Mit Schnellfeuergewehren ausgerüstete Sondereinsatzkommandos der Polizei haben in der Nacht zum Sonnabend das Schanzenviertel gestürmt. Über Twitter bestätigt die Polizei, gegen »Störer« vorzugehen und fordert alle Unbeteiligten auf, sich umgehend aus dem Viertel zu entfernen. Zudem verlangten die Sicherheitskräfte von Medien und Privatpersonen, keine Informationen über das »taktische Vorgehen der Einsatzkräfte« zu filmen und zu senden. Wie der NDR berichtete, ging die Polizei am Schulterblatt mit dem Schlagstock gegen mindestens einen Fotografen vor. Anderen Berichterstattern wurde untersagt, den Beamten zu folgen. Trotzdem übertrugen sowohl das NDR-Fernsehen als auch RT im Internet die Auseinandersetzungen zumindest zeitweilig live.
Die Situation in Hamburg hatte sich in den Abendstunden immer weiter zugespitzt. Gegen 19.30 Uhr hatte die Polizei vor dem Millerntorstadion in St. Pauli eine Gruppe von Menschen angegriffen, die sich offensichtlich auf dem Weg zur Auftaktkundgebung der antikapitalistischen Demonstration »G20 Entern!« befanden, die auf der Reeperbahn stattfinden sollte. Die Attackierten flüchteten Richtung Pferdemarkt. Dort und im Arrivati-Park versammelten sich gegen 20 Uhr etwa 1.000 friedliche Demonstranten. Obwohl von ihnen keine Gewalt ausging, wurden sie von der Polizei mit Wasserwerfern und Pfefferspray attackiert. Viele Demonstranten zogen sich daraufhin in das Schanzenviertel zurück, vereinzelt flogen Flaschen und Böller.
Die Situation am Pferdemarkt blieb stundenlang unverändert. Im Schanzenviertel dagegen ließ sich über Stunden keine Polizei blicken. Gegen 22 Uhr hatten sich in dem Stadtteil mehrere tausend Menschen auf den Straßen versammelt. Es brannten mehrere angezündete Müllhaufen auf der Straße. Immer wieder detonierten in das Feuer geworfene Spraydosen, Rauchschwaden hingen in der Luft.
Kurz nach 23 Uhr näherten sich vom Neuen Kamp kommend zwei schwarze Geländewagen, in denen bewaffnete Spezialkräfte der Polizei saßen. Kurz vor Mitternacht stürmte die Polizei das Schanzenviertel. Wasserwerfer, Räumfahrzeuge und Polizeiketten drangen in das Viertel vor. Es flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Ein Polizeihelikopter richtete seinen Scheinwerfer auf die Szenerie. Tränengas lag in der Luft. Die Polizei sprach von 1.500 »militanten Personen«, gegen die nun ein Großaufgebot vorgehe.
Während auf dem Schulterblatt die Straßenschlacht tobte, feierten in den Seitenstraßen Menschen, die Kneipen waren gefüllt. Schaufensterscheiben waren eingeschlagen, Straßenschilder herausgerissen. Es soll zu Plünderungen von zwei Drogerie- oder Supermärkten gekommen sein. Auch ein Geschäft der Mobilfunkkette O2 wurde aufgebrochen.
In der Roten Flora wurden in der Nacht Verletzte versorgt. Spiegel online zitierte den Sprecher des Veranstaltungszentrums, Andreas Blechschmidt, mit der Aussage, man habe 20 Menschen medizinisch versorgen können, drei seien vom Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. worden. Blechschmidt erklärte dem Nachrichtenportal zufolge, man finde Protest und Blockaden gegen G20 und die Messehallen richtig, aber die »sinnbefreite Gewalt« in der Schanze sei Selbstzweck und falsch.