Fata Morgana
Bekanntlich gibt es im Kapitalismus nicht nur kurzfristige zyklische Krisen, sondern auch in größeren Abständen auftretende systemische. Danach ist er nicht mehr derselbe. Er hat sich so verändert, dass den Zeitgenossen Hören und Sehen vergeht und sie halluzinieren, er sei schon zu Ende.
In der ökonomischen Krise von 1847 und der politischen Eruption 1848 sahen utopische Kommunisten schon das Ende einer Gesellschaft gekommen, die sich in Wirklichkeit erst so recht entfaltete. Marx und Engels hielten dagegen lediglich die Vollendung der bürgerlichen Revolution für bevorstehend, der aber die sozialistische bald folgen werde. Statt dessen ging es mit dem Kapitalismus weiter.
Periodische Visionen
1873 bis 1895 kam dann allerdings die erste »Große Depression«. Die industrielle Revolution war vorbei, der bislang entfesselte Markt war von Konzernen, Kartellen und Hochzollpolitik umorganisiert worden. Eisenbahnen wurden verstaatlicht und Sozialversicherungen eingeführt. Manchen Beobachtern schien es so, als habe sich damit die Überlebtheit des Kapitalismus erwiesen, und sein letztes Stündlein habe geschlagen. In Deutschland konnte sich die Sozialdemokratie gegen das über sie verhängte Verbot behaupten, sie gewann immer mehr Stimmen. Auf der anderen Seite des Parteienspektrums stiegen die Antisemiten auf. Ihre Agitation gegen die Juden klang für Schwerhörige antikapitalistisch, man sprach vom »Sozialismus der dummen Kerls«.
Mittlerweile erholte sich der Kapitalismus mit der zweiten industriellen Revolution (Großchemie, Elektroindustrie), wurde zum Imperialismus und geriet 1929 in die nächste systemische Krise. Wieder sah das nach Weltuntergang aus. Die kommunistischen Parteien wuchsen, mehr aber noch die faschistischen, deren stärkste, die NSDAP, das rote Fahnentuch der Arbeiterbewegung übernahm, es mit schwarzem Hakenkreuz auf weißem Grund versah und sich als sozialistisch, nämlich nationalsozialistisch bezeichnete. Der Kapitalismus trat in seine zunächst kriegs-, dann, ab 1945, rüstungs- und wohlfahrtskeynesianische Phase ein.
Ab 1973 lief diese aus, aber jetzt sprach niemand von einem Ende der bürgerlichen Gesellschaft. Im Gegenteil: Die Jahrzehnte ab 1945 galten den Marktradikalen als sozialistisch, und die jetzt stattfindende neoliberale Wende konnte als Konterrevolution gegen die angeblich vorangegangene schleichende Revolution erscheinen. Immerhin gab es auch eine gegenläufige Minderheitsströmung: die Spontis, und 1983 veröffentlichte André Gorz seine Schrift »Wege ins Paradies« – radikale Senkung der Arbeitszeit aufgrund der Produktivkraftentwicklung.
Die Phase eines neuen Marktradikalismus (»Neoliberalismus«) reichte zunächst unangefochten bis 2007/2008. Seitdem aber ist »Kapitalismus« wieder zum Schimpfwort geworden. Kaum ein um Popularität bemühtes sozialwissenschaftliches Buch kommt ohne dieses aus.
Offensichtlich ist eine bisherige Variante des Kapitalismus ausgelaufen, eine neue beginnt. Bewegungen wie Blockupy und »Umfairteilen« wenden sich zumindest gegen seine gegenwärtige neu-marktradikale Form. Auch auf der äußersten Rechten gibt man sich antikapitalistisch, eine Parallele zu 1873 ff. und 1929 ff. Und wieder melden sich Theoretiker, die behaupten, nicht eine neue Phase des Kapitalismus stehe an, sondern – Postkapitalismus.
