (PILC) haben das Dossier in Auftrag gegeben. Es beinhaltet mutmaßliche Straftaten, die zwischen Oktober 2023 und Mai 2024 im Gazastreifen begangen wurden. Das Dossier wurde von britischen Anwälten und Forschern in Den Haag erstellt. Aus rechtlichen Gründen werden weder die Namen der Verdächtigen, darunter auch Offiziere, noch der vollständige Bericht veröffentlicht. Israel weist die Vorwürfe zurück.
»Wenn einer unserer Staatsbürger eine Straftat begeht, sollten wir etwas dagegen unternehmen«, sagte Mansfield gegenüber The Guardian. »Auch wenn wir die Regierungen anderer Länder nicht von Fehlverhalten abhalten können, können wir zumindest unsere eigenen Staatsbürger davon abhalten.« Britische Staatsbürger seien gesetzlich verpflichtet, sich nicht an Verbrechen in Palästina zu beteiligen.
Diese gingen unterdessen unvermindert weiter. In Rafah am südlichen Ende des Küstenstreifens setzt die israelische Armee die systematische Zerstörung der Stadt fort. In sozialen Netzwerken kursierende Luftaufnahmen zeigen ein Trümmerfeld, wo einmal Teile Rafahs waren. Am 31. März hatte das Militär damit begonnen, die Menschen aus der Stadt zu vertreiben. Seitdem zerstören Bulldozer das Gebiet Haus für Haus. Nach Angaben lokaler Behörden sind 90 Prozent der Wohnhäuser zerstört. Demnach wurden darüber hinaus alle zwölf Gesundheitszentren zerstört und 100 Moscheen schwer beschädigt oder zerstört.
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