Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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No G20

No G20

Hamburg empfing am 7. und 8. Juli 2017 Staatschefs und Vertreter der EU zum G-20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Sie erwartete eine große und kreative Protestbewegung.

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    Schlafen gegen Schlafentzug

    John Lütten
    Frieden den Zelten – Krieg den Palästen

    Mit einem »Sleep-In« haben Aktivisten des G-20-Camps im Altonaer Volkspark am Dienstag gegen das Verbot von Übernachtungen protestiert. Bei einer eigens auf dem Gelände angemeldeten Kundgebung, an der sich u.a. der Fernsehkoch Ole Plogstedt beteiligte, wurden seit 16 Uhr etwa zwei Dutzend Zelte aufgeschlagen, in die sich Aktivisten demonstrativ schlafen legten.

    Kaum war das geschehen, rückte schon die Polizei an: Die Versammlungsbehörde hatte nur zwei Zelte für die Aktion genehmigt. Dagegen hatten die Protestcamper aber einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht, das der Behörde aufgegeben hatte, ihre Auflagen für die bis Sonntag abend angemeldete Aktion zu prüfen. Gegen 18.30 Uhr gab es dann Neuigkeiten: Zehn Zelte dürfen es nun sein. Auch dagegen setzen sich die Aktivisten jedoch mittels Eilantrag zur Wehr – sie wollen mehr Zelte aufbauen dürfen. Nun liegt der Ball wieder beim Verwaltungsgericht.

    Die etwa 25 Zelte bleiben so lange stehen. Mehr werden dürfen es derzeit allerdings nicht, und tatsächlich schlafen darf darin auch niemand – darüber wachen die Uniformierte, die hier fast rund um die Uhr Präsenz zeigen.

    Das bekommen die Camp-Besucher deutlich zu spüren: »Die Polizei hat meine Unterwäsche geklaut!«, gab Camp-Besucherin Mina gegenüber junge Welt in einer Mischung aus Empörung und Belustigung zu Protokoll. Sie sei gerade aus erst angekommen, und direkt beim Betreten des Geländes habe die Polizei ihren Koffer beschlagnahmt. Begründung: Nur wer zum Übernachten komme, brauche auch Wechselklamotten. Wann und wo Mina ihre Sachen wieder abholen kann, weiß sie nicht. Andere Camp-Besucher berichteten von nächtlichen Patrouillen, auch den Transport von Essen soll die Polizei schon behindert haben.

    Der Pressesprecher des Camps, Georg Ismael, zeigte sich trotzdem recht zufrieden: Der »Sleep-In« und die Entscheidung des Verwaltungsgerichts seien ein kleiner Schritt nach vorn, befand er im Gespräch mit jW. Dennoch: »Wir müssen hier mühsam Rechte und Dinge einfordern, die uns sowieso zustehen!« Die Stimmung im Camp sei aber gut: Zwischen 200 und 300 Aktivisten seien mittlerweile zugegen, Tendenz steigend, und die Infrastruktur stehe zu großen Teilen. »Und vor allem ist wichtig, dass man neben den ganzen Reibereien um die Camps nicht das politische Anliegen aus den Augen verliert«, machte Ismael klar. »Wir sind schließlich hier, um Widerstand gegen die Politik der Herrschenden zu organisieren.«

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    Polizeiaufmarsch im Schanzenviertel

    Gewalt nach außen und innen sind zwei Seiten derselben Medaille. Ein Manöver in der Großstadt Hamburg zur Bekämpfung von Unruhen und Aufständen.

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    Für Bildung ohne Bundeswehr

    Auch die Bundeswehr rückt zum G-20-Gipfel in Hamburg an: Im Rahmen von »Amtshilfen« sollen die Streitkräfte mit Drohnen sowie einem Schiff die rund 20.000 Beamten von Polizei, Bundespolizei und des Bundeskriminalamt (BKA) unterstützen. Ein weiterer Schritt zur Normalisierung von Bundeswehr-Einsätzen im Inneren sei das, kritisiert das Hamburger Bündnis »Bildung ohne Bundeswehr« (BoB). Unter dem Motto »Vom Hafengeburtstag bis G 20 – Die Bundeswehr im Einsatz an der Heimatfront« informierte es am Montag abend im vollbesetzten »Internationalen Zentrum B5« in der Hansestadt über militärische Charmeoffensiven und Präsenz bei Gipfelprotesten.

  • · Berichte

    Der Staat zeigt die Instrumente

    Im Vorfeld des G-20-Spitzentreffens rollt weiter eine Welle der Repression
    Kristian Stemmler
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    Willkommen in Hamburg!

