Der Tod in Venedig

Kommt ein alter Künstler nach Venedig
und sieht dorten einen jungen Mann,
denn das Schicksal ist bisweilen gnädig
und hält unsere Stunden einmal an.
*
Alte Kälte ist sogleich vergessen,
und ein leerer Platz ist nun besetzt.
Leicht lässt sich der süße Schock ermessen,
wenn uns Schönheit tief im Kern verletzt.
*
Doch der junge Mann ist fast noch Knabe,
und der alte ist kein Päderast;
also bleibt der Honig in der Wabe,
unversehrt der bürgerliche Ast.
*
Aber Sehnsucht hat sehr treue Kunden,
und wer liebt, der opfert sein Gesicht.
Und der Alte, ohne zu gesunden,
lernt: Sie ist der Tod; und eben nicht.
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