Emanzipation 4.0
Der zur Zeit am breitesten rezipierte Vertreter dieser Richtung ist der britische Fernsehjournalist Paul Mason mit seinem Buch »Postkapitalismus. Grundrisse einer kommenden Ökonomie«. Er orientiert sich an der Theorie des unter Stalin ermordeten sowjetischen Ökonomen Nikolai Kondratjew von den »langen Wellen der Konjunktur«. Die enden jeweils mit dem Erlahmen des ökonomischen Antriebs vorangegangener Innovationen und beginnen dann wieder aufgrund neuer, vor allem (aber nicht nur) technischer Umwälzungen. Auch Joseph A. Schumpeter vertrat diese Auffassung. Mason zählt mittlerweile fünf solcher Kondratjew-Zyklen. Der Verlauf des jüngsten, fünften und »neoliberalen«, aber sei steckengeblieben. Grund: Für die dritte industrielle Revolution und das Internet sei der Kapitalismus zu eng geworden, so dass »das gegenwärtige System bereits die Grundformen einer postkapitalistischen Wirtschaft enthält«. Die zentrale These lautet: »Der Kapitalismus ist ein komplexes, anpassungsfähiges System, das jedoch an die Grenzen seiner Anpassungsfähigkeit gestoßen ist.« Die »Grenzkosten« der Produktion sinken so sehr, dass es immer mehr Güter umsonst gibt: Es entsteht eine wachsende Allmende (»commons«), an der nichts mehr zu verdienen ist. Der Kapitalismus werde in Nischen zurückgedrängt. Mason stützt sich hier auf den US-amerikanischen Trendforscher Jeremy Rifkin und nennt als ein Beispiel für seine These vom Ruin des Profits die Musikindustrie, deren Produkte massenhaft legal oder illegal heruntergeladen werden.
Wenn er sich da mal nicht irrt. Werden ganze Produktionszweige »außer Wert gesetzt« (Elmar Altvater), bedeutet das zwar im einzelnen Kapitalvernichtung, aber nicht unbedingt im ganzen. Die Quellen des Profits werden dann woanders gesucht, und Masons Ansicht, sie könnten immer weniger gefunden werden, ist erst einmal nur eine Hypothese, deren historisch-konkreter Beweis noch zu liefern wäre.
Als Bismarck die Eisenbahnen verstaatlichte, sanken die privaten Grenzkosten für den Transport, gleiches geschah später durch den Bau von Straßen sowie deren öffentlich-rechtliche Unterhaltung (trotz Maut). Das schmälerte nicht etwa die Profite, sondern erhöhte sie: Die Differenz zwischen Preis und Kosten wurde größer.
Vielleicht ist noch ein anderes Beispiel aus der analogen Welt erlaubt. Gewiss haben Sie einen Kugelschreiber, wahrscheinlich sogar mehrere. Wann haben Sie zuletzt einen gekauft? Warum können Sie sich nicht mehr daran erinnern? Den einen hat man Ihnen vielleicht am Infostand der CDU geschenkt, einen anderen in der Sparkasse, der dritte lag irgendwo herum, Sie haben ihn gedankenversunken mitgenommen, und niemand hat ihn vermisst. Irgendwann aber werden die Kulis produziert und an die Spender der Werbegeschenke gewinnbringend verkauft worden sein. Wer unscharf argumentiert, mag Gebrauchsgegenstände als Allmende titulieren, die Fabriken, in denen sie hergestellt werden, aber sind es nicht.
Auf diese zugegeben etwas plumpe Überlegung kann unter Hinweis auf das Internet geantwortet werden. Es ist Masons zentrales Argument. Die notwendige Arbeitszeit sinke ständig, die Quelle der Produktivität sei in die Automaten und in die dort investierte kollektive Intelligenz verlagert. Hier beruft er sich auf das »Maschinenfragment« in den »Grundrissen« von Marx. Laut der Prognose, die dort getroffen wird, breche »der Kapitalismus zusammen, weil seine Existenz nicht mit dem gesellschaftlichen Wissen vereinbar ist«. Wo immer weniger Arbeitskraft ausgebeutet werde, schrumpfe der Mehrwert.