    Mit einer »Politik der Abschreckung« werde versucht, Menschen von der Teilnahme an den Protesten gegen den Gipfel abzuhalten, erklärte Sebastian Krause, ein Vertreter des die Aktivisten rechtlich unterstützenden Ermittlungsauschusses G20 (G20: EA), am Dienstag gegenüber jW. Von sogenannten Gefährderansprachen, der »öffentlichen Diffamierung von Einzelpersonen«, der Zerstörung von Camp-Infrastruktur bis hin zu Razzien und Präventivhaft reiche das Instrumentarium. »Gefährderansprachen« durch die Polizei habe es in den letzten Tagen mindestens in Hamburg, Rostock, Dresden, Leipzig, Burg bei Magdeburg und Saarbrücken gegeben.

    »Das ist ein planvolles Vorgehen, was vor dem Gipfel passiert«, betonte Krause. Durch Presseberichte sei bekanntgeworden, dass diese Abschreckungspolitik vom »Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum« in Köln beschlossen wurde. Die Sicherheitsbehörden wüssten genau, was sie tun und würden offene Rechtsbrüche einkalkulieren, wie sie beim Räumen von Zelten auf der Halbinsel Entenwerderin Hamburg am Wochenende vorgelegen hätten. »Die beschlossene Linie wird durchgezogen, die öffentliche Meinung ist denen erst mal egal«, so Krause.

    In Burg bei Magdeburg habe die Polizei Aktivisten mit Haft gedroht, falls sie in Hamburg auffällig würden. In Rostock sei eine Person nach einer Razzia am Freitag abend sogar »zur Gefahrenabwehr« in Unterbindungsgewahrsam genommen worden. Die Razzia habe auf Betreiben des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA) stattgefunden. Laut Aussage der Polizei werde geprüft, ob ein Verfahren nach Paragraph 129 a des Strafgesetzbuches (»Bildung einer kriminellen Vereinigung«) eröffnet werde, kritisierte der Vertreter des Ermittlungsausschusses.

    Wie eine Gefährderansprache abläuft, schilderte ein Betroffener jW am Montag. In der Öffentlichkeit sei er von einer ihm unbekannten Frau angesprochen habe, die ihm bedeutet habe, man kenne seine Gesinnung und habe ihn im Auge. Seine Rückfrage, ob das eine Gefährderansprache sei, habe die Frau bejaht, und auf die Frage, wer sie sei, nur geantwortet: Sie sei vom BKA (Bundeskriminalamt).

    Hamburgs Geheimdienst setzt derweil auf die Diffamierung von Gipfelgegnern mit einer Art Internetpranger (jW berichtete). Auf der Homepage der Stadt, www. hamburg.de, werden drei Gruppierungen, die man sich herausgepickt hat, und deren Repräsentanten mit ausgewählten Zitaten aus Medien als »gewaltorientiert« diskreditiert: die autonome Szene um das alternative Kulturzentrum »Rote Flora«, der »Rote Aufbau« Hamburg und die Interventionistische Linke (IL). Genannt werden Vertreter dieser Gruppen, die oft in der Öffentlichkeit auftreten: Flora-Sprecher Andreas Blechschmidt, Halil S. vom Roten Aufbau und IL-Vertreterin Emily Laquer. »Hier werden Leute im Stil von Bild als vermeintliche Rädelsführer denunziert, tatsächlich soll aber die soziale Bewegung gegen den Gipfel als Ganzes diskrediert werden«, sagte Sebastian Krause dazu.

    Der zum Gipfel organisierte anwaltliche Notdienst hat am Montag kritisiert, dass zwei Anwälten, Ralph Monneck (Berlin) und Dirk Audörsch (Oldeswort), am Montag abend der Zugang zur Außenstelle des Amtsgerichts Hamburg im Bezirk Harburg zunächst verweigert wurde. Diese ist nur für den Gipfel im Stadtteil Neuland in Containern eingerichtet worden. Sie hält auch Räume vor, in denen Anwälte sich mit Mandanten besprechen sollen, die in der benachbarten Gefangenensammelstelle (Gesa) eingeknastet wurden.

    Erst nach Diskussionen und einer Stunde Wartezeit seien die Anwälte eingelassen worden, hieß es vom anwaltlichen Notdienst. Die nächste Schikane sei gewesen, dass sie sich nicht unbeschränkt in den Arbeitsräumen aufhalten durften. Dies sei aber von Justizsenator Till Steffen (Grüne) zugesichert worden.

    Hamburgs Polizei heizt indes weiter die Stimmung an. Bei Facebook postete sie am Dienstag vormittag eine Aufstellung von Gegenständen, die sie angeblich bei Razzien in Hamburg und Rostock in den vergangenen Tagen sichergestellt hat, wie Böller, Zwillen, mit Bitumen gefüllte Feuerlöscher. Dazu stellte sie ein Video, in dem die Handhabung der Gegenstände demonstriert wird, um ihre Gefährlichkeit zu demonstrieren.

