Nachschlag: Sophist mit Herz

Schon die Vorlage war eklig: »Le brio«, eine dieser in Frankreich wild wuchernden Integrationskomödien. Sönke Wortmann grast nach »Der Vorname« weiterhin das Nachbarland ab. Kann man dem Publikum ja nicht zumuten, einen schon vorliegenden Film zu schauen, man dreht ihn halt noch mal, nur schlechter und mit Almans im Szenenbild. »Contra« bewahrt den reaktionären Kern der Vorlage. Rassistischer Drecksack, satte 11 von 10 auf der Münkler-Skala, demütigt Studentin mit Migrationshintergrund. Zur Strafe muss er sie auf einen Rhetorikwettbewerb vorbereiten. Aber, stellt sich raus, der rassistische Drecksack ist gar nicht rassistisch und auch gar nicht so ein Drecksack. Das paternalistische Verhältnis zwischen alt und jung, männlich und weiblich, eingeboren und zugewandert wird auf nächstem Level wieder hergestellt. Die junge Migrantin hat abzuliefern, ehe sie Respekt erwarten darf. Für ein wenig Protagoras bleibt dann auch noch Zeit: Wahrheit zählt nicht, nur die schwächere Rede zur stärkeren zu machen. (fb)
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