Mason weist darauf hin, dass Marx diesen Gedanken nicht wieder aufgenommen hat und dass es Gründe dafür gab: In seiner Gegenwart und absehbaren Zukunft beruhte Wachstum noch primär auf der Ausbeutung der Arbeitskraft. Heute sei das anders. Als Marx 1875 in seiner Kritik des Gothaer Programms sich eine Gesellschaft vorstellte, in der »alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen«, mag er an einen solchen Zustand gedacht haben, in dem die Plackerei aufgehoben und von der Dienstbarkeit der Maschinen abgelöst ist. (Marx-Engels-Werke, Band 19, S. 21) Wie aber kommt man von da nach dort? Antwort Dietmar Dath: »Die Menschen müssen ihre Maschinen befreien, damit die sich revanchieren können.«1 Hierin stimmen Marx und Mason mit ihm überein.
Gibt es ein Hindernis? Mason beschreibt es so: »Der größte innere Widerspruch des heutigen Kapitalismus ist der zwischen der Möglichkeit eines unerschöpflichen Angebots an kostenlosen Gütern und einem System von Monopolen, Banken und Staaten, die alles tun, damit diese Güter knapp, kommerziell nutzbar und im Privatbesitz bleiben.« Es handele sich um eine »Auseinandersetzung zwischen dem Netzwerk und der Hierarchie«. Wer kann sie auf der Seite des Fortschritts führen? Laut Mason sind das »wir«. Über diese im Buch immer wieder in der ersten Person Plural penetrant proklamierte Kraft heißt es: »Dieses Subjekt ist nicht einfach die Arbeiterklasse in neuem Gewand. Es ist die vernetzte Menschheit.« Mason ist ihrer u. a. schon im Gezi-Park ansichtig geworden. Er ersetzt die Arbeiterklasse von Marx und Engels durch die »Multitude« von Toni Negri und Michael Hardt, deren Existenz und Wirkmächtigkeit allerdings bislang auch noch nicht so recht einleuchtet. Für Mason sind heute »alle Menschen auf der Erde potentielle Agenten der Veränderung«.
»Wo aber Gefahr ist …«
»Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch«, sang Hölderlin. Wir kennen die Denkfigur aus dem Marxismus: Sozialismus oder Barbarei. Sie findet sich sogar noch im Godesberger Programm der SPD: »Das ist der Widerspruch unserer Zeit, dass der Mensch die Urkraft des Atoms entfesselte und sich jetzt vor den Folgen fürchtet; dass der Mensch die Produktivkräfte aufs höchste entwickelte, ungeheure Reichtümer ansammelte, ohne allen einen gerechten Anteil an dieser gemeinsamen Leistung zu verschaffen«.
Bei Mason sind die Gefahren, die gebannt werden müssen: »Erschöpfung der Energiequellen, Klimawandel, alternde Bevölkerung und Migration«. Er nennt sie »externe Schocks«. Diese Auswahl der Probleme zeigt, dass die Parallele zu Marx und selbst zum Godesberger Programm nur eine scheinbare ist. Dort verkehren das Privateigentum an den Produktionsmitteln (Marx) oder das Fehlen sozialdemokratischen Komanagements den Segen der Produktivkraftentwicklung zum Fluch. Bei Mason ist eine Verbindung zwischen der Oligopolisierung des Internets und den von ihm aufgezählten Geißeln der Menschheit ebenso wenig erkennbar wie etwa ein Beitrag befreiter Digitalisierung zur Behebung demographischer und ökologischer Kalamitäten. Wo das »Manifest der Kommunistischen Partei« 1848 und das Godesberger Programm 1959 – sei es zu Recht, sei es zu Unrecht – eine Kausalität konstruieren, nagelt Mason Disparates postmodern zusammen: »externe Schocks« werfen Ressourcenerschöpfung, Klimawandel, demographische Katastrophen und Migration ins Netz in der Hoffnung, dass sie dort endgültig aufgefangen werden. Angesichts solch hastiger Argumentation sehnt man sich denn doch zur so oft verkannten Dialektik zurück.