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    Gegenöffentlichkeit im Stadion

    Toller Ort für eine Pressekonferenz: Das Stadion des FC St. Pauli am Millerntor

    Mit einer Pressekonferenz ist am Dienstag im Stadion des FC St. Pauli das alternative Medienzentrum FC/MC eröffnet worden. Wie Paul Ratzel und Maren Grimm vom Organisationsteam erklärten, soll das Zentrum der offiziellen Medienmacht ein Gegengewicht entgegenstellen. So gebe es einen 24 Stunden am Tag verfügbaren Videostream, der teils live und teils per Aufzeichnungen Informationen bereitstellen werde.

    Das FC/MC stelle Arbeitsmöglichkeiten vor allem für Journalistinnen und Journalisten bereit, die keine offizielle Akkreditierung für den G-20-Gipfel erhalten konnten. Bereit stünden zum Beispiel zwei Fernsehstudios. (jW)

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    Frontbesuch

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    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stattete am Dienstag nachmittag zusammen mit Hamburgs Innensenator Andy Grote den bis an die Zähne bewaffneten Truppen der Bundespolizei, die derzeit in der Hansestadt stationiert sind, einen Besuch ab. Hamburgs Innensenator Andy Grote verteidigte aus diesem Anlass das brutale Vorgehen gegen die Errichtung von Protestcamps. Die Behörden hätten klare Erkenntnisse, dass Übernachtungs-Camps für gewaltbereite Gipfelgegner eine zentrale Rolle spielten, sagte der SPD-Politiker. Eine Störung des Gipfels der Staatsoberhäupter werde nicht stattfinden, betonte de Maizière. Die Polizei geht von rund 8000 gewaltbereiten Demonstranten aus, die teilweise aus dem Ausland kommen. »Es kann sein, dass nicht alle hier ankommen«, so de Maizière.

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    »Beteiligt euch an den Demonstrationen!«

    Der Hamburger Schauspieler Rolf Becker kritisiert die »Militarisierung der Stadt« und die passive Rolle der Gewerkschaftsführungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen G20. Die Kolleginnen und Kollegen ruft er dazu auf, sich an den Demonstrationen zu beteiligen, »gegen einen Gipfel, der die Mehrzahl der Völker ausschließt«. Becker betont: »Wir suchen nicht die Auseinandersetzung mit den einzelnen Polizisten, sondern mit denen, die diese unsinnigen Einsätze durchsetzen.«

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    Kirchenasyl für den Protest

    André Scheer
    G-20-Protest im Schatten der Kirche
    Wer kein Camp außerhalb der "blauen Zone" toleriert, bekommt den Protest drinnen

    Die Campverbote werden für die Hamburger Polizei und die politisch Verantwortlichen zum Bumerang. Am Dienstag entstanden an immer mehr Orten kleine Zeltlager, um den Protest gegen den G-20-Gipfel zu organisieren. Eines dieser spontanen Camps steht auf der Wiese vor der St. Johanniskirche im Stadtteil Altona, unweit der S-Bahnstation Holstenstraße. Mehrere Dutzend Menschen bauten hier am Nachmittag Zelte auf, geduldet vom Pastor und der Kirchenleitung.

    Hansel Sauerteig, der sonst im Widerstand gegen die Castortransporte im Wendland aktiv ist und eigens für die Aktionen gegen den G-20-Gipfel nach Hamburg kam, zeigte sich im Gespräch mit junge Welt optimistisch. Immerhin habe die Polizei das Zeltlager auf der Wiese direkt an der vielbefahrenen Max-Brauer-Allee bereits vier Stunden lang toleriert. Dazu kann auch beigetragen haben, dass die Besitzverhältnisse für die Wiese nicht vollständig geklärt sind - handelt es sich noch um Kirchengrund oder ist die Grünfläche öffentlich?

    Tatsächlich ist in der unmittelbaren Umgebung um das neue Camp keine Polizeipräsenz wahrzunehmen - überraschend, denn das kann man inzwischen von wenigen Orten in Hamburg sagen. Ein Vorteil für die Camper ist jedoch auch, dass sie von ihren neuen Nachbarn freudig begrüßt wurden. »Einige haben uns angeboten, bei ihnen die Toilette zu benutzen. Andere sagten, wir könnten die Zelte auch in ihren Vorgärten oder Hinterhöfen aufstellen«, zeigte sich Sauerteig erfreut. Damit sei klar, dass es den Hamburger Behörden nicht gelingen werde, dem Protest gegen die G20 die Infrastruktur zu entziehen.