Bedenkenswertes
Das sind Einwände. Aber es gibt auch Bedenkenswertes, etwa die Überlegungen Masons zur Bedeutung von Modellierung und Simulation.
Die Revolutionsauffassungen des 19. Jahrhunderts entwickelten sich parallel zu den Wagnissen des Experiments in den Naturwissenschaften. Das war die Zeit, als Chemiker oft nur mit einem Ohr oder Auge und mit zerfetzter Gesichtshaut herumliefen, weil ihnen bei ihren Versuchen auch schon mal das Labor explodierte. Die historisch-politische Parallele liefern die Revolutionen von 1789, 1830, 1848, 1871 und 1917. Da wäre es doch besser gewesen, wenn man, statt mit gefährlichen Substanzen zu experimentieren, die ganze Sache erst einmal am Computer modelliert und simuliert hätte, um zu sehen, was geht und was nicht. Allerdings bleibt die Frage, welche bekannten Variablen in die Rechnung einzustellen und wie etwaige unbekannte zu berücksichtigen sind.
Wie viele seiner Vorgänger vergleicht Mason das, was bevorstehen könnte, mit dem einstigen Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus. Das hat Jahrhunderte gedauert. Darüber ließe sich ruhig reden, nennte er dann nicht doch noch eine Jahreszahl: 2075.
Seriöseres
Mason spricht »von den schwärmerischen Vorstellungen des französischen Ökonomen Thomas Piketty«. Das ist, angesichts seiner eigenen Euphorie, mutig. Der Verweis kann aber daran erinnern, dass es durchaus auch nüchterne Zeitdiagnosen gibt, in denen – übrigens anders als bei Piketty selbst – über die Endlichkeit des Kapitalismus nachgedacht wird.
Der Ökonom Karl Georg Zinn zum Beispiel sieht in der Wachstumsschwäche der OECD-Volkswirtschaften ein Symptom mit Perspektive. Überakkumulation ereignet sich in doppelter Weise: Erstens – soweit Gewinne investiert werden, finden die dadurch geschaffenen Kapazitäten keinen Absatz für ihre Produkte. Das ist – zweitens – Anlass für Deinvestition und die Auslagerung von Kapital in »Überersparnis«. Aber auch dieses Geld muss irgendwann produktiv investiert werden, um sich zu vermehren. Wieder stellt sich die Frage nach dem Absatz mit vielleicht negativer Antwort. Dann ergibt sich »Kapitalismus ohne Akkumulation«, der politisch entweder in eine »sozialstaatliche« oder eine »oligarchische« Version umgesetzt werden kann. Nur die letztere bezeichnet der Verfasser als kapitalistisch, die erstere sei eine – von ihm präferierte – »Marktwirtschaft ohne Kapitalismus«. Vielleicht bringe »Kuba eine solche Formation zustande, und die VR China dürfte das Endstadium ihres von einer kommunistischen Partei instrumentalisierten Kapitalismus auch noch nicht erreicht haben«. Das sind nun aber zwei Beispiele außerhalb der OECD, und das zweite gehört noch nicht zum Typus des westlichen »Kapitalismus ohne Akkumulation«.
In der New Left Review stellte 2014 der Soziologe Wolfgang Streeck die Frage: »How will Capitalism end?« Er sieht Anzeichen dafür, dass schon in absehbarer Zukunft Schluss sein werde: Der Kapitalismus könne erlöschen, ohne dass sich jetzt schon sagen lasse, was auf ihn folge. Eine solche Prognose wäre geeignet, dem von ihm – im Unterschied zu Mason – nicht propagierten Begriff »Postkapitalismus« den Inhalt zu geben, der ihm allein angemessen wäre: keinen. Also: ein Ende ohne etwas darauf folgendes Neues.