    Auch im Stadtteil Moorfleet sei den Protestierenden auf Privatgelände eine freie Fläche angeboten worden, auf der bis zu 150 Zelte errichtet werden könnten. Und es gibt viele weitere Angebote, gegen die Polizei und Senat keine Handhabe hätten.

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    Ein Appell des Schauspielers Rolf Becker

    Der Hamburger Schauspieler Rolf Becker kritisiert die »Militarisierung der Stadt« und die passive Rolle der Gewerkschaftsführungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen G20. Die Kolleginnen und Kollegen ruft er dazu auf, sich an den Demonstrationen zu beteiligen, »gegen einen Gipfel, der die Mehrzahl der Völker ausschließt«.

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    Eindrücke aus der besetzten Stadt

    André Scheer
    Aufruf zur Nachttanzdemo am Mittwoch um 18 Uhr an den Landungsbrücken
    Protest gegen die Repression in den Bäumen des Karolinenviertels
    junge Welt berichtet – und plakatiert
    An der Roten Flora
    Ständig kurven Polizeikonvois durch die Straßen
    Aufrufe zu Blockadeaktionen gegen den G-20-Gipfel: Die »Rote Zone« farbig machen
    Provokativ: Einsatzfahrzeug der USK aus Bayreuth am Eingang zum Karolinenviertel
    Solischnaps gegen G20 in einer Kneipe im Karolinenviertel
    Klare Ansage

    Die Staatsgäste sind noch gar nicht angereist, doch Hamburg befindet sich bereits im Belagerungszustand. Vor allem in den Stadtteilen rund um die Messehallen, die als Austragungsort für das Treffen der Regierungschefs auserkoren wurden und mitten im Zentrum Hamburgs liegen, ist die Polizeipräsenz unübersehbar. Selbst der Gang zum Internationalen Pressezentrum gestaltet sich für Journalisten schwierig, vor der Akkreditierung stehen Taschenkontrollen wie am Flughafen. Das Mitnehmen von Glasflaschen, Scheren und anderen gefährlichen Gegenständen ist untersagt.

    Wirkliche Einschränkungen müssen allerdings die Einwohnerinnen und Einwohner der Hansestadt hinnehmen. Schon weit entfernt vom Veranstaltungsort werden Fahrgäste in den Bussen des HVV per Ansage darauf hingewiesen, dass es auf ihrer Linie ab Donnerstag zu Einschränkungen und Sperrungen kommen wird und man sich doch bitte auf der Homepage des Verkehrsverbundes informieren möge. Dort heißt es: »Deshalb gilt für die Fahrgäste, die regulär den Bus nutzen, die Empfehlung, auf U- und S-Bahnen umzusteigen.« Was für Menschen, die den Bus brauchen, um zur U- oder S-Bahn zu kommen, ein schwacher Trost ist. Hinzu kommen seit Wochen Einsatzübungen der Polizei mit Hubschrauberlandungen mitten auf der Straße – Vollsperrungen inklusive.

    Provokativ ist das Auftreten der Polizei in den als »alternativ« bekannten Gegenden, insbesondere im Schanzen- und im Karolinenviertel. Am U-Bahnhof Feldstraße kontrolliert ein Fahrzeug der USK-Einheiten aus Bamberg mit bayerischer Fahne im Fenster, ob die Hamburger auch brav sind. Ständig fahren Konvois mit Polizeifahrzeugen durch die Straßen, im Schanzenpark patrouillieren berittene Beamte. Auf einem Betriebsparkplatz direkt am Bahnhof Sternschanze warten unzählige Fahrzeuge der Sicherheitskräfte auf ihren Einsatz. In den zentral gelegenen Bahnhöfen stehen Polizeiposten an den Gleisen und mustern genau, ob ihnen irgend etwas verdächtig vorkommt.

    Doch der Protest regt sich trotzdem. Im Schanzenviertel sind alle Hauswände mit Plakaten gegen den G-20-Gipfel beklebt, in den Schaufenstern der Geschäfte hängen Losungen. Das selbe Bild zeigt sich im Karolinenviertel. Dort hängen Transparente gegen die Repression in den Bäumen, Ladeninhaber positionieren sich gegen den Gipfel. Und in den Kneipen gibt es »Mexikaner gegen Trump«, einen scharfen Tomatenschnaps zum G-20-Solidaritätspreis von 1,50 Euro.

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    Hin und Her in Altona

    Georg Hoppe
    Unter den wachsamen Augen der Polizei: Das Camp im Volkspark Altona
    Hier wäre viel Platz für Gipfelgegner

    Durch die Ereignisse der vergangenen Nacht im »Antikapitalistischen Camp« im Elbpark Entenwerder drohte das bereits seit einigen Tagen existierende G20-Camp im Volkspark Altona ein wenig in Vergessenheit zu geraten. Zu Unrecht.

    Als wir am Montag in dem Altonaer Camp eintreffen, ziehen Aktivisten gerade ein buntes Versammlungszelt hoch. Die Zeltspitze richtet sich immer mehr gen Himmel, der zur Abwechslung einmal blau ist. Mächtige Heringe werden in die Wiese gehämmert. Die Campflächen sind bereits mit Absperrband abgesteckt, erste »Barrios« für politische Organisationen stehen. Aufbaustimmung.

    Das Altonaer Camp ist bis jetzt von Polizeiangriffen wie in Entenwerder verschont geblieben. Das liegt auch daran, dass die Aktivistinnen und Aktivisten im Volkspark die ihnen erteilten Auflagen erfüllen, wenn auch widerwillig. Das heißt u.a.: Es gibt keine Schlafzelte und keine Küche. Sogar die Gesamtanzahl der erlaubten Zelte sei von den Behörden festgelegt worden, berichtet ein Teilnehmer, der aus Frankfurt am Main angereist ist und für den Infodienst zuständig ist. Es dürften zwei Zirkus- und 20 Versammlungszelte errichtet werden. Das Mitbringen von Schlafzelten werde zwar toleriert, doch aufgebaut werden dürften diese nicht. Schlafen dürfen die Camper also offiziell nur unter freiem Himmel, was bei dem derzeitigen Hamburger Schmuddelwetter kein Vergnügen ist. Bringen Unterstützer Lebensmittel durch, würden sie nur als »Einzelspenden« von der Polizei durchgelassen.

    Die Bedingungen, die den Campteilnehmern auferlegt werden, änderten sich im Laufe des Tages mehrmals, berichtet ein Betreiber der mobilen »Volx- und Aktionsküche« Fläming Kitchen im Gespräch mit junge Welt. Die mobile Küche steht einsatzbereit auf dem Parkplatz vor der Wiese, darf aber nicht auf das Gelände fahren. Die Zubereitung von Essen auf dem Parkplatz sei zwar meistens erlaubt, die Ausgabe des Essens jedoch nicht, sagte der Betreiber. Es könnte zu »Schlangenbildung« an der Ausgabestelle kommen, begründeten die Beamten die Auflage. Und auch sonst leidet Fläming Kitchen unter dem Hin und Her: »Um 13 Uhr war es erlaubt, Suppe zu kochen«, erzählt er. Wenige Stunden später untersagten die Polizisten die Nahrungszubereitung wieder.

    Die Ankunft größerer Gruppen von Campern wird für die nächsten Tage erwartet, auch mit dem für Donnerstag erwarteten Eintreffen des G-20-Sonderzugs aus der Schweiz und Süddeutschland.

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    VIDEO: Polizeischikanen Solidarität entgegensetzen

    Nach wochenlangem Tauziehen um die Genehmigung der Protestcamps spitzt sich die Lage am Wochenende zu. Die Polizei behindert den Aufbau des Camps in Altona, vor allem aber des Antikapitalistischen Camps in Entenwerder. Die Beamten reißen Schlafzelte ab und setzen Pfefferspray gegen Demonstranten ein. Gipfel-Gegner berichten von weiteren Schikanen, rufen zum Widerstand auf und bitten die Hamburger Bevölkerung um Unterstützung.

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    Trotz Polizei: Das Camp steht

    Georg Hoppe
    Mit Transparenten wird dafür gesorgt, dass die Vollversammlung der Campbewohner ungestört tagen kann

    Nach den nächtlichen Polizeiübergriffen hat sich die Situation im »Antikapitalistischen Camp« in der Nacht und heute vormittag entspannt. Ein Aktivist zeigt sich im Gespräch mit junge Welt »bedrückt, dass die harte Linie der Polizei fortgeführt und weiter eskaliert« wurde. Es stimme ihn bedenklich, obwohl es ihn nicht überrasche. Nach seinen Prognosen gefragt, sagte er: »Ich schließe nichts mehr aus.«

    In der Nacht seien Menschen durch die Polizei »auf sehr schmerzhafte Weise aus Schlafzelten herausgezogen« worden. Ihnen seien die Handgelenke verdreht und die Nacken überstreckt worden. Die Leute seien an den Wegrand gesetzt und ihre Personalien aufgenommen worden. Die Zelte waren danach verschwunden.