Streecks Indizien für das Dahindämmern des Kapitalismus sind: Abflachung der Wachstumsraten, Verschuldung, zunehmende Ungleichheit, Demokratieverlust, Raubbau an der Natur, Umverteilung von unten nach oben, Korruption, »Global anarchy«. Und an so etwas stirbt man? Umgekehrt könnte vermutet werden, dass zumindest die hier aufgelisteten Hässlichkeiten doch auch gute Bedingungen für das Gedeihen des Kapitalismus sind, wenn er es halt nicht zu toll treibt. Aber das tut er Streeck zufolge: Seine Einbettung in nichtkapitalistische Bedingungen, die ihn bremsen und schützen, funktioniere nicht mehr. Von der Informationstechnologie zeigt sich unser Autor weniger beeindruckt als Mason: Sie habe geringere Produktivität ausgelöst als früher die Schaffung neuer Transportwege und die Installation von Leitungen zur Versorgung mit fließend Wasser.
Was ist Kapitalismus?
Streeck stellt dem Kapitalismus eine ungünstige Prognose, weil er in ihm vor allem ein System sieht, das sich selbst ruiniere. Er definiert ihn als eine Gesellschaft, die ihre kollektive Reproduktion als unbeabsichtigte Nebenwirkung individueller, rationaler, wettbewerbsvermittelter Profitmaximierung durch Kapitalakkumulation sichert, wobei Privateigentümer an Produktionsmitteln Lohnarbeit einsetzen. (im englischen Original liest sich das auch nicht eleganter) Gerechtfertigt wurde der Kapitalismus in der Vergangenheit dadurch, dass die egoistische Verfolgung von Einzelinteressen zugleich zur Wohlfahrt aller beitrage. Dieses Versprechen könne nicht mehr gehalten werden.
Hier wäre zu überlegen, ob derlei tatsächlich das Ende des Kapitalismus bedeuten muss oder statt dessen eben die Heraufkunft einer besonders üblen Variante dieses Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Selbst dessen ökologischen Grenzen könnten Anlass dafür sein, dass es sich nicht etwa selbst zerstört, sondern die sparsamere Nutzung von Ressourcen und die geringere Belastung von Erde, Wasser und Luft hierarchisch organisiert.
Ein anderer Zyklus
Eingangs referierten wir Visionen vom Ende des Kapitalismus analog zu systemischen ökonomischen Krisen. Es gab aber auch noch einen anderen Rhythmus solcher Hoffnungen und Befürchtungen. Er ist durch die Jahreszahlen 1914–1918 und 1939–1945 markiert: Humanitäre Katastrophen diskreditierten den Kapitalismus und machten für große Menschenmassen den Sozialismus plausibel. Sie waren keine »externen Effekte«, sondern Ergebnisse einer sich ständig steigernden Überakkumulation, die sich in zwei Weltkriegen entlud. Thomas Piketty hat 2013 gezeigt, dass, was die Reichtumsverteilung angeht, eine Parallele zur Situation von 1913 besteht. Das »Zeitalter der Katastrophen« (Hobsbawm) 1914–1945 brachte eine Prügelpädagogik, die immerhin für knapp zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Wirkung tat, bevor sie vergessen wurde. Sehen wir uns Streecks Katalog aktueller Probleme an, so finden sich darunter immerhin drei Wiedergänger: Ungleichheit, Demokratiemangel, Ruin des internationalen Systems. Zusammen mit den anderen von ihm genannten Defekten erklären sie das gegenwärtige nachgerade modische Unbehagen am Kapitalismus. Das »Augusterlebnis« 1914 wurde zumindest in Teilen der Intelligenz daraus gespeist. (Zählen Sie einmal nach, wie viele spätere Revolutionäre damals Kriegsfreiwillige waren)
Postkapitalismus? Vielleicht eher ein noch schlimmerer Kapitalismus.
Anmerkung
Dath, Dietmar: Maschinenwinter. Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008, S. 131
Literatur
– Mason, Paul: Postkapitalismus. Grundrisse einer kommenden Ökonomie. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
– Streeck, Wolfgang: How will Capitalism End? In: New Left Review 87. May/June 2014, S. 35–64
– Zinn, Karl Georg: Vom Kapitalismus ohne Wachstum zur Marktwirtschaft ohne Kapitalismus. VSA-Verlag, Hamburg 2015