    Dennoch: Am Montag mittag standen Gemeinschaftszelte auf dem Platz, Transparente sind gespannt. Verschiedene Küfas (»Küchen für alle«) versorgen das Camp mit Essen, auf der Wiese gibt es Äpfel, Kaffee, Brot. Das Team der jungen Welt brachte Rundstücke (Brötchen) und natürlich die aktuelle Ausgabe der Zeitung vorbei. Aktuell bauen rund 100 Aktivistinnen und Aktivisten weiter ihr Camp auf. Der Kontakt zum anderen Camp im Volkspark Altona stehe, man helfe sich gegenseitig.

    Solange die rechtliche Situation weiterhin unklar sei, bleibe man dabei: »Wir sind ein 24-Stunden-Camp. Leute sind eingeladen, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu kommen.« Das allerdings wird ihnen durch die Polizei erschwert, die in der Umgebung PKW-Kontrollen durchführt. Wer im Kofferraum ein Schlafzelt mit sich führt, muss es ausladen, berichteten Augenzeugen im Gespräch mit jW.

    Am Morgen hatte die Hamburger Polizei triumphierend über Twitter gemeldet, dass das Verwaltungsgericht ihr Vorgehen gebilligt und eine Beschwerde der Camporganisatoren abgewiesen habe. Deren Anwälte wollen nun vor das Oberwaltungsgericht und zur Not auch wieder vor das Bundesverfassungsgericht gehen.

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    Unruhe vor dem Gipfelsturm

    Nach wochenlangem Tauziehen um die Genehmigung der Protestcamps spitzt sich die Lage am Wochenende zu. Die Polizei behindert den Aufbau des G20-Camps Altona, vor allem aber des Antikapitalistischen Camps in Entenwerder: Am Sonntagabend reißt die Polizei die Schlafzelte ab und setzt Pfefferspray gegen Demonstranten ein. Die Gipfel-Gegner berichten von weiteren Schikanen, rufen zum Widerstand auf und bitten die Hamburger Bevölkerung um Unterstützung.

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    Schnauze voll: G-20-Gegner drohen mit Platzbesetzungen

    Am späten Sonntag abend im Elbpark Entenwerder: Polizisten transportieren beschlagnahmte Zelte ab

    Nach den anhaltenden Schikanen und Übergriffen der Hamburger Polizei gegen die Protestcamps der G-20-Gegner haben »wütende Gruppen des Widerstands« am Montag den Behörden ein Ultimatum gestellt. Auf der Homepage des Bündnisses »Welcome to Hell« heißt es: »Sollte bis Dienstag, 04.07., um 10:00 Uhr das Camp mit Schlafplätzen nicht möglich sein, weil die Polizei weiterhin an ihrer Angriffs- und Eskalationsstrategie festhält oder die Politik der Stadt Hamburg es zu verhindern versucht, werden massenhaft und spektrenübergreifend Parks, Plätze, Flächen und Knotenpunkte der Stadt besetzt.«

    Hamburg habe viele Grünflächen und Tausende Menschen bräuchten Schlafplätze, so die Aufrufer, die sich unter dem Namen »Welcome to Hamburg« zusammengeschlossen haben. » Die Polizei hat deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt ist, sich an gerichtliche Vorgaben zu halten. Dies bedeutet umso mehr, dass wir nicht mehr allein auf eine gerichtliche Entscheidung setzen. Stattdessen werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln agieren, um kollektive Orte politischer Gegenmobilisierung durchzusetzen.«

    Am Ende der Pressemitteilung listen die G-20-Gegner 17 Parks in der Hansestadt auf, darunter die Moorweide am Dammtorbahnhof, den Flora-Park im Schanzenviertel und den Hamburger Stadtpark. (jW)

    Vollständige Pressemitteilung des Bündnisses: Hier klicken

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    Pfefferspray gegen friedliche Camper

    André Scheer
    Rechtswidriger Polizeieinsatz im Elbpark

    Die Hamburger Polizei hat mit mehreren Hundertschaften das Antikapitalistische Camp im Elbpark Entenwerder angegriffen. Grund für den Einsatz war nach Angaben der Einsatzleitung die »Ordnungswidrigkeit«, dass auf dem Campgelände Schlafzelte aufgebaut worden seien.

    Obwohl von den Demonstranten während des gesamten Polizeieinsatzes keine Gewalt ausging, setzte die Polizei Pfefferspray ein. Mehrere Menschen wurden verletzt und mussten von Sanitätern behandelt werden. Eine Person wurde so sehr zusammengeschlagen, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste. Offenbar kam es auch zu Festnahmen.

    Die Demonstrationsleitung bezeichnete den Polizeieinsatz als »vollkommen rechtswidrig« und als Verletzung der grundgesetzlich garantierten Versammlungsfreiheit. Politisch verantwortlich seien Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Andy Grote, beide SPD.

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    Yes We Camp!

    André Scheer
    Na endlich! Zeltaufbau im Elbpark
    Camp unter Polizeibewachung
    Polizei provoziert am Zugang zum Camp
    Auf, auf zum Camp

    Nach einer stundenlangen Geduldsprobe hat die Hamburger Polizei am Sonntag abend die Absperrung des Elbparks Entenwerder aufgehoben und den Gegnern des G-20-Gipfels ermöglicht, auf einer Wiese das Antikapitalistische Camp zu errichten. Innerhalb weniger Minuten standen die ersten Zelte, es wurden Tische und Sitzbänke herangeschleppt.

    Die Versammlungsleitung teilte mit, dass die Grundlage dieser Dauerkundgebung die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg vom Sonnabend sei. Dieses habe ausdrücklich erlaubt, dass die Teilnehmer des Camps auf dem Gelände übernachten dürfen. Deshalb seien anderslautende Auflagen der Polizei rechtswidrig.

    Die Einsatzleitung der Polizei hatte offenbar von der Anmelderin verlangt, das Errichten von Schlafzelten zu unterbinden. Auch die für ein Camp notwendige Infrastruktur dürfe nicht aufgebaut werden.

    Gegen 21.45 Uhr informierte die Versammlungsleitung, dass die Polizei offenbar keine Menschen mehr zu der angemeldeten Versammlung durchlasse und Kräfte um das Camp zusammenziehe. Kurz darauf postierten sich mehrere Züge Polizei am Zugang zum Camp.

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    Geduldsprobe an der Elbe

    André Scheer
    Demokratie? In Hamburg derzeit weniger
    Ein Lastwagen wird seit Stunden von der Polizei blockiert
    Systemwechsel statt Klimawandel
    Camping unter Polizeibewachung

    Am Elbpark Entenwerder im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort verhindert die Polizei noch immer den Aufbau des gerichtlich genehmigten Antikapitalistischen Camps der G-20-Gegner. Mehrere hundert Menschen haben sich vor den Absperrungen versammelt und warten darauf, dass die von den Demonstranten angerufenen Gerichte erneut entscheiden.

    Die Stimmung unter den Versammelten ist den Umständen entsprechend entspannt. In einem Zelt findet die vom Veranstaltungszentrum Rote Flora nach Entenwerder verlegte Vollversammlung statt, in der über das weitere Vorgehen beraten wird. Als Parlamentarische Beobachterin ist Christiane Schneider von der Hamburger Linksfraktion vor Ort.

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    G-20-Teilnehmer des Tages: Lahme Enten

    Kristian Stemmler
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    Nicht Donald, sondern Dagobert

    »Lame duck«, also lahme Ente, wird in den USA der Präsident genannt, wenn er als handlungsunfähig oder -unwillig gilt. Aktuell ließe sich der Begriff auch auf andere Politoberhäupter anwenden, die nicht mehr viel zu sagen haben oder auf der Kippe stehen. So gesehen, ist der am Wochenende in Hamburg stattfindende G-20-Gipfel eine Art Ententreffen.

    Wobei die erste Ente schon abgesagt hat. Brasiliens Staatschef Michel Temer, der es geschafft hat, als erster Präsident seines Landes noch während der Amtszeit wegen Korruption angeklagt zu werden, kommt nicht. Ist vermutlich besser, wenn er derzeit nicht so weit weg fährt.

    Aber es kommen ja noch genug weitere lahme Enten zum Gipfel. US-Präsident Donald Trump zum Beispiel, an dessen Stuhl viele sägen. Aktuell sorgt der zum Zirkusdirektor aufgestiegene Clown wieder mit seinem Krieg gegen die Medien für Furore. Eine NBC-Moderatorin nannte er »dumm wie ein Stein«. Sagt der Richtige.

    Nicht ganz sattelfest unter den G-20-Führern ist auch Britanniens Premierministerin Theresa May, die sich ihre parlamentarische Basis mit einer Neuwahl selbst zerschossen hat. May wirkt allerdings stabil im Vergleich zum Amtskollegen Jacob Zuma aus Südafrika, einziger afrikanischer Staatschef beim Gipfel. Gegen den Mann laufen mehr als 800 Verfahren, täglich wächst die Schar seiner Gegner. Mächtig Ärger daheim haben auch Italiens Matteo Renzi, Argentiniens Mauricio Macri und Mexikos Enrique Peña Nieto.

    Von den Mächtigen, die sich in Hamburg treffen, sind mithin ein Drittel mehr oder weniger lahme Enten. Ihnen gegenüber steht die Pattex-Fraktion der Politiker, die so schnell nichts aus dem Amt fegt: Recep Tayyip Erdogan aus der Türkei zum Beispiel, der saudische König Salman – und natürlich Angela »Mutti« Merkel, die gütige Gastgeberin.

  • · Interviews

    »Repression schweißt die Szene zusammen«

    In Hamburg stürmten Sondereinheiten Wohnungen von Aktivisten gegen den G-20-Gipfel. Ein Gespräch mit Deniz Ergün
    Kristian Stemmler
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    Die Polizei hat eine »Gefangenensammelstelle« eingerichtet

    Am Donnerstag morgen haben Spezialeinheiten der Hamburger Polizei unter anderem Ihre Wohnung gestürmt. Wie ist das abgelaufen?

    Gegen halb sieben habe ich Geräusche gehört, dann wurde die Tür eingetreten.

    Man hielt es nicht für nötig, zu klopfen oder zu klingeln?

    Nee. Ich brauch’ jetzt ’ne neue Tür. Da ist ein Riesenstück herausgebrochen, der Türrahmen ist kaputt. Sie sind in die Wohnung rein, mit gezogenen Maschinenpistolen, haben mich aus dem Bett gezogen und direkt auf den Boden gedrückt.

    Wie viele Beamte waren in der Wohnung?

    Vielleicht zehn. Alle waren in voller Kampfmontur, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Ich wurde mit dem Bauch auf den Fußboden gedrückt, meine Arme wurden auf den Rücken gedreht, mir wurden Handfesseln angelegt.

    Und dann?

    Ich habe ein paar Minuten auf dem Boden gelegen, dann durfte ich mich aufs Bett legen und ein Beamter vom Landeskriminalamt meinte, ob ich friedlich sei. Ich hab’ ihm gesagt: Was soll das denn? Sie überfallen mich hier und fragen mich, ob ich friedlich bin.

    Es gab noch weitere Durchsuchungen?

    Ja. Parallel wurden auch die Wohnung eines Genossen und die Vereinsräumlichkeiten des »Roten Aufbaus« in Eimsbüttel durchsucht. Die sind krass geschützt, weil das ein Keller ist mit Brandschutztüren. Die Polizei hat dort fünf Türen gewaltsam geöffnet. Da ist ein Sachschaden von mehreren tausend Euro angerichtet worden. Die Polizei hatte übrigens die Springer-Presse mit dabei.

    Was hat die Polizei mitgenommen?

    Computer, Datenträger, alles Handschriftliche, dann haben sie ein paar Böller gefunden und eine Zwille.

    Das waren ja Aktionen, wie man sie von Festnahmen im Bereich »Organisierte Kriminalität« kennt. Der Vorwurf, der hinter der Razzia stand, Sie hätten in einem Interview in der Tageszeitung Gewalt gebilligt, deckt das Vorgehen wohl kaum.

    Natürlich nicht. Das ist nur ein Vorwand gewesen. Das Interview ist ein halbes Jahr her, sie haben bis kurz vor dem G-20-Gipfel gewartet, um uns einzuschüchtern. Der Protest soll kriminalisiert werden. Das ist doch abartig: Innensenator »Andy« Grote spricht von einem »Festival der Demokratie«, während die Stadt im Blaulicht versinkt.

    Sie und Ihr Genosse sollen unter Pseudonymen der Taz ein am 2. Dezember 2016 erschienenes Interview gegeben und darin zu einer Brandattacke auf die Messehallen geäußert haben: »Das ist auch ein legitimer Widerstand« und »Da sind ein paar Glasscheiben zu Bruch gegangen, und ein bisschen Ruß ist da. Man versteht die Leute, die Wut auf diesen Staat haben.« Die Staatsanwaltschaft sieht darin die »Billigung einer Straftat«.

    Erst mal müssten Polizei und Staatsanwaltschaft erklären, wie sie darauf kommen, dass wir die Interviewten waren. Und ob das eine Billigung von Straftaten ist oder von der Meinungsfreiheit gedeckt, darüber kann man streiten. Wir gehen davon aus, dass der Vorwurf fallengelassen wird.

    Sie werden von den Behörden und der Lokalpresse immer wieder namentlich genannt, wenn von gewaltbereiten Linken die Rede ist.

    Ja. Im Hamburger Verfassungsschutzbericht, der vor kurzem präsentiert wurde, werde ich namentlich erwähnt. Und Grote hat die Medien bei einer Pressekonferenz vor mir gewarnt. Im Internet stellt der Verfassungsschutz mich aktuell erneut an den Pranger.

    Will man Sie mit der Stigmatisierung in der linken Szene isolieren?

    Glaube ich nicht. Repression schweißt die Szene eher zusammen. Erfolg könnte die Strategie bei bürgerlichen Partnern wie ATTAC haben.